Über Jahre hinweg stand der Sonntagvorabend im RTL-Programm für hervorragende Quoten. So starteten zum Beispiel «Vermisst» und «Bauer sucht Frau» auf diesem Slot, bevor sie aufgrund der ausgezeichneten Quoten bekanntlich in die Montagsprimetime befördert wurden. Wovon RTL bei allen seinen Formaten profitierte: Kein anderer Sender bot die Marke Doku-Soap zu dieser Zeit an, die Kölner waren konkurrenzlos. Diese Marktlücke erkannte vorheriges Jahr Sat.1, das fortan mit dem gleichen Genre wie RTL überzeugen wollte. Während der Bällchensender in der Tat den Sendeplatz ab 19.00 Uhr mit Doku-Soaps aufwertete, hatte darunter vor allem einer zu leiden: RTL. Nach zahlreichen Misserfolgen im Winter und Frühjahr, gaben die Kölner im August schließlich «Helena Fürst» eine weitere Chance. Die Anwältin der Armen fuhr mit ihrer zweiten Staffel zwar keine ausgezeichneten, aber immerhin solide Quoten ein.
Folge eins kam am 22. Juli ab 19.05 Uhr auf 3,24 Millionen Zuschauer sowie den damit verbundenen Marktanteil von sehr guten 15 Prozent bei allen. Sehr interessiert zeigten sich zudem die jungen Bürger zwischen 14 und 49 Jahren: 1,42 Millionen bzw. 18,3 Prozent der Werberelevanten entsprechen einem Wert, der klar über dem RTL-Senderschnitt liegt. Damit stellte das Format aus Sicht der Marktanteile zudem einen Allzeit-Rekord auf: Nie lief während Staffel eins eine Folge der Doku-Soap erfolgreicher; der bisherige Rekord von 17,3 Prozent der Jüngeren wurde um einen Prozentpunkt überboten.
Dass dieses hohe Quotenniveau gegen die Olympia-Konkurrenz der Öffentlich-Rechtlichen nicht haltbar war, werden die Verantwortlichen gewusst haben. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass sich auch Folge zwei am 29. Juli mit 15,3 Prozent in der Zielgruppe wacker schlug. Besonders erfreulich: Das Publikum konnte der Sender im Vergleich zur Vorwoche nahezu halten; lediglich ein kleiner Rückgang um 0,06 Millionen auf 3,18 Millionen Interessenten musste von RTL verkraftet werden. Somit ist bewiesen, dass der Marktanteilsrückgang größtenteils auf eine höhere Gesamtfrequentierung an diesem Sonntag zurückzuführen war.
Stabil blieb die Doku-Soap mit ihrer dritten Folge, die wie Folge zwei gute 13 Prozent bei allen generierte und bei den Umworbenen sogar auf leicht bessere 15,4 Prozent kam. Einzig bei den absoluten Zuschauerzahlen musste RTL größere Abstriche hinnehmen: Beim Gesamtpublikum kam das Format nur auf 2,94 Millionen Zuschauer, bei den Werberelevanten standen 1,29 Millionen Interessenten auf der Uhr.
Sehr beachtliche Zahlen verzeichnete die „Anwältin der Armen“ mit ihrer vierten Folge, die bei einer Gesamtzuschauerzahl von 2,90 Millionen 13,5 Prozent beim Gesamtpublikum einfuhr. Richtig stark lief es in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen: Hier resultierten aus 1,36 Millionen Fernsehenden gute 17,1 Prozent. Und das, obwohl sich die Sendung an diesem Abend gegen Olympia und den DFL-Supercup, zwei bekanntlich quotenstarke Ereignisse, durchsetzten musste.
Schwächer schnitt «Helena Fürst» hingegen am 19. August gegen den DFB-Pokal ab. Lediglich 2,66 Millionen Zuschauer sowie 1,33 Millionen Umworbene sorgten bei allen für solide 12,7 Prozent, in der Zielgruppe resultierten durchschnittliche 15,5 Prozent. Zur Verteidigung des Kölner Senders ist zu sagen, dass es sich beim 19. August um den heißesten Tag des Jahres handelte, an dem so wenige Menschen fernsahen, wie es in jüngerer Vergangenheit selten vorkam. In Anbetracht dessen werden die Verantwortlichen das Allzeit-Tief, das die Doku-Soap an diesem Tag einfuhr, verkraften können.
Nach fünf mehr oder weniger erfolgreichen Folgen endete die zweite Staffel von «Helena Fürst» schließlich am 26. August unterdurchschnittlich. Die Reichweite konnte wetterbedingt zwar auf 3,29 Millionen ausgebaut werden, der Marktanteil beim Zielpublikum sank trotzdem auf 14,6 Prozent – und somit erstmals auf einen eindeutig unterdurchschnittlichen Wert. Obwohl die letzte Ausgabe die am stärksten frequentierte der gesamten Staffel war, fiel der Marktanteil bei den Umworbenen also sehr dürftig aus. Kleiner Trost: Beim Publikum ab drei Jahren hielt man sich mit 12,4 Prozent auf solidem Niveau.
Alles in allem lässt sich für die zweite Staffel von «Helena Fürst» ein positives Fazit ziehen. So erreichten die sechs Folgen im Mittel 3,04 Millionen Interessenten ab drei Jahren sowie 1,34 Millionen Zuschauer bei den 14- bis 49-Jährigen. Da die gesamte Fernsehnutzung in den sechs Wochen sehr instabil war, ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Marktanteile aussagekräftiger. Diese liegen bei 13,3 Prozent beim Gesamtpublikum sowie runden 16 Prozent in der Zielgruppe. Im Vergleich zur ersten Staffel, die noch in der Mittwochsprimetime lief, kam es somit zu einer Umverteilung der Zuschauer: Bei allen wurden damals noch schlechtere 12,7 Prozent gemessen, bei den Umworbenen hingegen bessere 16,3 Prozent. Trotzdem: Im Grunde genommen blieb die Doku-Soap auch 2012 auf solidem Niveau. Die Quoten sprechen für eine Fortsetzung, die RTL bereits für die laufende Saison beschlossen hat.