Kino-Check

Neu im Kino: Perverse Teddys und störrische Prinzessinnen

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Freunde des derben Humors kommen in dieser Woche durch «Ted» auf ihre Kosten, Fans des Animationsfilms bekommen Nachschub durch einen neuen Pixar-Film. Auch Johnny Depp ist einmal mehr zu sehen.

«Ted»
John (Mark Wahlberg) wünscht sich zu Weihnachten endlich einen echten Freund, denn von seinen Mitmenschen wird er immer nur gehänselt. Am nächsten Tag erfüllt sich sein Wunsch auf kuriose Art und Weise, denn sein Stoffbär Ted (Synchronstimme Original: Seth MacFarlane) erwacht zum Leben und schwört ihm ewige Treue. Als sich die Geschichte des sprechenden Plüschtiers herumspricht, gibt es in den nationalen Medien kein Halten mehr, sogar in etliche Talkshows wird er eingeladen. Doch schon nach wenigen Wochen ebbt das Medieninteresse merklich ab - nicht aber die tiefe Verbundenheit zwischen Teddy und Mensch, die auch 25 Jahre später noch immer beste Freunde sind und sich inzwischen gerne mal eine Bong reinziehen. Doch Johns Freundin Lori (Mila Kunis) ist nicht mehr bereit, dies noch länger zu erdulden. Neben dem äußerst chilligen Lebensstil ihres Freundes prangert sie vor allem die wenige Zeit an, die sie mit ihm gemeinsam verbringen kann. Ted ist ihr ein Dorn im Auge - doch so schnell gibt sich ein treuer Teddybär nicht geschlagen...

Vielen Fans von «American Dad» und «Family Guy» dürfte Seth MacFarlane ein Begriff sein, denn der US-Amerikaner kreierte einst diese Serien. Doch auch sein Versuch, einen ansprechenden Film auf die Leinwand zu zaubern und dabei noch möglichst viele Menschen anzusprechen, geht nach Meinung der meisten Kritiker durchaus auf. So schreibt Sophie Charlotte Rieger von "filmosophie.com", dass "diese Erwachsenenkomödie auf der einen Seite märchenhaft", gleichzeitig aber auch "hemmungslos derb" rüberkomme. Allerdings schieße man "dabei ab und an gar über das Ziel hinaus", wenn beispielsweise über das Thema Hodenkrebs Witze gemacht werden. Auch Markus Ostertag von "moviemaze.de" ist angetan von diesem Streifen, wobei man sich "nicht an der verfickt derben Sprache des «Family Guy»-Machers stören" dürfe, da dies «Ted» "letztlich ausmacht und von anderen Filmen abhebt". Auch "harmonisieren die Autoren [...] so großartig, dass die Gags selbst in der deutschen Synchro noch ordentlich zünden und für wahre Lachkrämpfe sorgen". Allerdings dürfe man sich "nicht viel von der Story erwarten, denn sonst wird man schnell enttäuscht". Ein eher durchschnittliches Urteil fällt Peter Debruge von "variety.com", denn für ihn ist der Film nur eine "vorhersehbare, respektlose Satire, die süßer und traurigerweise unlustiger ist, als man erwartet".

OT: «Ted» von Seth MacFarlane; mit Mark Wahlberg, Mila Kunis, Sed MacFarlane (Stimme), Jessica Stroup, Patrick Warburton und Giovanni Warburton

«Merida - Legende der Highlands»
Im Schottland des 10. Jahrhunderts lebt die starrköpfige Prinzessin Merida (Stimme Original: Kelly MacDonald) und verhält sich überhaupt nicht so, wie es Jahrhunderte alte Konventionen und Traditionen vorgeben. Großen Spaß empfindet das junge Mädchen vor allem bei wilden Ausritten und beim Bogenschießen. Ihre Mutter Königin Elinor (Emma Thompson) versucht trotzdem immer wieder, sie zu einer frommen Monarchin zu erziehen, welche die zu dieser Zeit geltenden Traditionen bewahrt. Zentral ist dabei vor allem die Heirat, nach der Merida einen erstgeborenen Sohn von einem der drei anderen Clans des Königreichs ihres Vaters Fergus (Billy Connolly) heiraten müsste, denn diese Prozedur wahrt seit langer Zeit den Frieden. Dumm nur, dass das Mädchen einen solchen Schritt überhaupt nicht in Betracht zieht und stattdessen bei einem Bogenschießturnier ihre Verehrer deklassiert. Dies verärgert die schottischen Lords sehr - und gefährdet sogar den Frieden des gesamten Königreichs...

Ob sich Fans von Animationsfilmen auch Pixars neuestes Werk als Pflichtbesuch im Kalender anstreichen müssen, verrät Quotenmeter.de-Kinokritiker Sidney Schering hier.

OT: «Brave» von Brenda Chapman, Mark Andrews und Steve Purcell; mit Kelly MacDonald (Synchronstimme Original), Billy Connolly, Emma Thompson, Julie Walters, Kevin McKidd, Robbie Coltrane und Craig Ferguson

«Rum Diary»
Paul Kemp (Johnny Depp) ist freischaffender Journalist und hat Ende der 1950er-Jahre endgültig genug vom verlogenen Amerika dieser Dekade. Da er selbst immer um einen möglichst entspannten Lebensstil bemüht ist und sich trotz guter Qualitäten stets antriebslos fühlt, freut er sich, als er nach seiner Reise nach Puerto Rico für ein völlig irrelevantes Blatt schreiben kann. Denn obwohl Chefredakteur Lotterman (Richard Jenkins) anfangs noch von der überaus hohen Arbeitsmoral spricht, sieht die Realität bald so aus, dass Kemp gemeinsam mit seinen Kollegen Moberg (Giovanni Ribisi) und Sala (Michael Rispoli) um die Häuser zieht, um sich sinnlos zu besaufen oder Drogen zu konsumieren. Erst als Kemp die schöne Chenault (Amber Heard) kennenlernt, hat er wieder ein Ziel vor Augen - doch vorerst muss er dabei an den erfolgreichen Unternehmer Sanderson (Aaron Eckhart) vorbei, dessen Geliebte Chenault ist...

Der bereits 2011 produzierte Film mit Johnny Depp kommt bei den meisten Kritikern nur durchschnittlich gut an und knüpft somit an die jüngste Tim-Burton-Produktion «Dark Shadows» an, bei der sich der Hollywoodstar ebenfalls mit einer durchschnittlichen Bewertung begnügen musste. Laut Robert Cherkowski von "filmstarts.de" liege dies jedoch keineswegs an Depp, "der hier endlich wieder schauspielert, statt sich in den Manierismen zu verlieren, die er bei Tim Burton oder als Jack Sparrow einstudiert hat". Insgesamt fehle dem Film jedoch der "Mut zum Stilbruch und zur Abgründigkeit", sodass er zwar "ein hübsch anzuschauendes, mit einer Liebesgeschichte garniertes Trinker-Drama" sei, jedoch "auch eine Enttäuschung auf hohem Niveau. Kora Ugowski von "moviereporter.de" bemängelt, dass es "zwar Höhen und Tiefen, aber keine Spannungskurve" gebe, da man "mehrere, unterschiedliche Handlungsstränge" besitze, "die aber nie sinnvoll zusammengeführt werden". Sehenswert sei der Film in erste Linie durch das Drehbuch, das "so einige zitierwürdige Sprüche und Beleidigungen auf Lager" habe. Auch Denis Sasse von "filmtogo.net" kann sich dem insgesamt durchschnittlichen Urteil anschließen, zwar mache "alles Spaß, hat allerdings vor allem im Mittelteil auch einige dramaturgische Durchhänger". Deshalb sei «The Rum Diary» insgesamt "eine eher zahme Umsetzung von Hunter S. Thompsons literarischem Vermächtnis".

OT: «The Rum Diary» von Bruce Robinson; mit Johnny Depp, Amber Heard, Giovanni Ribisi, Aaron Eckhart, Amaury Nolasco und Richard Jenkins

«Who Killed Marilyn?»
David Rousseau (Jean-Paul Rouve) leidet daran, was in der modernen Gesellschaft nur allzu oft als Burnout bezeichnet wird. Der völlig überarbeitete Krimiautor sucht im Dorf Mouthe im französischen Jura nach der nötigen Entspannung, doch hiervon bekommt er in der Folge nicht allzu viel. Immerhin inspirierend wirkt es sich auf ihn aus, als er bereits bei der Anreise den Fundort einer Leiche kreuzt. Es ist die junge Candice Lecoeur (Sophie Quinton), die angeblich Selbstmord begangen und sich zum Sterben freiwillig in diese Einöde begeben hat. Zunächst wittert Rousseau nur ein willkommenes Thema für seinen nächsten Roman, doch als er sich näher in die Thematik einarbeitet, beginnt er an der Selbstmordtheorie zu zweifeln. Denn die Imitatorin von Marilyn Monroe war wie ihr großes Vorbild eine unglückliche Frau, die immer wieder auf skrupellose Produzenten hereingefallen ist - wenn auch nur auf lokaler statt globaler Ebene. Nach einiger Zeit ist er sich sicher, dass Candice umgebracht wurde und begibt sich mit dem Brigagier Bruno Leloup (Guillaume Gouix) auf die Jagd nach dem Mörder...

Der französische Krimi kann sich insgesamt über recht ordentliche Kritiken freuen, wenngleich die ganz große Begeisterung zumeist ausbleibt. Dimitrios Athanassiou von "moviemaze.de" lobt vor allem die "zeitlose Wirkung" des Streifens, denn "sieht man einmal von einem sporadisch aus der Tasche gezogenen Smartphone ab, erinnert nichts an die zweite Dekade des 21. Jahrhunderts". Somit könne die Handlung "ebenso in den 1960ern angesiedelt sein und somit den Bezug zur echten Marilyn unmittelbarer gestalten". Kritisch sieht er jedoch, dass man "gar nichts erst den Versuch" unternehme, den Bezug der hier erzählten Geschichte mit der Marilyn Monroes dem Publikum "durch die Blume zu vermitteln". Stattdessen werde man "geradezu mit der Nase darauf gestoßen". Oliver Kaever von "programmkino.de" hebt Sophie Quintons Schauspiel hervor, das "nicht so sehr auf äußerlicher Ähnlichkeit mit der Monroe" beruhe. Stattdessen "vermag sie es vielmehr, in ihren wenigen Szenen sowohl den erotischen, vor allem aber tragischen Aspekt der Figur lebendig werden zu lassen". Nicht wirklich angetan ist hingegen Mick LaSalle von "sfgate.com", da seines Erachtens sowohl das Konzept als auch die "bereitwillige Hauptdarstellerin" letztendlich durch das "eintönige und leblose Erzählen der Geschichte" verschwendet worden ist.

OT: «Poupoupidou» von Gerald Hustache-Mathieu; mit Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Guillaume Gouix, Eric Ruf und Clara Ponsot

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