Halbwegs stabil hielt sich Sat.1 in der zurückliegenden TV-Saison. Das kommende Fernsehjahr dürfte aber verdammt schwer werden. Wo die Probleme liegen und ob es Lösungsansätze gibt, sagt Manuel Weis.
Die Season:

Die Baustellen:
Gibt es bei Sat.1 ganz zahlreich. Dabei ist es eigentlich gar nicht so sehr die Primetime, die Sorgen bereitet. Vielmehr gelang es dem Münchner Sender nicht, den Vorabend auf die Beine zu bringen. Man muss kein ausgewiesener Experte sein, um zu wissen, dass ein Vorabendprogramm, das gute Quoten holt, von enormer Bedeutung ist. Dann läuft es nicht nur zur Primetime gleich viel besser, sondern auch die Tagesmarktanteile fallen ohne allzu große Anstrengung höher aus. Mit «K 11», dem demnächst wieder eingemotteten «Lenßen», «Pures Leben» und dem gerade neu gestarteten «push» hat der Kanal aber kein wirklich zukunftsfähiges Format.
Vielmehr scheint man seit Jahren in diesem Sektor zielstrebig am Publikum vorbei zu produzieren. Wofür steht Sat.1 eigentlich am Vorabend? Während es RTL II gelang mit Scripted Realitys eine neue Vorabendfarbe zu installieren, RTL mit Soaps punktet und ProSieben mit seinem bekannten Mix aus «Simpsons» und «Galileo» konstant über Senderschnitt liegt, zeigt Sat.1 ein Kessel Buntes, aber langweiliges.
Der Vorabend beschreibt zudem die Situation des Münchner Senders sehr deutlich. Er droht in der kommenden Saison – ohne Live-Fußball – in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Große Gesichter wie Pocher, Schmidt und möglicherweise auch Kerner sind weg – geblieben sind Inhalte wie «Schwer verliebt» oder «Land sucht Liebe». Wofür Sat.1 genau steht, weiß vermutlich nicht einmal die Führungsriege – denn die ist mit dem einst so erfolgreichen Berliner Sender noch zu wenig verwurzelt.

Immerhin aber scheint man erkannt zu haben, dass am Vorabend noch Potential nach oben besteht. So hat die Führungsetage angekündigt zum Herbst einen neuen Vorabend installieren zu wollen – möglicherweise mit der Kuppelshow «Land sucht Liebe», wie kürzlich bekannt wurde.
Die Chancen:
Sie sind nicht massig vorhanden. Für die Primetime hat Sat.1 gleich vier neue Serien für den Montag im Köcher – die sich allerdings auch inhaltlich erst einmal mit den Hits «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle» (wurden übrigens noch zu Berliner Zeiten entwickelt) messen lassen müssen. Besser programmieren als zuletzt kann Sat.1 fortan auch mittwochs – Champions League fällt weg, wenngleich der Mittwochabend nicht zu den Problemkindern des Senders gehört.
Donnerstags und sonntags wird es Sat.1 wohl bei US-Serien belassen, neue Ware aus den USA kommt nur schleppend nach – ein Glück für den Sender, dass die aktuellen Formate allesamt noch gute Werte einfahren. Grundsätzlich bestehen auch Chancen auf einen geglückten Reboot am Vorabend – vorausgesetzt die Leidenschaft kehrt zum Sender zurück. Dafür müsste man sich aber erstens etwas trauen und somit auch Flops in Kauf nehmen und sich vom Streben nach Gewinnmaximierung verabschieden.
