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Doch worum geht es in der Auftaktfolge eigentlich konkret? Jill Kussmacher, eine "Berliner Göre, die auszog, um in Hollywood berühmt zu werden", wandert in die Vereinigten Staaten aus und versucht, in Los Angeles Fuß zu fassen. Um eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, kann sie sich jedoch nicht einfach auf die faule Haut legen und den Reichtum ihrer als Immobilienverwalter tätigen Eltern verprassen. Die Amerikaner verlangen nämlich für ein Visum, dass sie einen eigenen Betrieb führt und darin dauerhaft auch Mitarbeiter einstellt. Die Geschäftsidee "der Kussmacher", wie sie von der weiblichen Off-Stimme immer wieder betitelt wird, ist ein Food Truck mit deutschen Bratwürsten, durch den sie erste Einnahmen generieren möchte.
Das große Ziel der Dame ist jedoch, berühmt zu werden. Diese unstillbare Gier nach Bekanntheit und öffentliche Anerkennung stellt auch ihren eigentlichen Beweggrund für die Reise in die USA dar, wie sie in der Auftaktfolge nicht müde wird, zu betonen. Und somit offenbart sich dem Zuschauer ziemlich schnell, welch eine Person der Star dieser Sendung ist: Eine weitere oberflächliche und recht karrieregeile, deren wichtigste moralische Grundsätze in einer der zahlreichen Klatschzeitschriften zu finden sind – und somit auch ein Stereotyp, der sich im deutschen Fernsehen wahrlich nicht zu selten selbst inszenieren darf.
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Doch inhaltliche Belanglosigkeit ist kaum etwas Neues für Zuschauer von Daniela Katzenberger und Co. Was der Berlinerin jedoch abgeht, ist das gewisse Maß an Sympathie, das man einer Katzenberger nur schwer nicht zuteilwerden lassen kann. Kussmacher wirkt zwar etwas intelligenter, dafür aber auch wesentlich beliebiger und berechnender als die gebürtige Ludwigshafenerin. Somit gelingt es ihr in der ersten Folge kaum, das Herz des Zuschauers zu gewinnen. Das jedoch ist bei einer solch personenzentrierten Sendung von unschätzbarer Bedeutung, um das Publikum bei der Stange zu halten. Ist es diesem nämlich so egal wie hier, was mit der Protagonistin geschieht, wird ihm auch die Sendung endgültig egal. Zumal zumindest die Auftaktepisode noch nicht einmal beeindruckende Bilder aus der Welt der Schönen und Reichen liefern kann.
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Beglückwünschen darf man nach diesem Start somit vor allem diejenigen, die ihn nicht sehen konnten oder wollten. Dokusoaps über verwöhnte Mädchen mit dem dringenden Drang nach Aufmerksamkeit gibt es genug - doch manche davon sind im Gegensatz hierzu zumindest unterhaltsam. «Jill Kussmacher: Glamour, Grill & Hollywood» ist neben der zu erwartenden Oberflächlichkeit hingegen sogar beinahe schon einschläfernd belanglos und wohl kaum weiterer Beachtung wert. Für einen fünfminütigen Clip bei «red!» oder dem Sat.1-«Frühstücksfernsehen» mag dies noch ausreichen, eine Primetimesendung über eine Stunde trägt dies jedoch ganz und gar nicht.