Das Sommerloch ist da – und mit ihm kommt der Trash. Aber auch die letzte Ausgabe von 360 Grad vor der Sommerpause.
Das Sommerloch ist meist noch ein paar Spuren härter. Natürlich ist die Niveaumesslatte, hauptsächlich bei den Privatsendern, auch in der regulären TV-Saison in den letzten Jahren ordentlich gefallen – doch im Sommer, wenn die Zuschauerzahlen ohnehin abnehmen, scheinen so ziemlich alle Hemmungen zu fallen.
RTL begann etwa am vergangenen Mittwoch mit der neuen (Pseudo?)-Doku-Soap «Teenies im Partyurlaub», in der – Sie haben es erraten – die Unter-Zwanzig-Generation zum Saufen auf spanische Inseln jettet. Um das nach Konzept aussehen zu lassen, schaltete man noch einen zusätzlichen Konflikt dazu: Die Eltern fliegen nämlich undercover (Deswegen hat RTL also Günter Wallraff geholt...) mit und spionieren ihre Brut aus.
Auch bei Sat.1 setzt man auf klare Marken: Seit einigen Wochen füllt man den Vorabend mit der abartigen Sendung «Auf Brautschau im Ausland», die gemäß den etablierten Eckpfeilern einer Voyeurismus-Show die niedersten Zuschauerinstinkte befriedigen will und dabei zwischen Chauvinismus und Xenophobie hin-und-her-tänzelt.
Doch damit nicht genug: Ab Montag übernimmt am wochentäglichen Mittag Annica Hansen das Ruder und darf zehn Folgen ihrer neuen Talk-Show präsentieren. Worum es da so geht? Quotenmeter.de liegt schon ein kleiner Vorgeschmack vor: Eine der Testsendungen trägt den Titel „Marmor, Stein und Eisen bricht – Du zerstörst unsere Liebe nicht“. Immerhin bei den Titeln ist man hier kreativer als die Redaktion der Sat.1-Schwester Britt. Inhaltlich scheint man sich aber auf ähnliches Terrain begeben zu wollen. In besagter Ausgabe soll es um Bäuerin Leoni gehen, die ihre 20-jährige Tochter verheiraten will. „Drei stramme Naturbuschen“ habe sie laut Sat.1 auch gleich im Gepäck. Kaum hat ZDF.kultur mit «Roche & Böhmermann» die erste Staffel einer Retro-Talk-Show produziert, geht Sat.1 einen ähnlichen Weg – nur eben mit dem hässlichen Gesicht des Genres. Und Laiendarstellern statt echten Talk-Gästen. Jeder so, wie er's mag. Und wie er's kann.
Und um diesem Sommerloch zu entgehen, macht 360 Grad nun seine Sommerpause. Man muss sich ja auch nicht alles antun. Schlimmer als derzeit kann es ohnehin kaum werden. Oder?
Mit 360 Grad schließt sich am 27. Juli wieder der Kreis.