Kino-Check

Neu im Kino: Diktatorfischen im Jemen

von
Im Kino gibt Sacha Baron Cohen einen exzentrischen Diktator, während Ewan McGregor im Jemen nach Lachsen angelt.

«Der Diktator»
Nach den semi-dokumentarischen Satiren «Borat» und «Brüno» lässt der britische Komiker das Stilmittel, entlarvende Interviews mit uneingeweihten Menschen in eine fiktive Komödienhandlung einzubetten, fallen und setzt stattdessen auf ein komplett fiktionales Geschehen. In «Der Diktator» verkörpert der Golden-Globe-Preisträger den nordafrikanischen Admiral General Aladeen. Der selbstverliebte, nicht sonderlich gebildete Diktator einer reichen Ölnation nutzt seine Macht und seinen Reichtum, um sich Schäferstündchen mit Hollywoodstars zu kaufen, Atomwaffen zu entwickeln und seine eigenen Olympischen Spiele zu veranstalten. Aufgrund seiner zahlreichen Verstöße gegen die Menschenrechte werden er und seine rechte Hand Tamir zu einer UN-Konferenz nach New York beordert. Dort gerät der Diktator in einen Hinterhalt, infolgedessen er ohne jeglichen Beweis seiner Existenz durch Brooklyn stapft. Letztlich ist er sogar gezwungen, im veganen Lebensmittelladen einer liberalen, politischen Aktivistin zu arbeiten, was für den verwöhnten Admiral General Aladeen selbstredend keine große Freude ist …

Ob sich der Kinobesuch lohnt, erfahren Sie in unserer Quotenmeter.de-Kinokritik.

OT: «The Dictator» von Larry Charles. Mit: Sacha Baron Cohen, Ben Kingsley, Jason Mantzoukas, Anna Faris, Megan Fox und John C. Reilly

«Hanni & Nanni 2»
Das neue Schuljahr beginnt für die Mädchen im Internat Lindenhof mit einer gewaltigen Überraschung: Gerüchteweise soll eine der neuen Schülerinnen eine echte Prinzessin sein. Den beiden Zwillingen Hanni und Nanni würde dies eher kalt lassen, würde sich nicht peinlicherweise ausgerechnet ihre Cousine Lilly, überzeugt davon die Adelige ausfindig gemacht zu haben, unterwürfig an eine der neuen Schülerinnen dranhängen. Alsbald erfahren die Zwillinge, dass jemand plant, die Prinzessin zu entführen, was die tapferen Schwestern zu verhindern versuchen. Jedoch müssen sie sich obendrein mit allerlei anderen Problemen herumschlagen: Ihre Eltern verzetteln sich immer heftiger in einen argen Streit, eine Scheidung scheint nicht mehr weit entfernt. Außerdem sorgt der gutaussehende Neffe von Mademoiselle Bertoux für verdrehte Köpfe im Mädcheninternat sowie für die dazugehörigen Liebes-Zickereien.

Esther Buss von film-dienst kann von diesem Kinderfilm nur abraten. Nach dem „Titelsong in penetranter Werbeblock-Manier“ gelte es für das Publikum, „seichte[n] Klamauk und Gute-Laune-Indoktrination“ so weit fernab der Realität Heranwachsender zu durchstehen, dass die gebotene Realitätsverdrängung „schon an pädagogische Idiotie“ grenze. Seien die Nebenfiguren neurotische Revue-Nummern, blieben die Titelfiguren „seltsam fad und charakterlos“. Etwas positivere Töne schlägt Jörg Brandes bei Filmstarts.de an, der eine leicht überdurchschnittliche Bewertung abgibt. Das Zwillingspaar bezeichnet er als „inzwischen auch schauspielerisch gereift“, die Handlung des Sequels sei sympathisch, allerdings leide es „ein wenig unter der Vielzahl seiner Erzählstränge.“ Vor allem die Randfiguren sorgten, trotz behäbiger Regieführung, für Kurzweil. Dies treffe insbesondere auf Barbara Schöneberger zu, die sich „in ihrem Part als blonder Catering-Vamp wie gewohnt selbstironisch“ gebe.

von Julia von Heinz. Mit: Jana Münster, Sophia Münster, Heino Ferch, Suzanne von Borsody, Anja Kling, Katharina Thalbach, Hannelore Elsner und Barbara Schöneberger

«Lachsfischen im Jemen»
Dr. Alfred Jones ist einer der führenden Fischkundler, doch er ist auch ein ungemein scheuer, zugeknöpfter Mitmensch. Umso kurioser, dass ausgerechnet er für eine ungewöhnliche Mission ausgewählt wird: Der Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama entdeckte während seiner Studienzeit das Lachsfischen als seinen liebsten Zeitvertreib und ist felsenfest davon überzeugt, dass dieses Hobby das Leben all seiner Mitmenschen verschönern würde. Um diese Kunde erfolgreich verbreiten zu können, will er sich die wissenschaftlichen Dienste von Dr. Jones, derzeit Vertreter der führenden Fischerei Großbritanniens, kaufen. Dieser hält das Unterfangen für wahnsinnig und möchte das Angebot ablehnen, doch aufgrund einer übereifrigen PR-Strategin des britischen Premierministers, die nach einer Militärpanne in Afghanistan dringend positive Meldungen über den Nahen Osten benötigt, sieht er sich gezwungen, zuzusagen. Nun muss er im Jemen Aufklärungsarbeit für die Fliegenfischerei betreiben, dem Mangel an Wasser und Lachsen zum Trotz ...

Sabine Metzger vom Teledienst lobt, dass sich der Regisseur und „Kitschganove“ Hallström zunächst in seiner Inszenierung „angenehm“ zurückhält, „sodass sich der britische Humor der Vorlage von Paul Torday fein und frei entfalten kann.“ Auch die schauspiellerischen Leistungen von Ewan McGregor und Emily Blunt seien amüsant, Kristin Scott Thomas jedoch „scheint durch einen anderen Film zu stöckeln“. Mit fortlaufender Handlung verliere die Regie aber jegliches Gleichgewicht, bis „die komischen Momente nur noch albern“ seien und der nicht-komödiantische Teil so kitschige Formen annehme, dass „auch die letzten Romantiker die Geduld mit der Fischfabel verlieren.“ Marc Jackson von der Epoch Times hingegen lobt die Inszenierung. Hallström steuere „meisterhaft die feinen und sehr lustigen Rhythmen des europäischen Humors“. Bill Goodykoontz von der Ariona Republic schlägt einen mittleren Weg ein und gibt zu, dass die Tragikomödie ein wenig kitschig und an den Haaren herbeigezogen sei, doch dank Blunt, McGregor und Amy Waked sei sie dennoch „ein charmanter, kleiner Film.“

OT: «Salmon Fishing in the Yemen» von Lasse Hallström. Mit: Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Rachael Stirling, Amr Waked, Tom Mison und Catherine Steadman

«Our Idiot Brother»
Hippie und Ökobauer Ned ist nicht der hellste Stern am Nachthimmel: Ein uniformierter Polizist erzählt ihm davon, wie stressig seine Woche war, und fragt ihn, ob er nicht etwas Haschisch verkaufen könnte. Da Ned eine Falle nicht einmal erkennt, wenn sie ihm ins Gesicht grinst, schenkt er dem Polizeibeamten vor lauter Mitleid eine Tüte des verbotenen Stoffes – und landet prompt im Knast. Kurz darauf verlässt ihn seine langjährige Freundin und behält sogar seinen geliebten Hund Wille Nelson. Zunächst findet er Zuflucht bei seiner Mutter und erhält außerdem bei seinen Schwestern gepflegtes Mitgefühl sowie eine Prise geschwisterlicher Häme. Allerdings hat Ned die Angewohnheit, immer die Wahrheit zu sagen, vollkommen gleich, wie unangebracht dies auch im Moment scheint. Und so löst er bei seinen Schwestern einen Trubel nach dem anderen aus, weshalb sie ihn wie einen Schwarzen Peter untereinander weiterreichen.

Sebastian Otto von film-dienst stellt heraus, dass sich «Our Idiot Brother» im Vergleich zu ähnlichen Komödien über Naivlinge „auf einem erfreulich ambitionierten Niveau“ bewege. Dies sei Hauptdarsteller Paul Rudd zu verdanken, der „herzlich und ehrlich“ agiere. Die Redaktion der TV Spielfilm kritisiert, dass Rudds Leinwandschwestern „als Verkörperung unterschiedlicher Rollenklischees doch ziemlich eindimensional“ wirkten. John Anderson vom Wall Street Journal urteilte nach US-Kinostart vergangenen Sommer, dass Ned „die Verkörperung der menschlichen Qualitäten ist, die wir in der Theorie idealisieren, in der Ausführung aber verurteilen“ und beschrieb die Hauptfigur als „rund und sympathisch“. Aufgrund dessen sei die „dämlich-komische und dumme“ Komödie „seltsamerweise bewegend.“
von Jesse Peretz. Mit: Paul Rudd, Elizabeth Banks, Zooey Deschanel, Steve Coogan, Hugh Dancy, Kathryn Hahn und Rashida Jones

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