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Quiz und Krawall: Haben die Sat.1-Testshows eine Zukunft?

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Seit zwei Wochen ist das Vorabendquiz «Ab durch die Mitte» auf Sendung, seit einer Woche der gescriptete Daily-Talk «Annica Hansen». Aber reichen die Einschaltquoten dieser Testshows für einen dauerhaften Platz im Sat.1-Programm aus? Eine Zwischenbilanz.

Punktuell macht Sat.1-Chef Joachim Kosack aus seinem Sender derzeit eine Spielwiese: Im Mittagsprogramm um 12 Uhr testet er für jeweils zwei Wochen neue Daily-Talks mit Laiendarstellern – der erste namens «Annica Hansen – Der Talk» ist seit Montag auf Sendung. Und er beweist seinen Zuschauern mit inszenierten Prügeleinen und Krawall-Diskussionen bereits, dass man den eingeschlagenen Weg gescripteter Daytime-Formate eher noch bestärken als verlassen will.

Um 18.30 Uhr zeigt Sat.1 allerdings ein ganz anderes Gesicht: Auf diesem Programmplatz testet man seit zwei Wochen eine klassische Quizshow – mit echten Kandidaten, einem Studiopublikum und einem erfrischenden Moderator als TV-Newcomer. Auch «Ab durch die Mitte – Das schnellste Quiz der Welt» ist in diesem Sommer nur testweise auf Sendung, bekommt aber anders als «Annica Hansen» immerhin vier Wochen Bewährungszeit. Ob diese allerdings reicht, um sich für eine weitere Staffel zu empfehlen, ist fraglich: Nach zwei Wochen sind die Zuschauerzahlen eher ernüchternd.

In der für Sat.1 wichtigen werberelevanten Zielgruppe startete die Vorabend-Quizshow mit nur schwachen sieben Prozent Marktanteil, machte aber in den beiden weiteren Tagen zumindest Hoffnung: 8,2 und 9,2 Prozent wurden am Dienstag und Mittwoch gemessen – der Trend zeigte also in die richtige Richtung, zumindest beim jungen Publikum. Insgesamt kam die Show auf 1,22 bis 1,34 Millionen Zuschauer; die Marktanteile von maximal 8,1 Prozent lagen somit weit unter dem Sat.1-Senderschnitt, der zuletzt bei 10,6 Prozent lag.

Nach einem richtig schwachen Donnerstag, an dem «Ab durch die Mitte» nur 6,6 Prozent der 14- bis 49-Jährigen einschalteten, bestätigte man mit Folge fünf am Freitag aber wieder den übergeordneten Trend: 9,8 Prozent Marktanteil hatte das Quiz beim jungen Publikum. Damit verabschiedete man sich mit einem Bestwert, der dem Senderschnitt bereits nahe kam, aus der ersten Sendewoche. Hoffnungen auf noch besser Quoten wurden aber in Woche zwei zunichte gemacht: Am Montag und Dienstag schauten jeweils 8,5 Prozent der Werberelevanten zu; die Reichweiten beim Gesamtpublikum beliefen sich auf 1,32 bis 1,39 Millionen. Am Mittwoch folgte mit nur 1,24 Millionen Zuschauern sowie 6,2 Prozent Zielgruppen-Marktanteil ein neuer Tiefpunkt, der am Donnerstag aber wieder ausgebügelt wurde: 8,6 Prozent standen zu Buche und damit der Wert von Anfang der Woche. Folge zehn hatte am Freitag schließlich eine Quote von 8,5 Prozent. «Ab durch die Mitte» hat sich in Woche zwei also halbwegs stabilisiert – allerdings auf wohl zu niedrigem Niveau.

Festzuhalten bleibt aber, dass das Quiz oft die besten Quoten am derzeitigen Sat.1-Vorabend holt: Die Reality «Pures Leben» kommt meist auf schlechtere Marktanteile; ganz abgeschlagen ist oft das frauenaffine Magazin «push» um 19.15 Uhr, das seit dem Start von «Ab durch die Mitte» nur einmal mehr als sieben Prozent Marktanteil bei den jüngeren Zuschauern erreicht hat. Außerdem schlägt sich die Show zumindest bei diesen bisher leicht besser als ihr Vorgänger auf dem Sendeplatz um 18.30 Uhr: Die Crime-Doku «Lenßen» erreichte im Mittel nur 8,0 Prozent der Werberelevanten und hatte gegen Ende ihrer Staffel teils noch deutlich schlechtere Quoten. Allzu schlecht steht es also nicht um die Raterunden in Sat.1 – was aber auch daran liegt, dass die Vorabend-Programmschiene ohnehin eine einzige Baustelle mit schwachen Zuschauerzahlen ist. Sollte «Ab durch die Mitte» sein Potenzial noch ausschöpfen können, stehen die Chancen für eine Verlängerung gut – Konkurrenz kommt allerdings noch im Sommer, denn Sat.1 hat weitere Vorabend-Tests angekündigt.

Weniger im Fokus steht das Mittagsprogramm, das um 12 Uhr zuletzt mit Wiederholungen von «Richter Alexander Hold» gute Reichweiten beim Gesamtpublikum und mäßige in der Zielgruppe eingefahren hatte – die Test-Talks müssen also hier etwas mehr punkten. Danach sieht es bei «Annica Hansen – Der Talk» bisher aber nicht aus: Nach einem ordentlichen Start mit 10,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum verlor man bis Donnerstag an Boden: zunächst auf 10,5 Prozent am Dienstag, dann auf nur noch einstellige 9,2 Prozent am Mittwoch und auf 8,9 Prozent am Donnerstag. Die Reichweite beim werberelevanten Publikum sank kontinuierlich von 0,30 auf 0,24 Millionen, bevor das Format am Freitag schließlich 0,22 Millionen junge Zuschauer interessierte. Der Marktanteil betrug diesmal 7,4 Prozent.

Immerhin holt «Annica Hansen» beim Gesamtpublikum Quoten über dem Senderschnitt, näherte sich diesem zuletzt aber bereits an – zudem waren die angesprochenen «Hold»-Wiederholungen um 12 Uhr ohnehin bereits beim Gesamtpublikum ein Erfolg gewesen. Für eine Verlängerung ihres Talks muss Annica Hansen die Quoten in Woche zwei also zwangsweise verbessern, besonders in der Zielgruppe. Dass dies fast augeschlossen ist, zeigt jedoch der deutlich negative Quotentrend, der ein deutliches Zeichen für die Absetzung ist. Sat.1 hofft nun wohl auf Hansens Konkurrent Ernst-Marcus Thomas: Sein – ebenfalls gescripteter – Talk startet am 23. Juli auf dem gleichen Sendeplatz und darf ebenfalls zwei Wochen im Testlauf ran. Und sollten auch dessen Quoten nicht gut genug sein, greift Sat.1 mittelfristig einfach erneut auf Wiederholungen von «Richter Alexander Hold» zurück, die zumindest passabel funktionierten. Am Vorabend ginge eine solche Rechnung nicht so einfach auf – weshalb der Sender dort auch den weiteren Sommer über neue Formate testen will.

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