Ein Filmstudent versucht, seine Passion fürs Skateboarding neu zu erwecken.
Es gibt zahlreiche Dokumentarfilme, die sich unter Jugendlichen beliebten Sportarten und den damit verbundenen Subkulturen befassen. Oft beschränken sich Snowboard-, BMX-, Skateboard- und sonstige ähnlich gelagerte Sportfilme darauf, einige Protagonisten in stylischen, dynamischen Bildern beim Ausüben ihrer Passion zu zeigen. Ein paar kurze Interviewaussagen, darüber wie schwer Trick X und wie einfach, doch spektakulär wirkend Trick Y ist, und schon ist man aus der reinen Videoclipästhetik hinaus gewachsen. Diese Dokus mögen für aktive Sportler vielleicht ganz kurzweilig sein, mehr als Clipshows von Gleichinteressierten sind diese aber nicht.
Filmstudent Sebastian Linda hingegen erzählt mit Co-Regisseur Christopher Heck in «Born to Skate» ein sehr persönliches Selbstporträt. Vor Jahren zog sich der damals begeisterte Skate bei einem Stunt eine schwere Verletzung am Bein zu, woraufhin er sich von seinem Hobby verabschiedete. Sein Freund Chris will ihn mit seiner früheren Leidenschaft wieder vereinen, indem er ihn Tag für Tag dazu ermutigt, mit ihm skaten zu gehen. Letztlich entsteht so dieser Film, der zugleich die Abschlussarbeit der beiden Hochschüler ist, in der sie sich damit beschäftigen, was das Skaten für sie persönlich bedeutet (beziehungsweise früher bedeutet hat) und sie den früher passionierten Skater Sebastian bei seinen ersten Versuchen filmen, wieder auf das Brett zu steigen. Daraus entwickelt sich darüber hinaus ein Roadtrip durch Deutschland und sogar die USA, bei dem sie Skaterfreunde und einige Szenegrößen treffen, auf der Suche nach der Wurzel der gemeinsamen Faszination.
Durch die sehr persönliche Erzählweise und die Kommentare Sebastians gewinnt «Born to Skate» an Substanz, über die viele vergleichbare Filme nicht verfügen. Dieser Skatefilm ist nicht bloß eine Aneinanderreihung von Tricks, sondern auch das Ergebnis einer Selbstfindungsreise. Dass dieser Aspekt zwischenzeitlich durch die Blödeleien von Sebastian und seinen Kollegen an den Rand gedrängt wird, ist als humoristische Auflockerung hinzunehmen, selbst wenn sich diese Szenen teilweise zu sehr ziehen. Auch kommt der Abschluss etwas abrupt, kurz nach dem letzten Ziel des gemeinsamen Skate-Trips folgt ein schlüssiges Fazit, obwohl kurz zuvor noch einige offene Stellen in der persönlichen Definition des Skaten gelassen wurden. Solche Kritikpunkte sind allerdings weitestgehend Haarspaltereien, da «Born to Skate» eine kurzweilige und zugleich erhellende Dokumentation über Skateboarding und das damit verbundene Lebensgefühl ist. Auch «Born to Skate» vermag nicht gänzlich, jedem Zuschauer die Faszination vollständig nahezu bringen, hat aber zweifelsfrei größere Ambitionen als viele Genrekollegen.
ZDFkultur strahlt «Born to Skate» am Dienstag, dem 15. Mai 2012, um 20.15 Uhr.