Die Kritiker

«Vom Traum zum Terror – München 72»

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Im Zentrum des Films steht – neben den Abläufen im Olympischen Dorf und in Fürstenfeldbruck – die Diskussion der Sportler und Funktionäre über die Frage, die damals viele bewegte: Dürfen die Spiele angesichts des Terrors weitergehen? Die wichtigsten Akteure wie Hans-Dietrich Genscher oder Walther Tröger, Bürgermeister des Olympischen Dorfes, sprechen über die Entscheidungen des Krisenstabs. Sportlerinnen wie Heide Rosendahl und ihre Freundin, die israelische Athletin Esther Roth-Shachamarow, berichten von ihrer Angst und Hilflosigkeit, aber auch von der Solidarität der Sportler während der Geiselnahme. Polizisten, die im Einsatz unmittelbaren Kontakt zu den Terroristen und Geiseln hatten, erinnern sich an die fatalen Situationen.

Kritik


Der 5. September 1972 ging als trauriger Tag in die Geschichtsbücher ein. Die friedlich begonnenen und auf der ganzen Welt gefeierten Olympischen Spiele in München nahmen mit dem Überfall palästinensischer Terroristen auf israelische Sportler eine drastische Wendung. Dass diese Tat auch 40 Jahre danach nichts an ihrer Brisanz und Intensität verloren hat, macht der Dokumentarfilm von Marc Brasse und Florian Huber unmissverständlich klar.

Dabei überzeugt das Werk vor allem mit den interviewten Personen, die den Schicksalstag allesamt am eigenen Leib miterlebt haben. Der damalige deutsche Innenminister Hans-Dietrich Genscher äußert sich hier erstmalig zu den Vorkommnissen und Abläufen am Tag des olympischen Terrors. Außerdem kommen die Sportlerinnen Ulrike Meyfahrt, Heide Rosendahl, Betroffene der Polizei und weitere zu Wort. Besonders die authentischen Aussagen der damals Anwesenden machen den Film zu einem emotionalen und ergreifenden Zeitzeugenbericht. Die eingeschobenen mit Schauspielern (unter anderem Peter Lohmeyer, Michael Brandner) nachgestellten Szenen runden das Szenario ab, ohne reißerisch oder aufgesetzt zu wirken.

Man könnte dem Werk vorwerfen, manchen Fragen nicht genügend befriedigende Antworten zu liefern. War es richtig oder falsch, die Spiele nach einem solchen Desaster fortzuführen? Wieso wurde nicht anders gehandelt? Dennoch bleibt das Gezeigte über 90 Minuten immens spannend. Das, was man sieht, will man auch vier Jahrzehnte später nicht so richtig wahrhaben. Es ist traurig und schockierend zugleich. Die Gefühle derer, die dieses Massaker hautnah erleben mussten, kann man nicht in ihrem eigentlichen Ausmaße nachempfinden. Brasse und Huber kreieren dennoch eine intensive Atmosphäre, bewahren aber stets die journalistische Neutralität und verurteilen weder Täter noch die Handlungen der Polizei, die mit diesem Einsatz sicher kein Glanzstück ablieferte.

Auch wenn nach diversen Dokumentationen und sogar Spielfilmen aus Hollywood das Thema „Schwarzer September“ bereits oft bedient wurde, überzeugt «Vom Traum zum Terror» durch seine ansprechend aufbereitete Darstellung und gut recherchierten Geschichte. Allerdings bleibt auch dieser Film in Anbetracht seines Themas schwere Kost und lässt den Zuschauer mit dem merkwürdigen Gefühl der Rat- und Hilflosigkeit zurück.

Das Erste strahlt «Vom Traum zum Terror – München 72» am Sonntag, den 22. Juli, um 21.45 Uhr aus.

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