
Bereits im Trailer konnte sich die Zuschauerin einen Eindruck davon verschaffen, was sie wohl erwarten mag. Eine zum Sommer passende Komödie, voller nackter Männerkörper. Ein wenig obszön, ein bisschen extravagant – und trotzdem harmlos. Ein Film, den man sich mit seinen Freundinnen anschaut, vielleicht im Kreise eines Junggesellinenabschieds, wenn man sich den leibhaftigen Stripper nicht leisten kann oder die Hemmungen, in einen „richtigen“ Stripclub zu gehen, zu groß sind. Doch je detaillierter die Erwartungen, umso leichter ist es, enttäuscht zu werden. Vor allem dann, wenn Kino- und TV-Trailer etwas völlig anderes versprechen, als man letztlich präsentiert bekommt. Immerhin sollen die kleinen Highlightfilme vorab einen Blick auf den Hauptfilm bieten.
Doch der Reihe nach: «Magic Mike» ist zunächst einmal überhaupt nicht das, was er im Trailer zu sein verspricht. Präsentiert sich der Streifen hier als locker leichte Komödie, so entpuppt er sich im Laufe seiner großzügig bemessenen (!) zwei Stunden als sozialkritisches Drama um die Existenz eines Heranwachsenden. Zwar sorgt vor allem wohl platzierter Dialogwitz für das eine oder andere Schmunzeln und der Blick hinter die Kulissen des Nachtclubs lässt einem durchaus für einige Zeit den Mund offen stehen. Zudem ist es selbstredend, dass bei derartiger Thematik nicht auf schlüpfrige Gags verzichtet wird. Letztere werden, zur Grundstimmung passend, niemals allzu drastisch formuliert, wenngleich man es sich nicht verkneifen konnte, hier und da das blanke Gemächt eines der Darsteller in Großaufnahme zu zeigen. Dennoch fehlt es den halbwegs komischen Szenerien durchweg an Spritzigkeit und Dynamik. Hieran trägt vor allem eine überaus gewöhnungsbedürftige Bildsprache Schuld. Auf der einen Seite in einem unnatürlichen Dunkelgrau gehalten, präsentieren sich die Nachtclubszenen nicht wie gewohnt glamourös, sondern dreckig und unschön. Dies passt zwar zu Kernaussage, trifft den Nagel jedoch nicht auf den Kopf, wenn die einzelnen Stripshows mit einem Augenzwinkern dargeboten werden.
Auf der anderen Seite ist «Magic Mike» außerhalb der Stripbar in derart aufdringlichen Sepiatönen gehalten, dass ein Til Schweiger bei solch einer Optik gelb vor Neid werden würde. Die Mischung aus Braun-, Gelb-, und Orangetönen ist jedoch nicht dienlich, Szenerien zu unterstreichen und damit zu einem Stilmittel zu werden. Stattdessen ist sie zwar vorhanden, wird jedoch schnell nur noch als Störfaktor wahrgenommen.

Leider passt bei «Magic Mike» partout nichts zusammen. Einzig Channing Tatum, der seine titelgebende Figur doch noch weitgehend mit Herzblut spielt, stellt den Lichtblick dar, der der Dramödie über die gesamte Laufzeit fehlt. Sämtliche Darsteller bleiben hinter ihren Schauspielerleistungen zurück. Und je bekannter der Name, desto enttäuschender fällt die Meinung zu den einzelnen Figuren aus. Die Handlung ist inkonsequent, nur allzu konstruiert und dementsprechend unglaubwürdig. Der im Trailer als Protagonist vorgestellte Channing Tatum lässt sich von dem absolut nicht überzeugenden Alex Pettyfer an den Rand drängen. Drehbuchbedingt fällt Pettyfers Screentime wesentlich größer aus, als die von Tatum, was zu weiteren Verwirrungen seitens des Publikums sorgt. «Magic Mike» legt sich nicht auf einen Protagonisten fest. Das mag eine nette Abwechslung in der aktuellen Kinolandschaft sein, funktioniert hier allerdings überhaupt nicht. Zu keinem Zeitpunkt weiß der Zuschauer, worauf er sich wann zu konzentrieren hat. Das verwirrt und beginnt schnell, zu nerven. Die Mischung aus absoluter Vorhersehbarkeit und ungewollter Überraschung macht aus «Magic Mike» einen Rohrkrepierer, um im Slang des Films zu bleiben. Da sollten sich die Damen das Geld lieber sparen – und sich stattdessen einen echten Stripper zu Gemüte führen.