Nach halbwegs ordentlichen Quoten fiel die Doku-Soap ins Bodenlose – und entpuppte sich für RTL II als Flop.
«Villa Germania» ist nicht gerade ein Prunkstück des deutschen Fernsehens – da sind sich zumindest die Kritiker einig. Die Dokusoap über die beiden Rentner Horst und Ingo kam aber auch beim Publikum nicht gut weg. Das dürfte jedoch auch daran gelegen haben, dass RTL II blauäugig einige Ausgaben der Produktion direkt gegen die Europameisterschaft hat laufen lassen. Und am Ende bleibt eine Erkenntnis: Für eine zweite Staffel wird‘s wohl nicht reichen.
Doch der Reihe nach. Die Premiere verfolgten am 23. Mai 700.000 Zuschauer ab drei Jahren, das entsprach leicht überdurchschnittlichen vier Prozent Marktanteil. Mehr als Mittelmaß war das für RTL II aber nicht. Schließlich lag der Durchschnittswert in der vergangenen TV-Saison bei 3,7 Prozent. Aus der werberelevanten Zielgruppe sahen 430.000 Menschen zu, hier reichte es zu 5,5 Prozent. Im Normalfall kommt der Privatsender in dieser Gruppe auf zirka sechs Prozent.
Genau diese Marke sollte erst in der zweiten Woche durchbrochen werden. Exakt sechs Prozent Marktanteil standen auf der Uhr, 540.000 14- bis 49-Jährige waren mit von der Partie. Auch insgesamt legte man kräftig zu und konnte nun 940.000 Zuschauer unterhalten. Das führte zu 4,3 Prozent Marktanteil. Doch weiter nach oben sollte es nicht gehen – im Gegenteil. Die dritte Folge schnitt mit 5,9 Prozent Zielgruppenmarktanteil sogar wieder etwas schlechter ab. 920.000 Zuschauer sahen insgesamt zu.
Und als ob es «Villa Germania» nicht schon so schwer genug gehabt hätte, war man bei RTL II auch noch so clever, eine Folge direkt gegen die Fußball-Europameisterschaft im ZDF antreten zu lassen. Klar, dass die Partie Deutschland – Niederlande mit mehr als 27 Millionen Zuschauern am 13. Juni das Nonplusultra war. 80 Prozent der 14- bis 49-Jährigen fieberten vor den heimischen Bildschirmen mit. Die restlichen TV-Sender mussten sich also um 20 Prozent des Publikums streiten. Und RTL II war zweifelsohne der größter Verlierer unter den Vollprogrammen.
Für eine neue Ausgabe von «Villa Germania» waren in beiden Gruppen nicht mehr als 0,8 Prozent Marktanteil drin. Insgesamt hatten lediglich 270.000 Zuschauer eingeschaltet, 130.000 davon waren zwischen 14 und 49 Jahre alt. Am 20. Juni war dann kein EM-Spiel im Gegenprogramm. Besser wurde es dennoch nicht. 750.000 Zuschauer schalteten insgesamt ein, bei den Jungen wurden wenig berauschende fünf Prozent Marktanteil generiert.
Ebenso fragwürdig war dann die Entscheidung von RTL II, am 27. Juni gleich zwei Folgen der Dokusoap zu senden. Die Quoten wurde zusammengefasst – und mit den Ergebnissen konnte der Privatsender einmal mehr nicht zufrieden sein. 600.000 Zuschauer entsprachen 2,1 Prozent Marktanteil. Auch junge Zuschauer wollten wohl lieber Fußball sehen: 320.000 Zuschauer sowie 2,6 Prozent waren schlicht zu wenig für RTL II.
EM hin oder her. Auch ohne starke Konkurrenz erbrachte «Villa Germania» keine Glanzleistungen. Es ist daher schwer vorstellbar, dass RTL II eine zweite Staffel bestellt. Im Mittel kamen in sieben Ausstrahlungswochen 0,68 Millionen Zuschauer zusammen, das hatte 3,0 Prozent Marktanteil zur Folge. Von den 14- bis 49-Jährigen schalteten im Schnitt nur 0,39 Millionen Zuschauer ein. Der dazugehörige Marktanteil lag bei miesen 4,1 Prozent.