Wie kommt die Olympia-Übertragung von ARD, ZDF und Eurosport bei unseren Forenusern an? Bei welchem Sender macht das Zuschauen am meisten Spaß, wer fällt durch? Und wie gut sind eigentlich die stark beworbenen Internet-Streams?
Seit vergangenem Freitag erfreuen sich wieder viele Sportarten großer Beachtung, die zumeist nur am Rande wahrgenommen werden, denn in London finden die XXX. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit statt. Der Aufwand für die Organisatoren ist enorm, immerhin wollen Fernsehteams aus beinahe jedem Land dieser Welt Livebilder von allen 302 Wettbewerben übertragen können. Hierzulande übertragen Das Erste, das Zweite Deutsche Fernsehen sowie Eurosport live - wie gut schlagen sich die Sender dabei? Gehen sie angemessen mit dem Problem der großen Unübersichtlichkeit aufgrund vieler parallel stattfindender Wettbewerbe um? Wo gibt es die meisten Livebilder zu sehen und wo steht der Sport überhaupt wirklich im Mittelpunkt? Wie gut sind die Livestreams von ARD und ZDF? Die Benutzer des Quotenmeter.de-Diskussionsforums äußerten ihre Meinung unter anderem zu diesen Fragen.
Dabei stellt sich bereits vor dem Start der Olympischen Spiele heraus, dass sich die Mehrheit unserer Nutzer am meisten von Eurosport verspricht. Für acid_junky ist ausschlaggebend, dass die Inhalte des Sportsenders "immer recht angenehm anzuhören und anzuschauen" seien, wenngleich sich sein Konsumverhalten eher "nach Zeit und Sportart" als nach dem Sender richtet. Etwas deutlicher wird blra, denn er verspürt "meist einen Brechreiz" bei den Übertragungen des ZDF und möchte auch deshalb Olympia "größtenteils bei Eurosport verfolgen". Allerdings sei Das Erste auch eine "ganz solide" Alternative. Andelko wiederum empfiehlt insbesondere, die erst in der zweiten Woche stattfindenden Leichtathletik-Übertragungen auf Eurosport zu verfolgen, denn "vor allem die Sprüche" der Kommentatoren seien "der Knaller". Etwas anders sieht es TomR, der aufgrund der "nervenden Werbung" das Turnier überwiegend auf den Öffentlich-Rechtlichten verfolgen möchte. Auch Toasty gibt an, überwiegend das Angebot von ARD und ZDF wahrnehmen zu wollen, allerdings sogar "in Verbindung mit einem oder zwei Streams", sodass er sich seine "eigene kleine Konferenz zusammenbastelt".
In der Folge konzentriert sich die Kritik der User eindeutig auf die öffentlich-rechtlichen Sendestationen, mit denen viele überhaupt nicht einverstanden sind. Gleich am ersten Turniertag wird starke Kritik an der Übertragung des ZDF geäußert, da laut Toasty "gefühlt 90 Prozent des Programms aus Mini-Zusammenfassungen, Interviews und Vorberichten" bestehe. S!lent hält allerdings dagegen, dass dies "bei allen Olympischen Spielen" so sei "und es aufgrund der Fülle an Wettbewerben auch immer so sein" werde, woraufhin Ghostwriter den Vorschlag macht, zwischen den einzelnen Wettbewerben zu springen. Mit dieser Idee kann sich wiederum Columbo ganz und gar nicht anfreunden, da er "lieber Zusammenfassungen" sehe "als halbe und total zerrissene Wettbewerbe". Das Hauptproblem des Mainzer Senders sieht Gulasch123 eher darin, dass Moderator Rudi Cerne und das restliche Team allesamt "ihre Auftritte haben sollen und sie dadurch komplett den Anschluss an die Livebilder verlieren". Für durchaus problematisch hält auch Chris_23 die Sendepolitik des Zweiten, da "die Livemomente einfach so viel ausmachen", man jedoch "so gut wie keine" habe.
Im Zuge der Debatte um die Live-Übertragungen der drei Sender stören sich einige User vor allem daran, dass man laut Timreh sehr oft nicht wisse, ob das Gesehene überhaupt live ist. Dem kann sich Ghostwriter nur anschließen, denn ihm gehe es "nicht darum, dass alles live sein muss", sondern darum, "dass wir als Zuschauer wissen wollen, was gerade live ausgestrahlt wird und was nicht". Wenige Sekunden Verzögerung könne man zwar noch verkraften, "aber Wettkämpfe, die eine Minute oder noch später ausgestrahlt werden, sind nicht mehr live". Er glaubt, dass die Öffentlich-Rechtlichen es deshalb nicht kenntlich machen, weil "man dann wahrscheinlich zugeben müsste, dass nur selten etwas wirklich live ist". Von diesem Verwirrspiel ist auch ZehnGrammZucker sehr genervt, weshalb der User "immer öfter auf Eurosport oder sogar auf den ORF" ausweiche.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist für einige Zuschauer, dass beide großen öffentlich-rechtlichen Sender auf eine Einbindung ihrer Digitalkanäle verzichten. Stattdessen werden mehrere Livestreams im Internet angeboten, womit jedoch nicht jeder zurechtkommt. So hat Columbo das Problem, dass seine "DSL-Leitung nicht wirklich geeignet" sei für derartige Streams. Wenig Verständnis für diese Entscheidung hat auch blra, da die Livestreams "nicht sehr gut" laufen und es keinen Spaß mache, "jedes Mal zu suchen". Langschläfer stimmt dem zu und ergänzt, dass er die Sportübertragungen "auf der Couch in HD sehen" wolle, anstatt sich im Internet mühsam Streams herauszusuchen. Welches Stream-Angebot letztendlich gelungener ist, darüber sind sich die User hingegen recht uneinig. Während Marioo hier das ZDF eindeutig vorne sieht, da er im Ersten "nicht mal im Vollbild gucken kann, weil sonst alles stottert und leicht zeitversetzt gezeigt wird", ist für Holzklotz das ZDF "gestorben". Er führt weiter aus: "Die Navigation und Übersicht ist in meinen Augen eine absolute Katastrophe. Die ARD reißt optisch keine Bäume aus ist aber in jedem Fall zweckdienlich. Dieser ganze Flash-Schnickschnack auf ZDF behindert jedwede schnelle Orientierung."
Eine besondere Peinlichkeit erlaubten sich laut Meinung der Benutzer die beiden öffentlich-rechtlichen Vollprogramme am Dienstagabend, als der deutsche Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov ins Halbfinale einzog. Nachdem Friccs bereits verärgert darüber ist, dass man im Ersten "irgendeinen Telegrammmist" sehe, während im Stream-Angebot auch mitten im zweiten Satz "nur die Fackel" zu bewundern sei, schießt wenig später das Streaming-Portal des ZDF den Vogel ab. Ausgerechnet im alles entscheidenden siebten Satz zeigt man im Internet-Stream plötzlich Werbung, was bei einigen Nutzern zu großer Verärgerung führt. Laut Vega habe man "natürlich den absoluten Vollknall", was der seiner Meinung nach "grauenhaften Berichterstattung endgültig die Krone" aufsetze. TorianKel77 wiederum war gerade im Begriff, den Stream "wegen der Qualität selbst bei meiner Provinzleitung" zu loben, dieses Verhalten jedoch bezeichnet auch er als "Sauerei". Chaoslord erinnert hämisch an die Werbeaussage des Senders, man verpasse mit den Online-Streams "keinen Höhepunkt".
Hohe Wellen schlug auch die Bemerkung des ARD-Kommentators beim Vielseitigkeitsreiten am Dienstag, dass von Seiten Deutschlands nach dem Einspruch Frankreichs, Großbritanniens und den Vereinigten Staaten im Jahr 2004 bei Olympia "zurückgeritten" werde. Mehrere Medienportale echauffierten sich über die klare Parallele zu einem Propaganda-Spruch Adolf Hitlers aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den Alliierten. Im Quotenmeter.de-Forum ist hingegen logan99 ziemlich alleine mit der Ansicht, der Kommentator habe sich hier "etwas im Ton vergriffen". Dagegen sehen es gleich mehrere User wie Columbo, der "den Spruch ehrlich gesagt ziemlich lustig" findet und es für nicht angemessen hält, hierfür "in Empörung zu verfallen". MKA-Thilo lobt die Performance des Kommentators sogar, da dieser insgesamt "sehr beruhigend" gesprochen habe, "im richtigen Moment ruhig gewesen" sei, allerdings auch gut "Spannung aufgebaut und den einen oder anderen Spruch" gebracht habe.
Ebenfalls zur Sprache kam die Frage, ob sogar Nachrichtensendungen zugunsten der Sportübertragungen entfallen sollen. So hält es 2Pac für "traurig", dass man am Dienstag beim Damenhockey die beiden entscheidenden Gegentore nicht gesehen habe, da ein Olympia-Telegramm und anschließend die «Tagesthemen» zu sehen gewesen sei. Er schlägt deshalb vor, entweder den Sport oder die Nachrichten auch einmal in die "unzähligen Digitalkanäle" auszulagern. Dies sieht Illi-Noize ähnlich, er schlägt sogar den wesentlich radikaleren Weg vor, die «Tagesthemen» an solchen Tagen ausfallen zu lassen und für "alte' Leute ein Laufband durchflutschen" zu lassen, auf dem zum öffentlich-rechtlichen Partner verwiesen wird. Diese Idee hält rosebowl jedoch für "mehr als übertrieben", denn "bei allem Verständnis für das Interesse am Sport" müsse man auch beachten, dass "nun mal auch noch andere Dinge auf der Welt passieren", weshalb die Hauptnachrichtensendung nicht einfach ausfallen dürfe. Friccs hält diese Präferenz jedoch für falsch gewählt, da es ohnehin mehr als genügend Möglichkeiten gebe, Nachrichten zu schauen. Da Olympia hingegen "ein Weltereignis" sei, "das nur alle vier Jahre stattfindet", dürfe es "doch verdammt nochmal möglich sein, die Spiele zu übertragen, wenn sie stattfinden".
Insgesamt wird die Berichterstattung der beiden öffentlich-rechtlichen Kanäle also sehr negativ beurteilt. Vor allem die zu wenigen Live-Momente werden kritisiert, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass stattdessen immer gleiche Zusammenfassungen oder für viele Zuschauer uninteressante Interviews gezeigt werden - sogar Sportpsychologen oder Adelsexperten räumte man in den vergangenen Tagen bisweilen eine Viertelstunde Sendezeit ein, während parallel dazu Livesport auf der Strecke blieb. Friccs bezeichnet die öffentlich-rechtliche Berichterstattung deshalb als "Veranstaltungen der Marke Hausfrau, die nach «Verbotene Liebe» zu Olympia reinschaltet'". Aufgrund "inkompetenter Moderatoren, müder Kommentatoren und Wiederholungen, die man als Live-Aufnahmen verkauft" sei man bei Eurosport deutlich besser aufgehoben, denn dort stehe "der Sport noch im Vordergrund". Die negative Stimmung kann Commi jedoch nicht wirklich nachvollziehen, denn er sieht von "überflüssigen Experten-Interviews oder ewiggleichen Einspielern" abgesehen "keinen größeren Grund zur Klage über ARD und ZDF", da er sich von den Sendern "gut informiert" fühlt und deshalb "noch kein einziges Mal auf Live-Streams oder Eurosport" hat zurückgreifen müssen.