Die Kritiker

«Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer»

von

Die RTL-Abenteuerreihe um Eik Meiers gewinnt in ihrem dritten Teil an Humor. Doch leidet darunter die Spannung?

Inhalt


Seine Entdeckungen des sagenumwobenen Nibelungenschatzes und der heiligen Lanze haben Eik Meiers zu einem Star unter den Archäologen gemacht – sein Ruf als fähiger Abenteurer und Entdecker hätte ihm jedoch beinahe auch sein Leben gekostet: Nach einem Kopfschuss wacht er ohne Erinnerung an die vergangenen zwölf Jahre in einem Krankenhaus auf, umsorgt von seiner Frau Katharina und seinem Gefährten Justus, die ihm nun beide völlig fremd sind. Lediglich an seine Tochter Krimi kann er sich erinnern, aber nur als unschuldiges, junges Mädchen. Für Eiks Anvertraute ist die Sache eindeutig: Er muss einer großen Entdeckung auf der Spur gewesen sein, und zwar so nah, dass es einem ruchlosen Konkurrenten zu gefährlich wurde. Als sie nachforschen, welcher Sache Eik ohne sein getreues Team nachging, erfahren sie etwas Sensationelles: Das Bernsteinzimmer war nicht bloß ein Kunstschatz, sondern eine mächtige Waffe, die von Albert Einstein in den Wirren der letzten Kriegstage vor den Nazis versteckt wurde.

Der weiterhin angeschlagene Eik und seine Vertrauten nehmen diese Spur wieder auf und erhalten tatkräftige Unterstützung durch die attraktive Urenkelin Albert Einsteins, Mila Marglund, der Katharina wegen ihrer ständigen Flirterei nicht über den Weg traut. Doch sie müssen zusammenhalten, denn durch den skrupellosen Pharmamagnaten Jan van Hassel erhalten sie auf der Jagd nach dem Bernsteinzimmer brandgefährliche Konkurrenz ...

Darsteller


Kai Wiesinger («Hafen der Hoffnung») ist Eik Meiers
Bettina Zimmermann («Die Sturmflut») ist Katharina Berthold
Fabian Busch («Der Vorleser») ist Justus
Sonja Gerhardt («Die wilden Hühner und das Leben») ist Krimi
Clemens Schick («Unschuldig») ist Jan van Hassel
Ralph Herforth («Add a Friend») ist Gremme
Annika Blendl («Heimatgeschichten») ist Mila Marglund

Kritik


Eigenproduzierte Abenteuerfilme haben es in der deutschen Fernsehlandschaft nicht einfach: Der Zuschauer erwartet, dass sie sich mit dem Bombast Hollywoods messen lassen können und ist an Hollywoodkonventionen gewöhnt, wenn diese TV-Filme sich aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten darum bemühen, Hollywood nachzueifern, wird ihnen mangelnde Originalität vorgeworfen. Die RTL-Eventreihe um den Archäologen Eik Meiers und seine Frau Katharina Berthold hat es mit «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» und «Die Jagd nach der heiligen Lanze» dennoch geschafft, beachtliche Einschaltquoten zu holen und so eine weitere Fortsetzung zu rechtfertigen.

Diese hakt erneut erfolgreich jene Zutaten ab, die den Vorgängerfilmen zur Publikumsakzeptanz verhalfen. Die US-Blockbusterkonventionen sind allesamt vorhanden: Eik Meiers ist eine halbseidene Indiana-Jones-Kopie, Fabian Busch ist als vertrottelter Nerd auffällig nah an Justin Barthas Rolle in «Das Vermächtnis der Tempelritter» und «Das Vermächtnis des geheimen Buches», die Musik aus der Videospiemusikfabrik Dynamedion wandelt auf den Pfäden John Williams', Hans Zimmers und Trevor Rabins, es gibt die klassischen Eifersuchtsszenarien und so weiter, und so weiter ...

Doch während zahllose deutsche Fernsehfilme Hollywoods Ästhetik und Konventionen nachahmen, ohne zu erkennen, wie identitätslos und aufgrund des niedrigeren Budgets unfreiwillig komisch dies sein kann, geht «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer», mehr noch als seine Vorläuferfilme, die selbstironische Route: Die Effekte sind oftmals bewusst cartoonig, was im Zusammenspiel mit der so epochale, dramatische Töne anstimmenden Musik offen zum Schmunzeln einlädt. Wiesinger und Busch kokettieren unverhohlen damit, dass ihre Rollen keineswegs das Rad neu erfinden und während einer ausführlichen Actionszene in einem Museum stecken Regisseur Florian Baxmeyer und die Autoren Derek Meister & Simon X. Rost die Hauptfiguren in gewollt alberne Kostüme. Zur schieren Komödie verkommt der Film dank der straffen Verfolgungsjagden und Baxmeyers vor Abenteuerromantik sprühenden Außenaufnahmen jedoch nicht, wenn sich die Computereffekte zurückhalten, wird handfestere, klassische Action geliefert, die zwar längst nicht das Adrenalin zum Kochen bringt, aber auf dem heimischen Bildschirm noch für spannend-kurzweilige Unterhaltung sorgt.

Über das Ziel hinausgeschossen sind die Filmemacher allerdings bei dem fiktiven Geheimnis des (von den Filmausstattern aufwändig rekreierten) Bernsteinzimmers. Dass in ihm seltene Heilstoffe vorhanden sind und die Nazis es verwenden wollten, um Supersoldaten zu erschaffen, ist generell schon haarsträubend, dass diese Erkenntnis jedoch als schockierende Bedrohung verkauft wird, statt damit in die selbe Kerbe zu schlagen, wie mit den überzogenen Computereffekten, ist unverständlich. Was dem Film ebenfalls Spannung raubt, ist die Darstellung des Antagonisten. Dadurch, dass Clemens Schick als Schurke zu dick aufträgt und innerhalb weniger Szenen den Bereich der Selbstironie verlässt und zur bloßen Karikatur wird, fehlt es den Begegnungen zwischen Helden und Schurken an der nötigen Fallhöhe, um wirklich zu fesseln. Der ausgelutschte Erzählkniff der Amnesie wiederum fällt zwischen zwei Stühlen: Weder wird er dramatisch genug behandelt, um wirkliche Relevanz für die Charakterentwicklung zu haben, noch wird sein Status als narrative Abkürzung im sonst so selbstironischen Film genügend auf den Arm genommen. Mit einem versierteren Blick für diese Schwächen hätte der witzigste Teil dieser Reihe auch locker zum besten werden können. So dagegen genügt es für irres, dümmliches TV-Popcornkino über dem gewohnten Durchschnitt.

RTL zeigt «Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer» am Sonntag, dem 16. September, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/59134
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