
Der Trailer versprach mit «Die große Welt der kleinen Menschen» ein wenig mehr Niveau als bei seinen bereits genannten Vorgängern und präsentierte sich als Realityformat, das den Alltag kleinwüchsiger Menschen begleitet. Und tatsächlich: auf den ersten Blick scheint die Doku-Reihe doch ihren Namen zu verdienen. Der Eindruck einer gescripteten Handlung bleibt aus, ein ironischer Off-Kommentar fehlt. Dennoch trägt das Format die Handschrift sämtlicher ihr vorausgegangener Formate, die einst Realität nur vorgaukelten. Unangenehm beschauliche Kamerafahrten, die Aufteilung der Sendung in einzelne Episoden – sogar die Art, die handelnden Personen vorzustellen und deren Namen einzublenden und nicht zu vergessen die tragikomische Musikuntermalung: all diese Elemente wirken aus Sendungen der Marke «Schwiegertochter gesucht!» abgekupfert. Leider etablierten sich ebenjene Faktoren als Indikatoren für Trash-Fernsehen, weshalb der ursprünglich relativ positive Eindruck von «Die großen Welt der kleinen Menschen» einen Knacks erhält. Automatisch werden Assoziationen zu Themen wach, die im Kontext umstrittener Sendungen zu Tage gefördert wurden. So in etwa die Frage nach verfälschter Realität oder dem Umgang mit den Hauptakteuren.

Doch neben der irritierenden Handschrift hat «Die große Welt der kleinen Menschen» ein weiteres Problem: eigentlich möchte man meinen, sei eine realistisch dargestellte Dokumentation ein interessanter Versuch von Sat.1, auf neuem Terrain Fuß zu fassen. Doch leider trägt ein derartiges Format nicht einmal über solch eine kurze Laufzeit wie eine dreiviertel Stunde. Zu oft schon wurde der Alltag von Kleinwüchsigen im deutschen Fernsehen dokumentiert. Gewiss nicht in einem eigens für sie produzierten Format. Durchblättert man mit der Fernbedienung jedoch sämtliche Boulevard- und Servicemagazine, so ist einem die – durchaus spannende – Thematik nicht fremd. Dementsprechend ist die Wahl, ein unverfälschtes Dokumentationsformat mit Kleinwüchsigen zu bestücken, möglicherweise die falsche. Dennoch muss unbedingt positiv hervorgehoben werden, dass Sat.1 entgegen des Trends auf Effekthascherei verzichtet und die Protagonisten so darstellt, dass diese sich bei der Ausstrahlung nicht zu schämen brauchen.
Damit bleibt festzuhalten, dass «Die große Welt der kleinen Menschen» wohl lediglich ein weiterer Programmpunkt bei Sat.1 sein wird, der in wenigen Wochen lediglich unter „ferner liefen“ verbucht werden kann. Dennoch gibt sich der Sender Mühe, aus den gegebenen Umständen das Beste zu machen und verzichtet auf die Vorführung der agierenden Personen. Die Machart jedoch lässt zu schnell Assoziationen zu niederen Formaten zu und könnte Zuschauer somit schnell auf die falsche Fährte der Unterhaltung locken. Letztlich bleibt die Frage, wer sich derartiges anschauen soll. Doch diese Frage stellt man sich bei Sat.1 ja derzeit öfter.