Wenn RTL am Samstagabend in die neue «Supertalent»-Staffel startet, werden die Erwartungen der Kritiker hoch sein. Stunden vor dem Start versucht RTL nun die diese ein wenig herunterzuschrauben. So sagt RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger im Interview mit dem "Tagesspiegel": "Ich fände es falsch, wenn wir die Quotenerwartungen auf die Schultern von Gottschalk legen würden. Ebenso wäre es auch völlig falsch zu denken, dass es nur dank Thomas Gottschalk eine noch bessere Quote gibt". Über einen durchschnittlichen Marktanteil von 31 Prozent wie im letzten Jahr wäre der RTL-Verantwortliche schon „sehr, sehr froh“, schließlich sei es bei der Fragmentierung des Marktes „verrückt zu glauben“, aufgestellte Rekordwerte wieder toppen zu können. „Ob sie es glauben oder nicht: Selbst mit etwas weniger, wären wir noch immer sehr zufrieden“, so Sänger weiter.
Ganz risikolos sieht der Unterhaltungschef die Verpflichtung des 62-Jährigen indes nicht: "Thomas Gottschalk ist von 23 ZDF-Jahren mit «Wetten, dass..?» natürlich geprägt. Man kann es auch positiv sehen, dass Gottschalk jetzt in einem Format auftritt, in dem das Publikum ihn nicht erwartet hat.“ Trotzdem sei es klar, dass Gottschalk mit den Kölnern auch ein gewisses Risiko eingehe.
Eine schlichte Erklärung hat Sänger unterdessen für die Kampfprogrammering gegen Markus Lanz und «Wetten, dass ..?»: „Wir senden nun mal wöchentlich, das liegt beim «Supertalent» in der Natur des Formats. Wenn man Zuschauer binden will, ist es sicher nicht sinnvoll, einem anderen Programm auszuweichen.“ Trotzdem traut Tom Sänger der «Wetten dass..?» Premiere viel zu, glaubt sogar, dass diese beim Gesamtpublikum die Nase vorne haben kann. Da «Wetten, dass ..?» und das «Das Supertalent» eine gewisse Überschneidung hätten und letzteres Format von allen RTL-Shows „die breiteste und die älteste Zuschauerschaft“ anspreche, hält es Sänger allerdings ebenfalls für gut möglich, dass der ein oder andere ZDF-Zuschauer beim Kölner Sender vorbeischauen werde.
Grund über ein Aus der Quotengaranten «Das Supertalent» und Deutschland sucht den Superstar nachzudenken, gebe es indes nicht: „Wir waren mit «DSDS» und «Supertalent» die Ersten, die zwei wirkliche Flaggschiffe bei den Castingshows etabliert haben. Deshalb wäre es dumm, als Erste wieder aufzugeben – denn wenn ein Format überlebt, dann meist das am längsten etablierte.“ Auch wenn das Casting-Genre eine „reife Phase“ erreicht habe, glaubt Sänger fest daran, dass die beiden RTL-Shows „weiterleben, wenn sie sich weiterentwickeln.“ Ob mit Gottschalk auch 2013 geplant wird, lässt Sänger übrigens offen.