«Boardwalk Empire» ist zweifelsohne „Fernsehen deluxe“. Die erste Folge wurde von Martin Scorsese gedreht und verschlang 18 Millionen Dollar Produktionskosten. Seitdem sind drei Jahre und zwei Staffeln ins Land gegangen, im September wird die dritte Season auf dem US-Sender HBO Premiere feiern. Sky hat sich die Rechte für die deutschsprachige Erstausstrahlung gesichert und setzt viele Hoffnungen in das Format. Nur einen Tag nach der Premiere in den USA werden die Kunden des Bezahlfernsehunternehmens über Sky Go auf die Originalfolgen zugreifen können, im Frühjahr 2013 soll dann auf Sky Atlantic HD die Veröffentlichung der Synchronfassung erfolgen. Doch wie fiel das für die Zukunft von «Boardwalk Empire» auf Sky möglicherweise wegweisende Zuschauerinteresse an Staffel zwei aus, die bis Mai auf dem kleinen Sender TNT Serie zu sehen war?
Die Hürden zum Überspringen des Senderschnitts von TNT Serie sind scheinbar niedrig: 0,1 Marktanteil erreicht der Pay-TV-Sender beim Gesamtpublikum wie auch in der Zielgruppe. Demnach sieht nur jeder tausendste Fernsehzuschauer TNT Serie. Mit «Boardwalk Empire» wollte man sicher mehr erreichen und programmierte das Format am Mittwochabend zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.
Die Werte der ersten Folge waren mit 30.000 Gesamt- wie Zielgruppenzuschauern und 0,1 Prozent insgesamt und 0,2 Prozent bei den Jungen durchaus als Erfolg zu werten. Wesentlich besser machte es aber die zweite Episode mit dem Titel «Nur wir allein», die auf sehr gute 50.000 und 0,2 Prozent aller Fernsehenden kam. Bei den 14- bis 49-Jährigen sahen ebenfalls 50.000 und 0,4 Prozent zu, woraus sich schließen lässt, dass sich die Gruppe derjenigen, die am Programm von TNT Serie interessiert sind, fast ausschließlich aus jungen Menschen zusammensetzt. Tatsächlich bildete Folge zwei auch schon den Höhepunkt der Einschaltquoten.
Am 14. und 21. März wurden insgesamt jeweils 30.000 und 0,1 Prozent der Zuschauer angesprochen, bei den Werberelevanten waren es gleichsam 30.000 Zusehende und 0,2 Prozent. Die erfreulichen 0,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen konnten auch bei den zwei folgenden Ausstrahlungen am 28. März und 4. April gehalten werden, die absolute Zahl der Interessierten sank aber auf nur noch 20.000. Ein ähnliches Bild mit derselben Anzahl an Betrachtern und nur noch 0,1 Prozent zeichnete sich beim Gesamtpublikum ab.
Tatsächlich unter den Senderschnitt rutschte das Format erstmals am 11. April, als mit der Folge «Zwischen Fremden» bei 10.000 Zuschauern insgesamt kein Marktanteil bei allen Fernsehenden mehr ermittelt werden konnte. Die 10.000 Zuschauer entsprachen auch in weiten Teilen der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, weshalb hier noch 0,1 Prozent erreicht wurden. Ein kleiner Aufschwung in der Folgewoche, in der wieder die Werte vom 28. März und 4. April erreicht wurden, stabilisierte sich jedoch nicht.
So wurde für die Folgen neun bis elf Folgen kein Marktanteil bei allen ausgewiesen, die Zuschauerzahlen lagen sowohl beim Gesamt- als auch Zielgruppenpublikum bei nur noch 10.000 Betrachtern. Das bedeutete nur bei den 14- bis 49-Jährigen einen Marktanteil von 0,1 Prozent, also auf Senderschnitt. Das Staffelfinale, «Auf die Verlorenen», rutschte dann noch einmal deutlich ab und enttäuschte mit Werten, die vollständig außerhalb des messbaren Bereichs lagen.
Im Durchschnitt erreichte die 2. Staffel von «Boardwalk Empire» 20.000 Menschen und 0,1 Prozent des Gesamtpublikums und gleichsam 20.000 und 0,2 Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Letzterer Wert lag damit über dem bereits erwähnten Senderschnitt von 0,1 Prozent in beiden ausgewiesenen Gruppen. Obgleich TNT Serie damit rein statistisch betrachtet einen doppelt so starken Wert bei den Werberelevanten einfuhr wie üblich, ist ein kritisches Fazit angebracht. Der kontinuierliche Zuschauerverlust zeigt auf, dass die Serie nur einen kleinen Kreis von Fans an sich binden konnte.
Auch wenn die Einschaltquoten Richtung Bedeutungslosigkeit wanderten, so darf man nicht vergessen, dass alle Episoden auch via Sky+ angeboten werden. Wer also am Mittwochabend nicht vor dem Fernseher sitzen konnte, hatte binnen sieben Tagen die Möglichkeit, die Episode mit einem innovativen Dienst noch einmal anzuschauen.