Season:
Mit durchschnittlich 17,7 Prozent Marktanteil beendete der Kölner Sender RTL das vergangene TV-Jahr. Vor allem gegen Ende sah es aber deutlich schlechter aus. Nach einem durchwachsenen April (16,4 %) kam RTL im Mai nur noch auf 15,3 Prozent. Der Juni verspricht wegen der Fußball-EM nicht besser zu werden. Angesichts dieses Trends scheint es schier unmöglich sein, die 17,7 Prozent in der kommenden Saison noch einmal zu wiederholen.
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Die Baustellen:
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Nicht weniger spannend ist die Frage, wie RTL am Mittwoch vorgeht. Eine neue «Raus aus den Schulden»-Staffel ist bestellt, auch «Der Bachelor» wird fortgeführt. Von der «Super Nanny» hat man sich unter anderem wegen schwacher Quoten getrennt – was also passiert am Mittwochabend? Donnerstags läuft «Alarm für Cobra 11» - ebenfalls nach Verlusten – noch ordentlich, aber das 21.15 Uhr-Format «Bones» wird sich nur schwer im Programm halten lassen. Teilweise wurden zuletzt weniger als 13 Prozent in der Zielgruppe gemessen. Solche Quoten wird sich RTL kaum noch lange antun.
Am Freitag stellt sich die erneute Frage in wie weit «Wer wird Millionär?» noch gesichert ist. Die später gezeigten «Chart-Shows» dürften sich wirtschaftlich durchaus lohnen, sie holen akzeptable Einschaltquoten. Neu hinzukommt bei RTL mittlerweile auch ein Vorabendproblem: «Alles was zählt» lag im Mai 2011 bei gerade einmal 16,1 Prozent Marktanteil, im Vorjahreszeitraum kam man noch auf genau 18 Prozent. Und auch der Dauerbrenner «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» musste Federn lassen. Der Mai 2012 wurde durch die Jubiläumswoche positiv beeinflusst. Im April 2012 aber lag die Soap bei noch 20,3 Prozent und somit bei drei Prozentpunkten weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Mai steigerte man sich dann wieder auf 21,4 Prozent, lag aber sechs Mal bei unter 20 Prozent. Das kam im Mai 2011 nie vor.
Die Chancen:
Wenn RTL jetzt im Sommer die richtigen (mutigen) Entscheidungen trifft, kann der Weg aus der Krise ein schneller sein. Eine wichtige Frage wird sein: Wird man die Dosis von «Wer wird Millionär?» weiter reduzieren? Plant man künftig vielleicht wieder eher mit kürzeren Staffeln, die dann als eine Art Event im Fernsehen zu sehen sein werden? Lässt Günther Jauch das alles mit sich
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Große Chancen hat RTL möglicherweise am Mittwoch. Es böte sich durchaus an, an diesem Abend einen Comedy-lastigen Abend zu etablieren, unter anderem mit der einstündigen Serie «Der Lehrer». Die Kölner würden sich so durchaus vom restlichen Programm absondern. Aber: Auf der anderen Seite ist serieller Nachschub auch am Donnerstag gefragt. Rein aus Quotensicht ist «Bones» nämlich nicht mehr um 21.15 Uhr zu halten. Hier bietet sich aber vielleicht «Person of Interest» an – oder eine deutsche Eigenproduktion, die momentan aber noch nicht in Sicht ist. Im Herbst starten soll übrigens auch die internationale «Transporter»-Serie, die durchaus Hit-Potential hat.
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RTL ist für die kommende Saison auf keinen Fall ohne Chance, wenn man zahlreiche gute Ideen in der Hinterhand hat. 2011/2012 erwies sich der Sender aber bis auf wenige Ausnahmen als kaum innovativ. Dass der Sender in 2012/2013 auf 17,7 Prozent oder mehr kommt, gilt daher als unwahrscheinlich. Mehr als die 15,3 Prozent im Mai 2012 werden es aber wohl schon wieder werden.