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Klingt gut, kommt in den ersten Minuten aber in typischer RTL II-Manier her. Man könnte sagen, die Macher haben sich bemüht, das RTL II-Publikum in gewohnter Weise anzusprechen. Die Akteure der Doku werden direkt zu Beginn vorgestellt, etwa als „Max, der Unberechenbare“ oder „Danni, der Zerstörer“. In den darauffolgenden Minuten sehen die Zuschauer verpixelte Gesichter von Insassen, die sich nicht filmen lassen wollten – ebenso wie einige Pieptöne – die Sprache im Jugendknast ist eben rau.
Die Pilotfolge (insgesamt kommen sechs Ausgaben) liefert mitunter durchaus interessante Einblicke – sie erzählt aber, wie es für Reportagen im Privat-TV inzwischen üblich ist – in mehreren Strängen. Die Zuschauer erleben zwei Häftlinge auf der Suche nach verschwundenen Büchern, begleiten Insassen der Station E2 bei ihrem wöchentlichen Einkauf und sehen die Pfarrerin der Anstalt bei Gesprächsrunden mit jungen Vätern.
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Effekthascherei? Teilweise – allerdings nicht in solch drastischer Art und Weise wie man es schon von vergleichbaren Dokumentationen kennt. Verantwortlich für die sechsteilige Reihe ist nämlich AZ Media TV aus Hannover, eine angesehene Produktionsfirma. Das Unternehmen macht für RTL unter anderem «30 Minuten Deutschland», steht für Dokutainment und Reality.
Allein schon, weil das Format versucht, einen realitätsnahen und unverfälschten Eindruck vom Knastleben zu vermitteln, ist ein Blick in die Sendung durchaus zu empfehlen. Ob es das über sechs Folgen lang gebraucht hätte, steht auf einem anderen Blatt. Die Grundthematik aber hat einen Platz im deutschen (Privat)-Fernsehen verdient.