Die Kritiker

«Deutschland, Deine Künstler: Hannelore Elsner»

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Hannelore Elsner mag den Flirt mit der Kamera nicht nur bei Dreharbeiten. Dafür ist sie viel auf Reisen, am Set im tiefsten Bayern oder zum Filmball in Wien, auf der Bühne der lit.cologne, um dem Publikum aus ihrer Autobiografie vorzulesen. Mit der gleichen Lust und Intensität absolviert sie bei eisiger Kälte ein Foto-Shooting am Meer im kleinen Schwarzen oder verbringt Stunden in der Maske, um wie eine alte, abergläubische Frau auszusehen, in die sie sich für ihrem neuesten Kinofilm «Wer's glaubt, wird selig» verwandelt. Dass sie dabei fröhlich über das Glück des Älterwerdens erzählt, ist typisch für Hannelore Elsner.

Hannelore Elsner verkörpert ein halbes Jahrhundert deutscher Film- und Fernsehgeschichte, ein Leben prall gefüllt mit Erfahrungen und Geschichten. Im Interview äußern sich die Filmregisseure Oskar Roehler, Dani Levy und Marcus H. Rosenmüller, die Filmproduzentin Regina Ziegler, Roger Willemsen und Elsners Sohn Dominik.

Kritik


„Du bist die Knetmasse für den Regisseur“ – das sagt Hannelore Elsner über ihren Beruf als Schauspielerin. Dass Elsner in wenigen Tagen ihren 70. Geburtstag feiert, ist der charismatischen Frau wahrlich nicht anzusehen. Dass sie zu Deutschlands Künstlern gehört, denen ein filmisches Portrait wie dieses im Ersten gebührt, steht jedoch außer Frage.

Die Dokumentation beleuchtet in 45 Minuten nicht nur Elsners Anfänge und erfolgreichste Stationen ihrer Kino- und Fernsehkarriere, sondern gibt auch Einblicke in ihr Privatleben. Dieses hielt die Schauspielerin bis 1993 so gut es ging aus dem Filmgeschäft zurück und äußerte sich dann erstmalig in einem TV-Interview bei Roger Willemsen. Sie überlegt ihre Schritte, bevor sie etwas tut. Das merkt der Zuschauer auch in den Antworten, die sie den Autoren dieses Portraits in Interviews gibt. Ihre Worte sind ganz genau gewählt und wirken dadurch fast schon ein wenig weise.

Die Erzählweise dabei ist bedacht und schnörkellos. Zwischen Interviews und Elsner reiht sich immer wieder Material von alten Filmen der fast 70-jährigen Schauspielerin. Dabei werden weder ihre Anfänge im Kino mit «Die endlose Nacht» noch ihre überaus erfolgreiche Krimiserie «Die Kommissarin» außer Acht gelassen. Welches filmische Spektrum Elsner in ihrer mittlerweile 53-jährigen Karriere vorweist, ist einzigartig. Ebenso wie sie selbst. Und sie zeigt sich als redefreudig, gewährt so tiefe Einblicke in ihr Privatleben. Eine taffe Persönlichkeit: sehr selbstbewusst, aber auch verletzlich. Und humorvoll. Wie sie ihre Texte lernt, wird sie gefragt. Sie lerne nicht auswendig, antwortet Elsner, sie fresse die Texte.

Letztlich ist die erste Ausgabe von «Deutschland, Deine Künstler» eine dreiviertelstündige Lobeshymne auf Hannelore Elsner. Doch nach der Betrachtung stellt sich diese Tatsache als absolut legitim heraus. Elsner kommt in den Interviews und in Gesprächen mit Kollegen und Familie grundsympathisch rüber. Sie ist natürlich, sie ist echt. Sie verstellt sich diesmal nicht, so wie sie es für ihre vielen Rollen getan hat und weiterhin tut. Und das macht das Ganze äußerst sehenswert. Es fällt schwer, sich dieser faszinierenden Frau zu entziehen. Man sieht und hört ihr einfach gerne dabei zu, wie sie dem Publikum der lit.cologne aus ihrer eigenen Biografie vorliest. Oder mit Sohn Dominik ihre Heimat Burghausen besucht und dabei wie ein kleines Mädchen bei Erinnerungen an die Kindheit ins Schwärmen gerät.

Das Erste strahlt «Deutschland, Deine Künstler – Hannelore Elsner» am Mittwoch, den 18. Juli, um 21.45 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/57956
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