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Konzeptionell ist die Sendung schnell erklärt, denn sie besteht ganz klassisch aus einem Gespräch zwischen Moderator und in diesem Fall drei Gästen. Mit Fußballtrainer Ralf Rangnick, DFB-Teammanager Oliver Bierhoff und dem ehemaligen Bundesliga-Spieler Franz Wohlfahrt setzt man ganz eindeutig auf Fachkenntnis, während sich bei Hartmanns Sendung zuvor noch Guido Cantz, Bärbel Schäfer und Dauergast Matze Knop gegenseitig schlechte Pointen auf ganz niedrigem Niveau um die Ohren hauen durften. Platz nehmen die Gäste auf einer Couch, die jedoch etwas verlassen wirkt in einem recht großen, ziemlich karg eingerichteten Studio. Wer also auf besonders große optische Reize oder Innovationen setzt, der wird hier eine große Enttäuschung erleben.
Und auch wenn die Programmverantwortlichen im Vorfeld so stark betonten, dass man live vom Ort des Geschehens sendet, muss letztendlich konstatiert werden, dass der Nutzen hieraus für den Zuschauer bei null liegt. Man bekommt kaum etwas davon mit, dass man sich gerade in Wien befindet, da abgesehen von einem Blick auf das Treiben in der Stadt zu später Stunde die österreichische Hauptstadt kaum zu sehen ist. Es hätte hier kaum einen Unterschied gemacht, wenn man aus einer beliebigen deutschen Großstadt gesendet hätte. Ja eventuell hätte dies sogar seine Vorteile gehabt, denn so wäre man vielleicht wenigstens vom Lärm im Hintergrund verschont geblieben, der leider die komplette halbe Stunde das Hörerlebnis deutlich beeinträchtigt - zumal hierdurch noch offensichtlicher wird, wie unterkühlt die Stimmung in erster Linie durch das fehlende Publikum eigentlich ist. In dieser Hinsicht hat man sich gegenüber «Waldis Club» klar verschlechtert, das immerhin die Bierzelt-Atmosphäre sehr authentisch darstellte.
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Etwas bedauerlich ist in diesem Zusammenhang auch, dass bis auf oberflächliche Exkurse bezüglich der österreichischen Nationalmannschaft beinahe überhaupt nicht auf andere Teams dieser Welt eingegangen wird. Im Anschluss an Zusammenfassungen zahlreicher WM-Qualifikationsspiele hätte es sich (zumindest für einen seriösen Fußballtalk) nahezu aufgedrängt, beispielsweise auf die holländische, italienische oder englische Mannschaft einzugehen - oder wenigstens auf die kommenden Gegner der Deutschen in ihrer Quali-Gruppe. Vielen Fußballfans hätte man hiermit sicherlich mehr Freude gemacht als zum gefühlt tausendsten Mal den Charakter des deutschen Teams zu hinterfragen. Doch offensichtlich hat man (noch) nicht den Mut, den gemeinen Gelegenheitsschauer derart abzuschrecken. Dieser dürfte allerdings ohnehin bereits bei der Besprechung taktischer Ausrichtungen oder den Unterschieden zwischen einer flachen und steilen Hierarchie innerhalb einer Mannschaft geistig oder gar physisch abgeschaltet haben.
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Alles in allem ist der Auftakt des «Sportschau-Clubs» sehr unspektakulär über die Bühne gegangen. Es kann kein ernsthafter Zweifel daran bestehen, dass er seinem Vorgänger auf diesem Sendeplatz inhaltlich um Längen überlegen ist, jedoch mangelt es noch ein wenig am Unterhaltungswert. Die Abgrenzung zur Nachberichterstattung des Senders ist nicht wirklich gegeben, eher wirkt das Format wie eine etwas gesprächslastigere Fortsetzung selbiger. Verstärkt wird dieser Eindruck natürlich noch dadurch, dass mit Opdenhövel, Delling und Beckmann exakt diejenigen als Präsentatoren fungieren, die auch gemeinsam mit Mehmet Scholl für die Rahmenberichterstattung der Spiele verantwortlich zeichnen. Und auch die qualitativ einwandfreien Einspieler von Bernd Schmelzer sind dem geneigten Zuschauer nur allzu bekannt. Die ganz breite Themenpalette traut man sich leider ebenfalls noch nicht zu, stattdessen geht man sehr deutlich auf die sichere Bank deutsche Nationalmannschaft.
Dennoch ist es erfreulich, dass ein Sender wie Das Erste, das neben einem Unterhaltungs- vor allem einen Bildungsauftrag besitzt, das inhaltlich indiskutable und nicht über Stammtischniveau hinausgehende «Waldis Club» durch ein Format ersetzt, bei dem das Überleben sämtlicher Hirnzellen gesichert ist. Dominierte zuvor noch Dampfplauderei den späten Länderspielabend, kann man nun tatsächlich Menschen beim Gespräch über König Fußball zuhören, die auch wirklich wissen, wovon sie sprechen. Der dringend benötigte Schritt in Richtung Seriosität wurde also gleich in der ersten Folge erfolgreich gemacht, nun jedoch sollte der wohl ebenfalls noch nötige Feinschliff des Konzepts bald erfolgen. Denn noch ist das Zuschauen zwar angenehm, jedoch keinesfalls nötig, denn weder gibt es wirkliche Kontroversen noch kann man seinen Horizont tatsächlich erweitern. Das Grundgerüst einer gelungenen Talkshow nach einem Fußballabend steht, nun bedarf es weiterer Details - und zumindest aktuell noch guter Gäste, die gerne noch etwas unterhaltsamer sein dürfen als es das Trio der Auftaktepisode gewesen ist.