«push»? Abgehängt. «Alles was zählt»? Auf den Fersen, teilweise überholt. Die RTL II-Sendung rund um eine Chaos-WG in Berlin macht in diesen Tagen wieder Schlagzeilen. Die Quoten sind überraschend stark. Ein Blick auf den Vorabend während der EM.
Die erste große Welle an Spielen der UEFA Euro 2012 liegt hinter uns – ab sofort werden alle Spiele nur noch um 20.45 Uhr angepfiffen. Die privaten TV-Sender können somit wieder aufatmen, haben doch zahlreiche Formate in der vergangenen Woche unter den 18.00 Uhr-Spielen gelitten. Die starke Fußballkonkurrenz brachte aber auch (neue?) Erkenntnisse. So geht aus dem Duell gegen König Fußball die RTL II-Sendung «Berlin – Tag & Nacht» als großer Gewinner hervor. Positive Meldungen bezüglich der filmpool-Produktion gab es in den vergangenen Monaten schon en masse, auch wenn diese meistens nur im Zusammenhang mit der Quotenmessung standen.
Diese Meldung aber ist vielleicht eine Art neuer Meilenstein. Am Donnerstag gelang es dem Format erstmals eine höhere Zielgruppen-Quote zu generieren als RTL mit dem zeitgleich gezeigten «Alles was zählt». Die Eislauf- und Tanzsoap holte ab 19.05 Uhr im Schnitt 8,6 Prozent Marktanteil bei 0,73 Millionen werberelevanten Zuschauern. Die Berliner WG kam bei RTL II aber auf klar bessere 0,84 Millionen und 9,7 Prozent. Das ist richtungsweisend.
Ohnehin ist festzustellen, dass «Berlin – Tag & Nacht» unter der Fußballkonkurrenz nicht in dem Maße zu leiden hatte, wie andere Vorabendformate. Die vier letzten Folgen vor dem EM kamen auf durchschnittlich genau elf Prozent Marktanteil, die Episoden gegen die Fußball-EM holten rund achteinhalb Prozent. Das ist natürlich ein Abschlag, aber immer noch ein deutlich überdurchschnittlicher Wert für den Münchner Privatsender. Auch die Gesamtreichweite ging nicht so stark zurück, wie mancher es vielleicht erwartet hätte: Wurden zuvor durchschnittlich 1,12 Millionen Zuschauer ab drei Jahren gemessen, waren es während der Euro 2012 bis dato rund 1,01 Millionen.
Andere Formate traf es da schon viel eher – beispielsweise eben RTLs «Alles was zählt»: Ein Blick auf die Werte in der Zielgruppe zeigt ein klares Bild: Aus zuvor 16,9 Prozent wurden nun nur noch 10,1 Prozent Marktanteil – das ist ein Verlust von weit über einem Drittel. Auch insgesamt waren die Verluste größer: Kamen die vier Folgen vor dem EM auf 2,71 Millionen Zuschauer, blieben während des Turniers bis dato nur etwas mehr als zwei Millionen übrig.
Zu den großen Verlieren der Euro am Vorabend zählt übrigens auch das noch so junge Magazin «push», das Annika Kipp für Sat.1 moderiert. Betrachtet man hier die Quoten im Vergleich mit dem eigentlich viel kleineren RTL II, könnte einem schwindlig werden. Seit Beginn des Turniers kommt die 19.30 Uhr-Sendung nur noch auf 3,6 Prozent Marktanteil - «BTN» hat demnach mehr als doppelt so viel. Selbst beim Gesamtpublikum ist RTL II Sat.1 inzwischen auf den Fersen, am Donnerstag hatte die Soap schon mehr Zuschauer als das Magazin, im Schnitt aber hat Annika Kipp mit 1,06 Millionen Zuschauern noch leicht die Nase vorn.
Die Verluste der neuen Sat.1-Sendung waren in der vergangenen Woche zudem deutlich spürbar: Vor der Euro holte das Format schon nur wenig berauschende 6,2 Prozent, nun hat man noch einmal knapp die Hälfte verloren. Verluste sind also überall zu spüren, übrigens auch bei RTL II: Dort tat sich in den vergangenen Tagen die Ermittler-Serie «Privatdetektive im Einsatz» ziemlich schwer. Um 18.00 Uhr kam sie teilweise nur auf 3,3 Prozent – zuvor waren auch mehr als neun Prozent drin. Die Tatsache, dass «Berlin – Tag & Nacht» sich von der Fußball-Europameisterschaft nicht in die Quotensuppe spucken lässt, sondern auch in diesem Fall wieder für positive Schlagzeilen sorgt, ist also defintiv der eigenen Stärke des Formats zu verdanken. Alles spricht dafür, dass der Münchner Sender noch lange, lange viel Spaß an den Quoten der filmpool-Produktion haben wird.