
Doch um in Loddars Fall zunächst einmal eine gewisse Fallhöhe zu suggerieren, beginnt das neue Format erst einmal damit, dessen unbestrittene Erfolge als aktiver Fußballer aufzuzählen. Immerhin war er ja mehrfacher deutscher Meister und Pokalsieger, hatte eine erfolgreiche Zeit in Italien und war sogar bei den letzten internationalen Turniererfolgen der deutschen Nationalmannschaft mit dabei. Doch nach seinem Karriereende im Jahr 2000 verblasste sein Ruhm zunehmend, seine Trainerstationen waren nur selten von Erfolg gekrönt und die größte Wahrnehmung generierte er ohnehin nur noch durch zahlreiche Affären, kurzlebige Ehen und zahlreiche verbale Aussetzer, die ihm in den vergangenen Jahren immer wieder einen Platz in den Boulevardmedien sicherten.

Und wem dieser nur auszugsweise zitierte Monolog noch nicht bizarr genug war, darf sich im Anschluss daran noch an einer detaillierten Analyse des Sprechers erfreuen, der das System noch einmal in süffisantem Ton mit Hilfe von vier auf einem virtuellen Fußballfeld postierten Joghurts erklärt. Ohnehin fühlt man sich bei der Auftaktfolge bisweilen an die schlimmsten Dokusoaps der jüngsten Vergangenheit erinnert, wenn der Sprecher aus dem Off beinahe jeden Satz mit einem ironischen Unterton unterlegt und zudem der geschickte Einsatz von Musik eigentlich harmlose Szenen in ein ganz anderes Licht rückt. In dieser Hinsicht ist «Lothar - Immer am Ball» sogar tatsächlich perfide, denn dem Zuschauer wird hier einmal mehr durch visuelle und akustische Raffinessen signalisiert, dass er das Gesehene doch bitte auch wirklich als peinlich und dumm wahrzunehmen hat.
Dabei wäre die Nutzung dieser Stilmittel gar nicht nötig gewesen, denn Matthäus demontiert sich in gleich mehreren Situationen selbst. So zum Beispiel in den zahlreichen Monologen, die in gewohnter Manier immer wieder eingestreut werden und kleine Perlen wie "ich war immer korrekt und ehrlich, war hundertprozentig hinter jeder Beziehung gestanden... in dem Moment" bereithalten, nachdem er kurz zuvor noch vollmundig erklärte, dass er auch bereit sei, eine Familie zu gründen - wenn Vertrauen und Gefühle vorhanden seien. In diesen Momenten empfindet der Zuschauer eine seltsame Mischung aus Fremdscham und Mitleid - und hofft einfach nur, dass diese Person im Fernsehen das Gesagte nicht wirklich ernst meint.

Insgesamt ist «Lothar - Immer am Ball» mit Sicherheit nur dann ein sehenswertes Format, wenn man sich noch einmal davon überzeugen möchte, dass man durch die Medien tatsächlich kein falsches Bild von diesem Mann vermittelt bekommt. Und wenn dem doch so sein sollte, dann schafft es diese Dokusoap gewiss nicht, das wahre Gesicht des Lothar Matthäus zu zeigen. Allerdings ist dies auch ganz offenkundig nicht das Ziel dieses Formats, denn neben den bereits erwähnten Stilmitteln räumt man dem "Star" der Sendung genügend Zeit ein, sich durch schlechtes Englisch und undurchdachte Kommentare weiter der Lächerlichkeit preis zu geben. Somit kann der Zuschauer nur dem VOX-Chefredakteur Kai Sturm beipflichten, wenn er sagt, dass man "nicht wirklich glücklich mit dem Programm" sei.