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Dabei waren die Zahlen einst so überragend. Von einem aus den USA geschwappten, enormen Hype begleitet, erzielte die Serienpremiere am 12. April noch fantastische 10,9 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren. Bei den Werberelevanten kratzte die von Marc Cherry erdachte Serie (damals noch dienstags um 21.15 Uhr) mit 19,9 Prozent an der 20-Prozent-Marke, die im Seriensegment sonst nur für große Erfolge des Marktführers RTL reserviert ist. War gleich zu Beginn mit 3,61 Millionen Menschen die höchste Gesamtreichweite erreicht, die der Serie bislang beschieden war, so gelang den verzweifelten Hausfrauen, wovon viele andere ProSieben-Serien nur träumen können – die Marktanteile sollten nach der Premiere noch ansteigen. Das Staffelhoch lag bei 12,1 Prozent insgesamt und 22,9 Prozent bei den Umworbenen. Sicherlich waren das Zuschauer- und Kritikerlob daran nicht unbeteiligt, bot die erste Staffel doch noch einen satirisch-pointierten sowie teils zynischen Blick hinter die strahlende Fassade des Spießbürgertums, der dank eines ausgefeilten roten Fadens Woche für Woche wieder zum Einschalten verführte.
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Offensichtlich eine weise Taktik, denn während die dritte Staffel in den USA, trotz positiver Kritiken für ihr Plus an dramatischer Schärfe und bissigem Humor sowie ihrem Verzicht auf die Melodramatik der Vorgängerstaffel, an Zuschauern verlor, ging es in Deutschland für die Dramedy rasch bergauf. Die erste Hälfte steigerte sich auf einen Schnitt von 6,6 und 13,3 Prozent Marktanteil und aus der Sommerpause kehrte die Serie im September 2007 auf einem neuen Sendeplatz zurück, und zwar dem seither gewohnten Mittwochabend um 20.15 Uhr. Änderte sich dort beim Gesamtpublikum nichts, kletterte die zweite Staffelhälfte bei den kommerziell wichtigen Zuschauern um respektable 0,6 Prozentpunkte nach oben.
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Rückblickend war die als innovativ und mutig gefeierte Idee der Autoren, in der Serie einen Zeitsprung von fünf Jahren vorzunehmen um so eine Erzähllücke und konsequenterweise auch Raum für neue Geheimnisse und Skandale im Leben der Hauptfiguren zu schaffen, insofern wohl eine klare Fehlentscheidung. Zwar erreichte die Staffelpremiere hervorragende 3,01 Millionen Fernsehende und starke 9,3 respektive 18,9 Prozent Marktanteil, konnte sich also mit "Tornado!" messen lassen, aber das Fallenlassen der alten Storyfäden und führte auch zu einem herben inhaltlichen Einschnitt. Dieser spiegelte sich in den Quoten wider, die zweite Episode der Staffel stürzte auf 6,5 und 13,8 Prozent ein, und nur sehr gemächlich erholte sich das Format von diesem Einbruch. Ein von vielen Fans kritisiertes Staffelgeheimnis und eine unter den Möglichkeiten bleibende Ausschröpfung des erzählerischen Zeitsprungs resultierten letztlich in 7,2 Prozent bei allen und 15,3 Prozent bei den umworbenen Fernsehnutzern. Die sechste Staffel legte um jeweils 0,1 Prozent in beiden Zielgruppen zu, in den USA hingegen ging der drastische Abwärtstrend weiter und von den durchschnittlich 15,66 Millionen Zuschauern blieben nur noch 12,83 Millionen übrig. In der Zielgruppe reduzierte sich das Publikum von 5,29 auf 4,25 Millionen.
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Die achte Staffel sah, wenigstens in Deutschland, einen kurzen Aufwind und konnte alte Serienfans mit ihrem alle Hauptfiguren zusammenschweißenden Mordkomplott neu mobilisieren, aber alsbald machte sich unter Kritikern und Fans Unmut breit, der Plot würde haarsträubend fortgeführt. Ob der Durchschnittszuschauer und -quotenboxbesitzer ähnlicher Ansicht war, lässt sich nur vermuten, doch mit der siebten Episode der Finalstaffel wurde der schlechteste Zielgruppenmarktanteil seit Januar 2007 generiert, was eine deutliche Sprach spricht, zumal auch in den zwei Folgewochen nicht einmal die 13-Prozent-Hürde genommen wurde. An dieser scheiterte auch die letzte Folge vor der Sommerpause – den Status als "Muss-Fernsehen" haben die Hausfrauen zweifelsohne verloren.
Deswegen ist ProSiebens Entscheidung, das Ende von «Desperate Housewives» nicht hinauszuzögern, sondern dorthin zu eilen, aus Quotensicht vollauf clever. Noch ist die Serie fähig, gute Marktanteile zu holen, der Gesamttrend zeigt aber nach unten. Da auch keine Highlightfolgen wie "Tornado!" mehr anstehen, wird sich vor dem Finale zudem keine vergrößerte Aufmerksamkeit für die Marc-Cherry-Produktion erzeugen lassen. Also ist es nur konsequent, zur Ziellinie zu spurten, so lange die Serie die Kraft dazu hat.