Die Kritiker

«Horst Schlämmer – Isch kandidiere»

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Story


Horst Schlämmer hat es satt. Der stellvertretende Chefredakteur des Grevenbroicher Tagblatt möchte nicht länger nur die zweite Geige spielen. Artikel über Kaninchenwettbewerbe in der eigenen Stadt sind dem Doornkaat-Freund zu wenig, sein arroganter Chef geht im auf die Nerven. Und der gibt Schlämmer dann auch noch den Redaktionspraktikanten Ulle an die Hand.

Da platzt dem Grevenbroicher der Kragen. Ausgerechnet Ulle ist es dann, der Schlämmer auf die wahnwitzige Idee bringt, seine eigene Partei zu gründen. Doch das ist dem Trenchcoat-Träger noch lange nicht genug. Vor seinem geistigen Auge sieht sich Schlämmer in Berlin – als Nachfolger Merkels. Aber die Vorstellung seines Wahlprogramms scheint im Fiasko zu enden. Niemand schenkt der Horst Schlämmer-Partei (HSP) Gehör. Niederlagen kann ein Horst Schlämmer allerdings nicht hinnehmen. Und so kämpft sich der rauchende Redakteur an die Spitze bis hin zum TV-Duell mit der amtierenden Kanzlerin…

Darsteller


Hape Kerkeling («Kein Pardon») ist Horst Schlämmer / Gisela / Uschi Blum u.m.
Alexandra Kamp-Groeneveld («Vampires») ist Alexandra Kamp
Simon Gosejohann («12 Meter ohne Kopf») ist Ulf „Ulle“ Polle
Maren Kroymann («Es war einer von uns») ist Renate Hammelböck
Norbert Heisterkamp («Der Bibelcode») ist Günni
Thomas Loibl («Die Sterntaler») ist Polizist Griebe

Kritik


Es ist schwierig, Dinge zu finden, die Komiker Hape Kerkeling nicht schon wenigstens ausprobiert hat. Er fuhr als Königin Beatrix ohne Skrupel im Schloss Bellevue vor, produzierte 1992 den Kultfilm «Kein Pardon» (der mittlerweile sogar als Musical aufgeführt wird) und entwickelte zahlreiche unvergessene Figuren. Darunter auch jener Horst Schlämmer, der seinen Höhepunkt durch Kerkelings Fernsehshow «Hape trifft» und als Kandidat bei «Wer wird Millionär?» erlebte. Kurz bevor Kerkeling den nahezu bis ins Letzte ausgemerzten Herrenhandtaschenträger Schlämmer vorerst ruhen lassen wollte, durfte dieser seine Abschiedstour im eigenen Kinofilm vollbringen.

Es ist der Schlämmer-Overkill im ZDF. Bekleidet Kerkelings Figur in «Ein Mann, ein Fjord» noch eine Nebenrolle, gehört ihr hier die volle Aufmerksamkeit. Halb dokumentarisch, halb szenisch gestaltet sich der Spielfilm über Schlämmers Kanzlerkandidatur. Dabei sind es gerade die Interviews mit Politikern wie Jürgen Rüttgers, die Kerkelings/Schlämmers ganze Stärken offenbaren: Spontaneität, Frechheit, Originalität. In den gestellten Szenen mit den Schauspielkollegen, darunter Simon Gosejohann und Alexandra Kamp-Groeneveld, büßt die Geschichte an Unterhaltungswert ein. Zu plump und gewollt „daneben“ präsentieren sich die Zoten. Das hat zur Folge, dass der Klamauk allzu albern wirkt und das ohnehin schon Übertriebene die Grenze erreicht.

Dank Kerkelings bundesweiter Prominenz lassen es sich seine Kollegen nicht nehmen, ein Teil des Schlämmerschen Wahlkampfes zu werden. Von Michael Bully Herbig über Jürgen Drews bis Kader Loth ist alles dabei, was in Deutschland mehr oder weniger bekannt ist. In Bambi-Preisträger und Rapper Bushido hat der Lokalreporter sein musikalisches Pendant gefunden. Das Schaulaufen der Prominenz macht sich zwar gut als Bildfutter, der Witz bleibt meist aber hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Ein Wiedersehen mit anderen Charakteren aus dem Repertoire des Comedians und „lustischen Glückshasen“ bringen das Kerkeling-Universum gebührend zusammen. Jedoch werden diejenigen, die Horst Schlämmer noch nie wirklich leiden konnten, auch bei Betrachten seines ausgedehnten Wahlwerbespots kein Freund von ihm. Fans von Kerkelings Kultfigur dagegen finden in den anderthalb Stunden einige Momente zum Schmunzeln, ohne dabei aus dem Sessel zu fallen.

Das ZDF strahlt «Horst Schlämmer – Isch kandidiere» am Pfingstmontag, den 28. Mai, um 21.50 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/56927
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