Weil «Mitten im Leben» um 14 Uhr zuletzt etwas geschwächelt hat, testet RTL in den kommenden Wochen neue Formate auf dem Sendeplatz. Zwischen dem 13. und 17. August zeigt der Kölner Marktführer «Familien in Geldnot». Wer allerdings auf etwas frischen Wind im Nachmittagsprogramm gehofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Die Scripted Reality, die von Norddeich produziert wurde, ist nur ein weiteres, billig produziertes Format mit schlechten Schauspielern. Streit und Naivität stehen wie immer im Mittelpunkt und natürlich wird es auch das ein oder andere Mal laut.
Die Geschichte der ersten «Familien in Geldnot»-Folge ist schnell erzählt: Die 38-jährige Marina hat sich von ihrem Mann Volker getrennt und ist nun mit Marco zusammen. Schon bald zieht sie zu ihm und lässt ihre zwei Kinder allein zu Haus. Marco ist arbeitslos und kauft von Marinas Geld allerhand teure Sachen ein. Kurz darauf geht der Mutter das Geld aus, auch die Kinder können sich keine Lebensmittel mehr kaufen. Irgendwann merkt Marina dann, dass Marco es nur auf ihr Geld abgesehen hat und kehrt zu ihren Kindern zurück - ein Happy End.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat die neue Scripted Reality bei RTL nicht. Ganz im Gegenteil: Die Geschichte könnte auch unter dem Label «Mitten im Leben» laufen. Oder «Familien im Brennpunkt» oder «Betrugsfälle». Es ist so austauschbar wie die restlichen Programme am RTL-Nachmittag. Anders als der Titel der Sendung suggeriert, geht es in der Sendung nur beiläufig um Geld.
Im Vordergrund stehen in der ersten Episode die Streitereien zwischen der Mutter und ihren Kindern. Immer wieder lässt sich Marina von ihrem Freund überreden, für weitere teure Sachen zu zahlen und ihre Kinder alleine zu lassen. Dem Zuschauer wird damit vorgegaukelt, selbst viel besser zu sein als die Menschen dort im Fernsehen. Das wird aber erst möglich, weil es nach wie vor nur eine kleine Einblendung zu Beginn der Sendung gibt, dass die Handlungen und Personen bei «Familien in Geldnot» frei erfunden sind. Der Hinweis ist leicht zu übersehen.
Das ist nach wie vor die Masche des klassischen Scripted-Reality-TVs: Die Menschen vor den Fernsehgeräten sollen glauben, dass die Geschichten echt sind - auch wenn sie noch so skurril und abwegig sind. Die Zuschauer sehen im neuen Format jedenfalls viel von dem, was sie am RTL-Nachmittag gewöhnt sind. Seine Fenster sollte man beim Zuschauern schließen, denn manchmal wird es ganz schön laut. Zum Beispiel wenn Tochter Celine ihre Mutter davon überzeugen will, wieder zurück nach Hause zu kommen. Oder das Paar sich darüber streitet, wie wichtig die Kinder in ihrer Beziehung sind.
Über die Qualität der Schauspieler muss an dieser Stelle nicht weiter berichtet werden. Wie in anderen Scripted Realities auch, sind es Laiendarsteller, die ihren Job so machen, wie ihn jeder machen könnte: mehr schlecht als recht. Sollten sich die Quoten der Sendung in dieser Woche jedoch als gut erweisen, könnte es schon bald weiter gehen. Dies ist aber eher der Schwäche von «Mitten im Leben» geschuldet. Ob sich die Zuschauer nun allerdings von dem neuen Label «Familien in Geldnot» hinreißen lassen werden und einschalten, bleibt abzuwarten. Qualitativ überzeugt hat die Sendung jedenfalls nicht. In der kommenden Woche zeigt RTL ab 14 Uhr testweise «Testfälle - Kann ich dir vertrauen?».