Inhalt
Hauptkommissar Werner Herzog wird überraschend nach Südamerika gerufen, wo sein Sohn einen schweren Verkehrsunfall erlitten hat. Seine Stelle als Leiter der Mordkommission II übernimmt nun kurzfristig Kommissar Richard Voss von der Kripo Essen. Doch kaum ist dieser in München angekommen, wird er schon zu einem neuen Tatort gerufen. Die 16-jährige Sharleen Neubauer wird tot vor dem Sozialwohnungsblock, in dem sie mit ihrer Mutter Kerstin, Schwester Joy und dem Stiefvater Gernot gelebt hat, aufgefunden. Sie ist vom Dach des Hochhauses gestürzt. Selbstmord? Oder wurde sie gestoßen?
Noch kurz vor ihrem Tod hatte Sharleen zwei Nachrichten an Fabian Limmer verschickt, der in einem noblen Villenviertel unweit der Sozialwohnbauten lebt. Die Nachricht von Sharleens Tod scheint Fabian sehr zu erschüttern, dennoch behauptet seine Mutter gegenüber den Ermittlern, zwischen den Jugendlichen habe es lediglich eine lose Bekanntschaft gegeben. Auch Marcel Streibl, der Freund Sharleens, ist schockiert, als er von ihrem Tode erfährt.
Die Ergebnisse der Obduktion lassen keine Zweifel, dass die junge Frau nur wenige Tage vor ihrem Tod schwer misshandelt wurde. Marcel wurde in der Vergangenheit bereits einmal wegen Körperverletzung verhaftet - was weiß er wirklich über den Mord an dem attraktiven Mädchen? Tatsächlich gibt Marcel zu, mit seiner Freundin Schluss gemacht zu haben. Allerdings stoßen die Kommissare bei ihm und Sharleen auf zwei teure MP3-Player, welche die beiden von Stiefvater Gernot als Geschenk erhalten hatten. Dabei stammen die Player aus dem Diebesgut vom Elektromarkt, in dem Gernot als Wachmann arbeitet.
Am Morgen vor Sharleens Tod wurde dort ein Angestellter niedergeschlagen, der einen vermummten Dieb auf der Ladefläche eines LKWs mit neuer Warenlieferung beobachtet hatte. Mutter Kerstin gesteht, dass Gernot ab und an gegenüber ihren Kindern handgreiflich wurde, und außerdem habe er Sharleens Tagebuch gelesen. Voss gibt nicht nach, bis er selbst das Buch in den Händen hält: Der Kommissar findet es bei Radler-Sepp, einem älteren Mann, der regelmäßig die Mülltonnen im Viertel auf Leergut durchwühlt. Voss und sein Team erfahren nun mehr über die Gewalt, die den Alltag im Hause Neubauer bestimmte, und von Sharleens Angst, Freund Marcel ihre Liebe zu Fabian zu gestehen.
Die Hinweise gegen Gernot und Marcel verdichten sich. Doch auch die wohlhabenden Eltern von Fabian, denen die Freundin ihres Sohnes ein Dorn im Auge war, geraten in den Fokus von Richard Voss' Ermittlungen.
Darsteller
Jan-Gregor Kremp («Zum Kuckuck mit der Liebe») als Hauptkommissar Richard Voss
Michael Ande («Fußballtrainer Wulff») als Gerd Heymann
Pierre Sanoussi-Bliss («Angst isst Seele auf») als Axel Richter
Markus Böttcher («Fremde Freundin») als Werner Riedmann
Peter Kremer («Geld.Macht.Liebe») als Jürgen Limmer
Jannis Niewöhner («Die wilden Hühner und die Liebe») als Fabian Limmer
Lena Meckel («Liebe, Babys und ein Stückchen Heimat») als Sharleen Neubauer
Kritik
Auch wenn «Der Alte» seit Jahren kreativ wenig geleistet hat, macht man trotz des Ausstiegs des letzten Hauptdarstellers weiter. Jan-Gregor Kremp ist nun gewissermaßen der „neue“ Alte – und die Reihe setzt sich im selben Duktus fort wie zuvor.
Auch der erste Fall des Neuen im Dezernat ist wieder einmal wenig mehr als das, was man schon kennt. Das Drehbuch von Robert Hummel bietet klare Linien, eine eindeutige Einteilung in Gut und Böse, ein behäbiges Vor-Sich-Hin-Ermitteln ohne große Wendungen oder Konflikte, und dadurch, dass er die zwei Sich-Liebenden aus stark unterschiedlichen Milieus zusammenschreibt, auch ein wenig von dem, was beim ZDF um diese Uhrzeit als Sozialkritik durchgeht. Wohl dosiert natürlich und nur in sehr groben Umrissen – konkret wird man in der ZDF-Fiction ungern, belässt es lieber beim Abgrasen der Oberfläche. Und ist somit am Ende mit der völlig überzogenen Figurenkonstellation und der schwachsinnigen, weil vollkommen unglaubwürdigen Resolution sowie den subtext- und relevanzlosen Dialogen eher etwas zum Belächeln als ein sinnvoller Denkanstoß.
Doch darum geht es beim «Alten» (Regie: Ulrich Zrenner) schon lange nicht mehr, schließlich war die Reihe in den letzten Jahren durch die Bank innovationslos und zeichnete sich eher dadurch aus, jede Woche exakt die selbe dramaturgische Suppe erneut aufzutischen. Dass die mittlerweile sehr fad geworden ist, dürfte nicht überraschen.
Zwar schafft es Jan-Gregor Kremp durchaus, ein wenig frischen Wind in die Serie zu bringen, doch ein Schauspieler- und Figurenwechsel ist keine Alternative zur Überarbeitung der uralten und festgefahrenen dramaturgischen Strukturen. Hier müsste man ansetzen.
Das ZDF zeigt die neue Staffel «Der Alte» ab Freitag, 14. September 2012, immer um 20.15 Uhr.