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"Meine Hände waren ganz blutig und dann dachte ich mir, dass wohl ein Messer im Spiel gewesen sein muss." Man spürt die Angst förmlich, die Stefan empfunden haben muss, als er nachts an einem Bahnhof niedergestochen wurde. Er erzählt ZDFneo-Reporter Micky Beisenherz von der Nacht, in der er fast gestorben wäre. Die Angst vor Gewalt ist eine der größten und präsentesten Ängste. Jeden Tag sind Zeitungen und Nachrichtensendungen voll von Geschichten über Straßenschlachten, Schießereien und U-Bahnschläger. Aber nimmt die Gewaltbereitschaft in Deutschland tatsächlich immer mehr zu?
Die Menschen leben jeden Tag mit der Angst vor Gewalt - dürfen sich aber nicht von ihr bestimmen lassen. Das gilt besonders für Männer wie Erik Zühlsdorff. Der 41-Jährige ist Polizist in Magdeburg. Die Angst vor Gewalt ist für ihn allgegenwärtig. Auch heute. Er ist Einsatzleiter beim Fußballspiel Magdeburg gegen Leipzig. Jeden Moment kann es zu Ausschreitungen kommen, doch Erik Zühlsdorff darf keine Angst haben. Obwohl er im Dienst sogar einmal angeschossen wurde, steht er fast jedes Wochenende im Fußballstadion und geht das Risiko ein, wieder Opfer von Gewalt zu werden. Das ist nun mal sein Job.
Im Münchner Olympiastadion trifft Beisenherz auf Toni Meyer. 15 Jahre lang war der Mitvierziger süchtig nach Gewalt. Toni ist ein ehemaliger Hooligan. Vor ein paar Jahren ist er aus der Szene ausgestiegen. In seiner Hooligan-Zeit zählte die Freude am Fußball wenig, die Freude am Zuschlagen hingegen alles. Wie geht man mit der Angst vor Gewalt um, und wie lebt man sein Leben, nachdem man Gewalt erfahren hat?
Kritik
Die „German Angst“ ist im angelsächsischen Raum zum geflügelten Wort für die typisch deutsche Hysterie, die Furcht vor allem und jedem und die Neigung, schnell mal in Panik zu geraten, geworden. „Deutschland – eine Nation voller Sorgenmenschen“, sagt die Off-Stimme schon in den ersten Sekunden.
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Gleichzeitig verzichtet «German Angst» darauf, einen übergeordneten Zusammenhang herzustellen, und belässt es dabei, exemplarische Fälle zum Themengebiet zu betrachten. Dadurch hat man angesichts der Sendezeitbegrenzung den richtigen Ansatzpunkt gewählt – in einem halbstündigen Format ist mehr schlicht nicht möglich. Dem kommt natürlich zu Gute, dass man einen möglichst neutralen Zugang zur Thematik sucht, weniger wertet als erklärt und Suggestion überhaupt nicht stattfinden lässt. Beisenherz verzichtet auf Vorverurteilungen, stellt seine Position aber trotzdem klar in den Raum – das jedoch nie mit dem Anspruch, am Schluss unbedingt recht haben zu müssen.
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ZDFneo strahlt sechs Folgen «German Angst» ab Donnerstag, den 23. August, im wöchentlichen Rhythmus um 23.00 Uhr aus.