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Es ist die Geschichte eines Provinzmädchens, das das Landleben satt hat und raus in die Großstadt will. Mit dem Traum, in Hollywood ein neues, besseres Leben zu beginnen, setzt sich Sherrie in den nächsten Bus und kehrt ihrer Heimat Oklahoma den Rücken. Doch kaum in der schillernden Stadt angekommen, fangen die Probleme an. Mitten auf dem Sunset Strip wird der Blondine das Gepäck geklaut. Drew, der im „Bourbon Room“, dem beliebtesten Rockclub der Stadt, arbeitet, hat den Diebstahl mit angesehen und eilt Sherrie zu Hilfe. Er stellt sie seinem Chef vor – und dieser engagiert das Mädchen als Kellnerin. Bald verlieben sich Drew und Sherrie ineinander und Drew bekommt die große Chance, mit seiner unbekannten Band als Vorgruppe seines Idols Stacee Jaxx aufzutreten. Alles scheint wie im Traum – bis ein unglücklicher Zufall die Seifenblase zerplatzen lässt.
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Bereits in der Exposition gibt Shankman, der für eher seichte Komödien wie «Der Babynator» oder «Bedtime Stories» bekannt ist, die Wegrichtung unmissverständlich an: «Rock of Ages» ist ein waschechtes Musical. Sherrie fährt im Bus aus Oklahoma hinaus in die große Welt, beginnt zu singen. Und es dauert nicht lange, bis auch die restlichen Fahrgäste inklusive Busfahrer mit einstimmen. Selbstverständlich gibt es auch gesprochene Dialoge. Doch die meiste Zeit über werden Botschaften in Songs aus den 1980ern verpackt. Das ist sehr unterhaltsam, zumal die meisten Lieder der älteren Generation bekannt sein dürften. Hinzu kommt, dass die gesamte Darstellerriege hier selber zum Mikro gegriffen hat. So erklingen Kultsongs wie etwa „Hurricane“ von den Scorpions oder „Dead or Alive“ von Bon Jovi nun aus dem Mund eines Alec Baldwin, Russell Brand oder Tom Cruise. Diese sollen auch in der deutschen Sprachfassung ohne nachträgliche Synchronisation und Untertitel auskommen.
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Die bekannten Hollywoodveterane lassen immer wieder vergessen, dass sich in ihrem Rücken eigentlich eine Liebesgeschichte abspielt. Tatsächlich verliert «Rock of Ages» immer dann an Kraft, wenn die beiden Jungschauspieler Julianne Hough und Diego Boneta als Pärchen mit Träumen die Handlung vorantreiben sollen. Hough als singendes Barbiepüppchen vom Land harmoniert nicht mit der dreckigen Rockerszene. Auch Kinodebütant Boneta wirkt in seiner Rolle des Drew arg verweichlicht. Das ist gerade deshalb schade, weil die Geschichte auf die Beziehung der beiden abzielt. Doch während die Gesangseinlagen der namhaften Darsteller mitunter zum Mitsingen und Mitwippen animieren, gelingt dies den dünnen Stimmen und schnulzigen Vorträgen von Hough und Boneta nie.
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Trotz der einfallslosen und in ihrer Einfachheit zeitweise nervenden Liebesgeschichte halten die Choreografien und Sprüche einige Lacher bereit. «Rock of Ages» eignet sich dennoch nur für eingefleischte Musicalfans. Wahre Rockliebhaber dürften angesichts der weichgespülten Songs etwas enttäuscht sein. Die Hits der damaligen Epoche sind trotzdem eine schöne Erinnerung, die nach dem Abspann als Ohrwurm im Kopf bleibt. Der Rock’n’Roll ist tot – lang lebe der Rock’n’Roll!
«Rock of Ages» startet am 14. Juni in den deutschen Kinos.