Sky goes Kreisliga: Das Spiel deines Lebens

Samstag, 16.35 Uhr: Scharen von Fußballfans in rot und blau stehen vor einem Stadion in München. Nicht etwa in Fröttmaning, vor der Münchner Allianz Arena, sondern in Lohhof im Norden der Stadt. Der SV Lohhof, ein Verein mit ruhmreicher Vergangenheit, bereitet sich dort derzeit auf die neue Kreisliga-Saison vor. Erwartet werden für ein Testspiel die Mannschaft des SSV Dillingen – und 20 oder 30 Zuschauer. Denken zumindest die Spieler. Sie wissen nicht, dass sich nur einen Steinwurf entfernt auf dem Volksfestplatz rund 600 Statisten und die Sky-Fußballredaktion auf den ersten Flashmob des Senders vorbereiten.



Alles lief unter strengster Geheimhaltung – nicht einmal im Sender selbst durfte vom „Spiel deines Lebens“ viel erzählt werden. Entsprechend an- und gespannt sind die Verantwortlichen. Geplant wurde der große Flashmob innerhalb von vier Wochen – jedem ist klar: Es gibt nur einen Versuch. Die Idee: Die Amateure sollen von Sky-Kameras und den TV-Moderatoren komplett überrascht werden. Sie spielen vor den Kameras des Bezahlsenders. Kommentator des Kreisligaspiels ist Kai Dittmann – er macht für seinen Sender sonst die großen Samstagabendspiele. Kreisliga – das ist komplettes Neuland für ihn. „Ich habe wirklich noch nie ein Kreisligaspiel gesehen“, sagt der TV-Journalist vor seinem Einsatz.

Die Vorbereitung sei für ihn umfangreicher gewesen als die auf ein Bundesligaspiel. Im Oberhaus stehen dem TV-Mann mehr Informationen zur Verfügung. Im Vorfeld konnte er nur mit den beiden Spielertrainern (die in die Pläne eingeweiht waren) sprechen. „Sie haben sich sehr bemüht und mir bis zuletzt SMS über Änderungen geschickt“, sagt Dittmann. Als Moderator der Sky-Übertragung ist Michael Leopold geplant – auch er berichtet von seinen Vorbereitungen. „Ich kenne die Spielertrainer – einer ist Torwart, der andere Verteidiger. Das muss reichen“, lacht der von allen nur „Leo“ genannte Journalist.

Als Experte kommt Markus Merk zum Einsatz – für ihn ist die Kreisliga hingegen nichts Ungewöhnliches. „Ich habe immer den Kontakt zur Basis gehalten und auch zu meiner aktiven Zeit als Schiedsrichter unbekannte Partien, etwa in der A-Jugend, gepfiffen“, sagt der ehemalige Schiedsrichter, der nun als Fußball-Berichterstatter in Deutschland und in der Türkei im Einsatz ist. Langsam drängt die Zeit. 17.30 Uhr – im Stadion nebenan dürfte die Aufwärmphase der Mannschaften zeitnah zu Ende gehen. Sky wird zur Überraschung der Spieler Vor- und Nachberichte produzieren und auch eine Halbzeitanalyse machen. Vom Sportplatz des SV Lohhof entstehen dann nicht nur eine komplette Fußball-Übertragung (die demnächst auch auf Sky Sport HD komplett zu sehen sein wird), sondern auch ein speziell auf den Flashmob bezogener Trailer. „Den verbreiten wir ausschließlich online: Bei Quotenmeter.de, aber auch via Facebook und You Tube“, erklärt Selena Gabat, Head of Social Media bei Sky.

Wenige Momente später fällt der Startschuss – Michael Leopold, seine Crew und langsam auch die 600 Statisten nehmen ihre Position ein. Für den Aufbau bleiben nur knapp 30 Minuten Zeit. Stress für die Techniker, die bei einem normalen Bundesligaspiel rund drei Stunden brauchen, bis alles steht. Der Aufwand ist enorm: Im kleinen Stadion bereitet Sky alles genauso vor wie für ein normales Liga-Spiel. Die Zeit drängt, die Spieler warten in den Kabinen. Markus Merk selbst ist es, der sie dann mit dem Anpfiff aus den Katakomben überrascht. Und das ist gelungen. „Sie waren wirklich erstaunt und wussten nicht, was mit ihnen passiert“, berichtet der ehemalige FIFA-Schiedsrichter während der ersten Halbzeit. Verblüffte Gesichter auch, als die zahlreichen Statisten als Fans verkleidet ins Stadion stürmen und mit Trommeln und anderen Utensilien für Lärm sorgen.


Am Ende des Tages waren schließlich alle glücklich: Die Hausherren zum einen wegen des 3:1-Sieges und zum anderen wegen der großartigen Stimmung im eigenen Stadion. Die Statisten, zum Teil Sky-Mitarbeiter, aber auch Flashmob-Gruppen aus München, feierten 90 Minuten lang. „Eine unglaubliche Stimmung hier“, freute sich zum Beispiel Sky Sport News HD-Moderator Noah Pudelko, der privat mit seiner Familie gekommen war – in Blau und somit als Fan der Gäste aus Dillingen. Die Spieler selbst waren regelrecht geplättet. „Es war einfach geil, das hast du nicht alle Tage“, erzählen sie nach dem Spiel am Mikrofon von Reporter Rollo Fuhrmann. „Wirklich eine Sensation, was Sky hier gemacht hat. Schön, dass Sky sich auch für den Amateur-Bereich interessiert“, sagen die Dillinger. Christoph Nowak, der Vorstand, fand nach dem Spiel kaum Worte. Für seinen Verein sei die Überraschung und Übertragung „ein Sechser im Lotto“.

Und auch auf Seiten von Sky ist man glücklich: Es hätte nicht besser laufen können, die Kameras waren stets dort, wo sie sein sollten, lobt die Aufnahmeleiterin. Und auch Kai Dittmann zeigte sich nach seinem Live-Kommentar angetan vom Gesehenen. „Ich bin total begeistert. Es ist klar, dass in der Kreisliga der Ball mal eher verspringt. Aber zu sehen, wie ambitioniert selbst in der Kreisliga versucht wird, die taktische Vorgabe des Trainers einzuhalten, ist wirklich beeindruckend.“ Der Kommentar sei Dittmann nicht schwerer gefallen als bei manchem Spiel in der Bundesliga, grinst er. „Da gibt es auch einmal ein 0:0 – und heute haben wir vier, zum Teil richtig schöne Tore gesehen“, sagt er und begibt sich runter auf das Spielfeld, um das Lob direkt an die Akteure weiterzuleiten.