Quotencheck

«hart aber fair»

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Wie schlug sich die Talkshow um Moderator Frank Plasberg im vergangenen Fernsehjahr?

«hart aber fair» hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten nicht einfach – die Quoten waren nicht im gewünschten Bereich, alle Versuche, daran etwas zu ändern, brachten statt Erfolg nur Spott und noch mehr Desinteresse mit sich, allen voran die Handwerkerrunde um das Thema „Wissen, wo der Hammer hängt - was treibt die Deutschen in den Baumarkt?“ am 23. April diesen Jahres. Der Wunsch nach höherer Quote durch außergewöhnliche Themenwahl zerfiel zu Staub und es blieb das schlechteste Ergebnis seit dem Wechsel auf den Sendeplatz am Montag. Doch wie schlug sich das Format über das ganze Jahr gesehen?

Den Anfang der fünften Staffel im Ersten machte am 5. September 2011 ab 21.00 Uhr eine Runde zum Thema „Patchwork-Familien“. Zum ersten Mal am Montag ausgestrahlt, noch dazu eine dreiviertel Stunde früher, als vor der Sommerpause gewohnt, hatten die Verantwortlichen wohl viele Erwartungen in die nächste Season von «hart aber fair» gesetzt. Die finale Folge der vorangegangenen Ausstrahlungen hatte sehr gute 3,43 Millionen und 14,3 Prozent im Gesamtpublikum erreicht, die erste Ausgabe im September kam nur auf enttäuschende 2,89 Millionen und 9,6 Prozent insgesamt und nur 0,4 Millionen und 3,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen – letztere Werte sind selbst für die Verhältnisse des Ersten katastrophal.

Es folgte ein leichter Aufwärtstrend in den zwei anschließenden Wochen, auf immerhin 3,33 und 3,58 Millionen im Gesamtpublikum und 4,8 bzw. 4,7 Prozent bei den jungen Zuschauern. Auch das waren noch Werte unterhalb des Senderschnitts. Dieser rückte mit den nächsten Ausstrahlungen in weite Ferne – sechs der elf Folgen, die bis Jahresende ins Programm genommen wurden, scheiterten an der Drei-Millionen-Gesamtzuschauergrenze und erreichten in der Zielgruppe im Schnitt etwa die Hälfte der Fernsehenden, die normalerweise zum Publikum des Ersten gehören.

Das neue Jahr begann zunächst mit erfreulichen Einschaltquoten für die Sendung. Am 9. Januar schalteten 4,20 Millionen und 12,9 Prozent insgesamt und 0,72 Millionen und 5,5 Prozent aus der werberelevanten Zielgruppe ein. Die darauffolgende Woche konnte diese Werte noch einmal toppen und ließ 4,73 Millionen und 14,3 Prozent insgesamt und hervorragende 1,27 Millionen und 9,5 Prozent vor dem Programm des Ersten verweilen. Wiederum sieben Tage später waren die Werte ähnlicher Natur und mit 4,70 Millionen und erneut 14,3 Prozent im Gesamtpublikum und 1,25 Millionen und 9,4 Prozent bei 14- bis 49-Jährigen deutlich über dem Senderschnitt. Zwei Wochen darauf saßen zu «hart aber fair» immerhin noch 3,71 Millionen und 11,3 Prozent insgesamt und gute 0,91 Millionen und 7,0 Prozent aus der Zielgruppe vor den TV-Geräten.

Die Erholung in diesem Zeitraum war bei näherer Betrachtung jedoch nur bedingt als Leistung des «hart aber fair»-Teams zu verbuchen. Wesentliche Ursache für das hohe Zuschauerinteresse waren die jeweils im direkten Vorprogramm gezeigten «Markenchecks», die sehr gute Werte erzielten und an die das Talk-Format thematisch anschloss. Das zeigte sich auch in den erneut fallenden Quoten, nachdem im Ersten vorerst keine weiteren «Markenchecks» mehr gesendet wurden. Zwar kamen diese für drei Wochen im Mai zurück, hier verzichtete man allerdings darauf, die Plasberg-Runde mit einzubinden.

So blieb es dabei, dass die Sendung vom 16. Januar die besten Werte der Saison einfuhr und nach Februar nicht einmal annähernd wieder erreicht wurde. Stattdessen dümpelte «hart aber fair» quotentechnisch auf dem Herbstniveau Richtung Sommerpause. Ganz gleich, ob die inhaltliche Ausrichtung auf den Zoff ums Bundespräsidentenamt gerichtet war, Griechenland zum heiß diskutierten Thema gemacht wurde oder eben die handwerklichen Fähigkeiten der Talkrunde getestet wurden: es blieb bis Ende Juli bei Einschaltquoten deutlich unter dem Senderschnitt.

Der einzige kleine Hoffnungsschimmer zeigte sich den Verantwortliche am 21. Mai auf, als zwar nur 2,92 Millionen und 10,2 Prozent insgesamt einschalteten, jedoch 0,95 Millionen und sehr gute 7,9 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen für das Erste zu verzeichnen waren. Hier zeigte wohl der Fußball-Gott Mitgefühl, als über das Thema der Stadion- und Fangewalt getalkt wurde. Diese eine Folge ausgenommen, die auch nur in der Zielgruppe über dem normalen Niveau des Ersten lag, blieben alle 17 Ausgaben ab dem 13. Februar sowohl beim Gesamtpublikum als auch bei den jungen Zuschauern unter Senderschnitt.

Die bislang letzte Folge, ausgestrahlt am 16. Juli, erreichte noch einmal 3,16 Millionen und 10,6 Prozent insgesamt und 0,59 Millionen und glatte fünf Prozent bei den Werberelevanten. Doch auch diese Werte konnten nichts daran ändern, dass die Sendung, gesehen über die ganze Saison, mit 9,9 Prozent Marktanteil bei den Gesamtzuschauern keinen zweistelligen Wert erreichte. Durchschnittlich schalteten 3,12 Millionen ein. Bei den jungen Menschen waren es 560.000 und 4,4 Prozent. Doch auch diese, bereits als schlecht zu bezeichnenden Ergebnisse, wirken durch die vier Quotenerfolgen vom Jahresanfang 2012 noch geschönt.

Weit entfernt ist man damit auch vom Senderschnitt des Ersten, der insgesamt bei 11,8 Prozent liegt und in der Zielgruppe 6,3 Prozent beträgt. War «hart aber fair» auch in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, wenig junge Fans anzusprechen, enttäuscht insbesondere, das nun auch die Zuschauer aus allen Altersgruppen nicht mehr gehalten werden konnten. Angezählt ist das Format jedoch noch nicht, «hart aber fair» wurde erst im Oktober 2011 um zwei weitere Jahre verlängert. Die Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats, Ruth Hieronymi, sagte damals: „Wir sind davon überzeugt, dass es Frank Plasberg noch einmal gelingt, im neuen Konkurrenzumfeld sein Publikum zu finden.“ – Das muss Plasberg nun mit der nächsten Staffel beweisen.

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