Die „Mutter aller Castingshows“ kehrt mit «Popstars» donnerstags zurück: ProSieben sucht zum zehnten Mal eine neue Band. Detlef D! Soost ist seit der ersten Staffel dabei und sprach gemeinsam mit „Bro´Sis“-Sänger und Jury-Neuling Ross Antony mit dem Medienmagazin Quotenmeter.de über das Geheimnis des Castingformats. Gemeinsam mit Senna von der Band Monrose sowie Lucy von den No Angels, ist es die «Popstars»-geübteste Jury-Besetzung aller Staffeln. Inwieweit das gegen die starke Castingshow-Konkurrenz hilft, lesen Sie im Interview...
Was ist das Besondere an der neuen Popstars-Staffel?
Detlef D! Soost: Es gibt so drei, vier sehr wichtige Änderungen: «Popstars» hat ja vor zwölf Jahren mit der Casting-Generation begonnen. Wir gehen jetzt einen neuen Schritt und besetzten die Jury zu 75 Prozent aus Gewinnern der früheren Bands – also Menschen, die den ganzen Weg schon gegangen sind und so eine ganze andere emotionale Bindung zu den Kandidaten haben. Zudem gibt es ein neues Punktesystem: Wir können also nicht mehr einfach so ja oder nein zu den Kandidaten sagen.
Wie sieht dieses neue Punktsystem aus?
Detlef D! Soost: Jeder von uns aus der Jury hat maximal drei Punkte, die er vergeben kann. Du musst als Kandidat mindestens acht Punkte haben: Wenn Ross beispielsweise einen Punkt, Senna zwei und ich auch zwei Punkte vergeben, dann hat der Kandidat fünf Punkte. Dann müsste Lucy den so gut finden, dass sie die maximale Punktzahl von drei Punkten vergibt – das passiert aber selten. Aber nur dann wäre der Kandidat im Recall. Dieses Punktesystem wird sich durch die ganze Staffel ziehen, vom Recall über den Workshop bis hin zum Finale, wo es dann noch leicht abgewandelt sein wird.
Die «Popstars»-Sieger hatten zuletzt weniger Chart-Erfolge als beispielsweise die «DSDS»-Sieger mit ihren Nummer-Eins-Sieger-Songs. Ross, wie sehen Sie das als Musiker?
Ross Antony: Auch bei «DSDS» hatte Mark Medlock als einziger langfristigen Erfolg, an den ich mich erinnern kann. Wo ist der jetzt heutzutage? Man darf nicht vergessen: Es muss in einer Band funktionieren, das ist nicht alleine der Prozess von «Popstars»! Wir geben der Band nur ein Sprungbrett. Was sie daraus machen, ist ihre Entscheidung. Wenn die Band nicht funktioniert oder das Management Fehler macht, dann ist es wie bei allen anderen Stars, die Erfolg haben: Viele sind nur ein One-Hit-Wonder, weil die fast nicht mehr verkraften. Der Beruf hat sich so verändert. Wir haben über 1,7 Millionen Platten von „I Believe“ bei Bro´Sis verkauft. Heute bist Du groß, wenn Du 500 verkaufst. Wir suchen eine Band, die nicht nur tolle Songs macht, sondern auch auf Festivals performen kann. Wir brauchen eine Band, mit denen sich die Leute identifizieren können.
Aber was ist beispielsweise bei den letzten «Popstars»-Gewinnern LaVive eher suboptimal gelaufen?
Detlef D! Soost: Die durchschnittliche Halbwertszeit von Künstlern oder Bands, die erfolgreich sind, liegt bei etwa einem halben bis einem Jahr – egal ob Casting oder nicht. Danach gibt es viele Bands nicht mehr. Dann gibt es Ausnahmen, die sehr selten passieren. Bei «Popstars» sind diese Ausnahmen drei Mal passiert: No Angels, Bro´Sis und Monrose. Das heißt, wir liegen über dem Durchschnitt von Plattenfirmen! Gestatte uns doch auch, ein, zwei Bands innerhalb von zwölf Jahren, die nicht über dem Durchschnitt unseres erreichten Erfolges liegen – so was ist LaVive.
D!, Sie sind ja seit der ersten Staffel dabei und somit das „«Popstars»-Urgestein“. Wie hat sich denn die Qualität der Kandidaten über die Jahre verändert?
Detlef D! Soost: Die Qualität der Bewerber ist für mich so ein Wellensystem. Durch das eine Jahr Pause haben wir wieder einen riesigen Wellenausschlag nach oben: Das, was wir an wirklichen Musikern und Qualität der Sänger in diesen Castings haben, habe ich in den letzten vier, fünf Jahren nicht erlebt. Das ist unglaublich und wir haben eine riesen Bandbreite von Rock über Pop bis hin zu Soul. Jeder zweite Kandidat spielt Gitarre oder Klavier, wirklich stark!
Und wie hat sich das Format „Popstars“ verändert?
Detlef D! Soost: Durch die Menge an Castingshows ist die Vergleichbarkeit natürlich groß. Viele suchen einen Solokünstler, wir aber eine Band. Zudem begleiten wir den Weg der Kandidaten auch abseits der Bühne. Das ist und bleibt einmalig. Zudem gab es jetzt ein Jahr Pause für «Popstars», das tat dem Format sicher auch gut. Die Leute sind wieder heiß auf die Mutter aller Castingshows. Außerdem haben wir einige inhaltliche Veränderungen – angefangen von der All-Stars-Jury, dem neuen Punktesystem und weiteren Überraschungen.“
Ja, aber andere Castingshows haben in dem einen Jahr nicht pausiert, sodass „«DSDS» oder in der eigenen Senderfamilie «The Voice of Germany» weiterhin um Zuschauer und Talente buhlten…
Detlef D! Soost: Total richtig, aber «Popstars» ist in seiner Erzählstruktur und seinem Aufbau unter den Castingshows komplett unique, also was ganz anderes! Egal ob «DSDS», «The Voice» oder «X-Factor»: Alles andere sind Studioshows mit Publikum: Die Kandidaten kommen raus und die Jury oder die Zuschauer bewerten, ob die weiter sind. Wir sind im Endeffekt eine Musik-Doku-Soap: Wir erzählen sehr transparent den Weg des Kandidaten vom Anfang bis zum möglichen Finale. Nur 20 Prozent der gesamten Sendung sind Studioshows. Zudem suchen wir eine Band, womit wir eigenständig sind.
Ross Antony: Das ist genau, wie D! sagt: Wir haben die neuen Gesichter, denn das sind Leute, die möchten kein Solo-Künstler werden und haben sich daher bisher nicht getraut, in andere Castingshows zu gehen. Das ist das Tolle an «Popstars»: Wir haben erfolgreiche Bands gehabt – auch über Jahre! Man muss nur die Statistiken sehen, wie viele Alben und Singles die verkauft haben. Es lohnt sich also, zu uns zu kommen. Wir waren zwar am Anfang auch alle skeptisch und haben uns gefragt, ob wir neue Gesichter finden. Aber wir haben viele Talente gesehen – auch wenn es viel Arbeit ist.
Detlef D! Soost: Und: Was war die erfolgreichste Staffel? Monrose – davor war auch ein Jahr Pause. Zudem gibt es zu unserer Sendezeit keine anderen Castingshows.
Ross, Sie waren damals selbst Kandidat und sitzen nun auf der anderen Seite in der Jury. Wie ist das?
Ross Antony: Ich frage mich, ob ich auf der anderen Seite bin, weil ich fast mehr mit den Kandidaten mitfühle. Dann gibt es auch Tränen – aber nicht bei den Kandidaten sondern bei mir. Es ist über zehn Jahre her, als ich für „Bro´Sis“ gecastet wurde. In zehn Jahren kann man so viel lernen und ich freue mich, das weiter zu geben an einen anderen, der dadurch diesen Weg vielleicht etwas leichter gehen kann. Es ist wirklich schön, wenn die Leute da rein kommen und die sich freuen, uns zu sehen…
Detlef D! Soost: Ja, Ich habe in noch keiner Staffel erlebt, dass die Kandidaten reinkommen, sich da hinstellen und sagen: Ich freue mich, Euch alle zu sehen. Das gab es noch nie! Denn es gab noch keine Staffel mit so vielen «Popstars»-Gewinnern aus unterschiedlichen Castingshow-Generationen. Aber Ross ist wirklich ein Kämpfer, wenn er sich an einem Kandidaten im positiven Sinne festgebissen hat. Was wir an hitzigen Diskussionen hatten, weil er einen Kandidaten nicht gehen lassen wollte. Auch, wenn er schon gar keine Punkte mehr hatte, die er geben konnte. Da hat er mit uns diskutiert, dass wir noch mehr Punkte geben sollen. Bis es dann zu Tränen kam – nicht bei den Kandidaten, sondern bei Ross!
Tatsächlich?
Ross Antony: Ja, die Kandidaten standen da und wir hatten Tränen in den Augen. Aber das Schönste ist, dass die Kandidaten bei uns ernst genommen werden: Die fühlen sich bei uns integriert und wir geben die nicht sofort auf. Die fühlen sich nicht verarscht!
Schauen Sie denn die anderen Castingshows? Ross, Sie kennen die Formate ja auch aus Ihrer Heimat England…
Ross Antony: Ja, die ganze Zeit schaue ich das. Denn ich möchte einen Eindruck haben, wie die Anderen das so machen. Ich kenne das Format «The Voice» zum Beispiel auch aus England: Die sind da sehr erfolgreich und die Leute, die da rauskommen, werden respektiert! In Deutschland ist das bei Castingshow-Künstlern im Allgemeinen leider ein bisschen anders. Das ist schade, denn hier gönnen sie es den Leuten, die es schaffen, nicht. Es gibt richtig gute Leute, die keine andere Möglichkeit haben, auf ihr Talent aufmerksam zu machen als bei solchen Castingshows. Und «DSDS»? Ja, ich finde es ok. Aber ich bin kein Dieter-Bohlen-Fan. Ich mag nicht, wie er die Leute disst und runter macht. Das machen wir nicht und darauf bin ich stolz!“
Zum Abschluss: Was muss der perfekte «Popstar» haben?
Ross Antony: Ich finde eine Kombination aus allem: Ein perfekter Popstar muss Charakter – also eine tolle Persönlichkeit – und Ausdauer mitbringen: Man muss bereit sein, sich innerhalb der Band zu integrieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Detlef D! Soost und Ross Antony!