Was ist das Problem des deutschen Serienmarktes? Wo liegen die Defizite in Sachen Vermarktung, Etablierung und Ansehen? Und was kann man den Machern wie auch Produzenten mit auf den Weg geben, damit diese in Zukunft vielleicht weniger Flops zu verbuchen haben?
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Während quotentechnische Desaster von Adaptionen aus oben genannten Gründen naheliegen, ist die Ergründung für das fehlende Prestige in der deutschen Serienlandschaft schon weniger konkret auszumachen. Sie ist das Ergebnis verschiedener Faktoren. Von den von US-Traditionen abweichenden Herangehensweisen der Serienschöpfer, ein neues Format zu kreieren, über die Einbettung in aktuelle Serienslots bis hin zu solch trivialen Dingen wie der Trailergestaltung: Auf all diesen Ebenen machen die US-Serien vor, wie man sich über die Jahre ein Image aufbaut, das sich auch in für ihre Verhältnisse weniger erfolgreichen Phasen behaupten kann. Und die deutschen, wie man sich Chancen verbaut.
Es beginnt bereits bei der Entstehung. In Deutschland zeichnet sich meist ein einziger Autor für die Gestaltung einer neuen Serie verantwortlich. Somit gilt automatisch der Anspruch, die Endfassung der einzelnen Folgen und der Serie selbst sei zugleich künstlerisches Gesamtwerk des Schreibers. Doch gleichzeitig bleibt eine Überprüfung auf Massentauglichkeit, geschweige denn auf kreative Feinheiten aus. Dies bedeutet im Klartext: Entweder das Format zieht auf voller Länge, oder es scheitert an seinen, von einem einzelnen Autor, geschaffenen Eigenheiten. Während man in den USA auf ein mehrköpfiges Autorenteam setzt, das sich anhand ihrer Stärken und Schwächen optimal ergänzen kann, ist man in Deutschland auf den Serienschöpfer als eierlegende Wollmilchsau angewiesen.
Vielfältige Charakterzeichnung, der Entwurf eines eindrucksvollen Plots, oder auch die Banalität des Dialogentwurfs: Beherrscht ein Autor nicht sämtliche Stationen der Serienentwicklung zu gleichen Anteilen, so mag sich final vielleicht ein Gesamtkunstwerk des Verfassers ergeben, doch eine Garantie für qualitativ hochwertiges Fernsehen ist das noch lange nicht. Doch so erstklassig auch die von einem Autorenteam geschaffenen Serien sind, so sind es auch die Preise, die ein solches verschlingt, was uns zu der Ergründung führt, weswegen man hierzulande meist auf einen alleinigen Serienschöpfer baut. Einfach ausgedrückt ist die Verpflichtung eines Einzelnen billiger als die mehrerer. Da der Erfolg einer Serie – vor allem bei Neustarts – vorab jedoch nicht abzusehen ist, sind zum einen die Anforderungen an die einzufahrende Quote höher, gleichzeitig fällt ein Misserfolg damit umso stärker ins Gewicht. Ein Risiko sondergleichen, denn einmal einen Flop gelandet, zieht dieser zumeist weitere Kreise als gedacht. So hat oftmals nicht nur die Serie selbst mit der Ignoranz der Zuschauer zu kämpfen. Auch Autorenteam, Studio und Sender erhalten einen ordentlichen Image-Knacks. Doch meistens – und darauf kommt es an – müssen sich die Macher nicht mit dieser Thematik auseinandersetzen. Denn US-Ware zieht.
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In den USA sind die Upfronts zu jeder neuen TV-Saison ein heiß ersehntes Fest für TV-Freunde und Medieninsider. Derart groß aufgezogen wird in Deutschland allenfalls der Wechsel von Show-Titan Thomas Gottschalk zum Privatsender RTL. Neuen Serien wird jedoch nur selten eine derartige Aufmerksamkeit geschenkt. Doch einmal über den großen Teich geflogen, offenbaren sich einem Marketingstrategien, die auf hiesige Formate bezogen größtenteils lächerlich wirken würden. Eine Maschinerie, die zu gleichen Anteilen aus PR-Aktionen in Form von Plakaten, eigens produzierten Reportagen und TV-Spots besteht. Horrende Massen an Merchandising, die den Serien vor, während und nach der Ausstrahlung zu ihrem Hype verhelfen oder dabei, in den Köpfen der Serien-Konsumenten zu bestehen. Und nicht zu vergessen die Verpflichtung von Weltstars, die sich die Produktionsstudios gut und gern einiges kosten lassen. Auch diese verhelfen der Serie – oftmals beiläufig – zu einem höheren Bekanntheitsgrad, denn nur selten wird in den Trailern explizit ein Star beworben.
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Doch was lässt sich nun nach vielfältiger Beleuchtung dieses Themas – das in seiner Komplexität unmöglich in einem vierteiligen Special gänzlich aufgearbeitet werden kann – für ein Fazit ziehen? Weiterhin haben Serienschöpfer aus den USA und Großbritannien die Nase vorn, was die Vielfältigkeit, das Image und die Relevanz von Serienformaten in Deutschland angeht. Auch in Zukunft wird es wahrscheinlich anteilig mehr US-Serienslots geben, denn deutsche Serienabende. Dennoch gibt es Vorbilder, die zeigen, dass man auch hierzulande einiges richtig machen kann. «Stromberg» zeigte, dass man in Sachen Merchandising und Selbst-Vermarktung von TV-Stars viel Fingerspitzengefühl bewiesen hat. In «Der letzte Bulle» traute man sich mit Henning Baum, eine ganz eigenständige Geschichte zu entwickeln, die nirgends abgekupfert scheint und hochwertig produziert dennoch mehr und mehr Fans für sich gewinnen kann.
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Vielleicht stehen der deutschen Serie ja so doch noch rosige Zeiten bevor – denn so ganz hat sie ihr negatives Image nicht verdient.
Lesen Sie auch die ersten drei Teile des Serien-Specials:
Image ist alles! Wie steht es um deutsche Serien?
US-Serien sind kein Allheilmittel
Die deutsche Serie ist wieder da – oder doch nicht?