In «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» schicken Sie Bettina Zimmermann zum nunmehr dritten Mal auf Schatzsuche. Wie versuchen Sie, Wiederholungen innerhalb der Filmreihe zu vermeiden?
Mit guten Einfällen. Unser Held Kai Wiesinger hat sein Gedächtnis verloren und muss Frau, Tochter und seinen besten Freund ganz neu Kennenlernen. Zudem stellen sich ihm mit Clemens Schick, Annika Blendl und Ralph Herforth brillante Gegenspieler in den Weg. Die Locations wie Deutsches Museum, Kehlsteinhaus, St. Peter-Ording oder das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig sind ein visueller Festschmaus. Kino fürs Fernsehen bei dem jeder auf seine Kosten kommt.
Ihre Schatzjägerreihe hat kontinuierlich an Humor gewonnen. Was hat diesen Trend ausgelöst?
Dass sich weder die Macher noch die Protagonisten im Film allzu ernst nehmen tut den Filmen sehr gut. Das Genre braucht ein gesundes Augenzwinkern ohne banal und albern zu sein. Das Bernsteinzimmer ist für mich nicht nur in dieser Hinsicht der gelungenste Film dieser Abenteuer Reihe.
Womit beginnt bei Abenteuer-Fortsetzungen der Ideenfindungsprozess? Wie unterscheidet sich das Entwickeln solch eines Films von der Entwicklung eines Original-TV-Events?
Was suchen wir? Was ist das tiefere Geheimnis hinter dem Schatz? Welche prominente historische Figur könnte es versteckt haben? Welche tollen Locations lassen sich damit verknüpfen? Für eine Abenteuer-Schatzsuche in Deutschland sind das zu Beginn die zentralen Fragen.
Von den Relikten, nach denen Ihre Abenteuerhelden suchen, und den Schauplätzen abgesehen, was verleiht den «Die Jagd nach ...»-Filmen eine eigene Identität, die sie von thematisch vergleichbaren Hollywoodproduktionen abhebt?
Das sind natürlich genau die besonderen weil klar deutschen Merkmale, die unseren Filmen diese Schwarz-Rot-Gold-Identität verleihen. Wenn jemand einen unserer Charaktere als so richtig typisch deutsch bezeichnen würde hätten wir in so einem Genre was falsch gemacht. An dem Punkt wollen wir universell sein.
Sowohl «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» als auch «Die Jagd nach der heiligen Lanze» haben 41 Drehtage für sich beansprucht. Zufall oder abergläubische Kalkulation?
Reiner Zufall. Höchstens bemerkenswert, dass wir mit einem geringeren Budget, eine gleiche Anzahl von Drehtagen und ein abermals höheres Production Value erreichen konnten.
Während in Hollywood die Budgets derzeit eskalieren, bleibt es bei Ihren «Die Jagd nach ...»-Produktionen konstant. Der aktuelle Film war, ohne Berücksichtigung der Inflation, sogar etwas günstiger als der Vorläufer. Wie halten Sie die Kosten im Zaum?
Wir konnten in der Ecke der sogenannten Event-Produktionen inzwischen viel Erfahrung sammeln. Mit einem hohen Maß an Selbstkritik und einem ständigen Hinterfragen kann man viel lernen und verbessern. Spielentscheidend ist die kontinuierliche Zusammenarbeit mit ganz vielen Teammitgliedern, die für uns durchs Feuer gehen.
Gibt es das Ziel, «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» ins Ausland zu verkaufen? «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» haben Sie ja immerhin auf den chinesischen Kinomarkt exportieren können …
Das «Bernsteinzimmer» wird schon jetzt großartig von Global Screen in sämtliche Territorien verkauft. Thomas Weymar und seine Mannschaft machen da seit Jahren einen herausragenden Job. Ich würde mich wundern wenn sie das «Bernsteinzimmer» nicht wieder auf die große Leinwand brächten.
Und wie sieht es mit einer Expansion ins hiesige Kino aus, vielleicht mit einem vierten Teil?
Warum nicht? Christian Wulff hat auf einer Dienstreise den Heiligen Gral geschenkt bekommen und selbigen Entwicklungsminister Niebel mitgegeben. Der hat ihn tapfer in einen Teppich eingewickelt, wegen Zoll und so, und wollte ihn dann am neuen Hauptstadtflughafen von einem Fahrer abholen lassen. Da dort aber auch 2014 noch tote Hose herrscht ist das Teil verschollen. Guttenberg hatte wohl seine Finger im Spiel und da der dann Kanzler ist beginnt genau dort im Kanzleramt die Jagd nach dem Heiligen Gral. Klingt gut, ich bin dabei…
Wieso gibt es im deutschen Fernsehen hauptsächlich Krimis und Dramen zu sehen, während andere Genres unterrepräsentiert werden?
Tja, entweder weil der Zuschauer genau das sehen will oder die Sender ihm nichts anderes mit gebührender Penetranz servieren. Ein abendfüllendes Thema…
Herr Raiser, derzeit arbeiten sie an Ihrem kommenden TV-Event «Helden». Mit Christiane Paul, Hannes Jaenicke, Christine Neubauer, Armin Rohde, Yvonne Catterfeld, Ingo Naujoks, Heiner Lauterbach und vielen anderen haben Sie einen XL-Cast für diesen Film zusammengestellt. Wie bleibt in einem 140-Minüter bei so vielen Darstellern noch Zeit für Charakterisierung?
In dem man mit sehr viel Liebe für jede einzelne Figur eine Geschichte Character Driven erzählt und nicht den ganzen Bombast in den Vordergrund stellt. Wir machen mit den «Helden» eine Liebeserklärung an Deutschland und seine Menschen.
Herr Raiser, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» und der Produktion von «Helden»!