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In der Tat entstand in der ersten Folge, in der der berüchtigte Geldfälscher Hans-Jürgen Kuhl zu Gast war, ein interessantes Gespräch. Die neuartige und im deutschen Fernsehen wegen des hohen Produktionsaufwandes bisher selten eingesetzte Interview-Technik, in der Fragesteller und Gast direkt in eine Kamera blicken, war dagegen weniger ein ansprechender USP als ein bloßes Gimmick. Die Gründe, warum das Gespräch überzeugen konnte, waren andere:
Natürlich ist Kuhl ein sehr dankbarer Gast, der mit seinen siebzig Jahren auf ein bewegtes Leben zurückblicken kann. Vor Jahrzehnten war er ein erfolgreicher Modeschöpfer, verdiente als Plagiator von Andy-Warhol-Bildern Millionen, die er in Monaco bei jeder Menge Partys restlos verjubelte, und fälschte schließlich Dollarnoten, deren Summe sich irgendwo im achtstelligen Bereich bewegt. Wenn die CIA einen Schnipsel einer seiner Dollar-Fälschungen in ein Labor schicken würde, wären sie davon überzeugt, dass er echt sei, sagt er.
Doch der beste Gast hilft nichts, wenn der Fragesteller unfähig wäre, ein Gespräch zu führen, wenn der Interviewer mehr auf Suggestion und Boulevard aus wäre, als darauf, eine sinnvolle Unterhaltung zu führen. Glücklicherweise ist das hier nicht der Fall. Denn Jörg Thadeusz lässt sich wunderbar auf seinen Gast ein, konfrontiert Kuhl mit all seinen kriminellen Machenschaften, ohne den Zeigefinger erheben zu müssen. Er fragt, ohne zu richten, ist ernsthaft an den Antworten und der Person seines Gastes interessiert und somit die Idealbesetzung für dieses Format.
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Negativ fallen auch die vielen Schnitte auf, durch die «Der Protagonist» leider oft nach Stückwerk aussieht. Laut Making-Of sind bei den Dreharbeiten über sechs Stunden Interviewmaterial entstanden, das man für die Ausstrahlung auf nicht einmal 30 Minuten heruntergekürzt hat, was leider ebenso wie die nachgestellten Szenen den Anspruch an einen möglichst hohen Grad an Authentizität torpediert.
Am Schluss bleibt also eigentlich nur Jörg Thadeusz, der dieses Format sehenswert macht. Den ganzen Schnickschnack drum herum hätte man getrost weglassen können. Nur dass dann von dem Konzept, bis auf den hervorragenden Interviewer, nicht mehr viel übrig bleiben würde.