Sonntagsfragen

Ken Duken: '«Add a Friend» ist kein typisches Serienformat'

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Am Mittwoch startet TNT Serie die eigenproduzierte Serie «Add a Friend» mit Ken Duken und Emilia Schüle. Wir sprachen mit den beiden über das Pay-TV und die Generation Facebook.

Herr Duken, eigentlich sind Sie nicht als Seriendarsteller bekannt. Wieso machen Sie bei «Add a Friend» mit?
Duken: Weil ich sehe, wie sich die Serienlandschaft in Deutschland und auch in Amerika derzeit entwickelt. Serien werden schon bald bedeutender sein als Kinofilme. Im Kino knallt es und raucht es, aber man hat kaum Platz, um Rollen wirklich zu entwickeln. Deshalb ist die Serie für mich das Kino der Zukunft. Zudem ist «Add a Friend» kein typisches Serienformat, wo man zuerst nur an 13 Folgen denkt, die zudem auch alle unabhängig voneinander und egal in welcher Reihenfolge ausstrahlbar wären. Wir orientieren uns da am amerikanischen Pay-TV, haben zehn Folgen gedreht und werden demnächst auch direkt eine zweite Staffel produzieren.

Dass das Projekt „nur im Pay-TV“ läuft, stört Sie also nicht?
Duken:
Wenn Sie meine Vita anschauen, dann werden Sie sehen, dass ich neben großen Projekten auch immer wieder kleine Filme und Independent-Movies gemacht habe. Ich erinnere mich noch, als mich der Produzent Quirin Berg fragte, ob ich bei «Add a Friend» mitmachen möchte und ich ihm eigentlich schon abgesagt hatte. Ich habe das Buch dann aber trotzdem gelesen und musste dann zu Quirin gehen und sagen: „Das ist so gut, dass ich dabei sein muss.“

Frau Schüle, Sie gehören der Generation an, die weitläufig auch als „Generation Facebook“ umschrieben wird. Sind Sie in sozialen Netzwerken sehr aktiv?
Schüle:
Es geht, aber ohne Frage bieten soziale Netzwerke tolle Möglichkeiten. Man kann mit Menschen auf der ganzen Welt in Verbindung bleiben. Das hat den Vorteil, dass man sich nicht so leicht aus den Augen verliert. Der Kontakt über soziale Netzwerke ist meistens aber oberflächlich, weshalb Facebook und Co. bei mir nie eine zu große Rolle einnehmen könnten.

Sie spielen in der Serie eine junge Frau, die den Fotografen Felix aus dem Nichts heraus anschreibt und ihm gleich mitteilt, dass sie ihn eigentlich bewundert. Sind Sie selbst da auch so direkt und offen?
Schüle:
Eigentlich nicht. Natürlich stehe ich auch mit Fotografen in Kontakt und hier und da schreibe ich auch mal jemanden an, wenn mir seine Arbeiten gefallen. Aber meine Figur Vanessa macht das doch deutlich anders.

Sprechen wir doch mal über den Charakter von Vanessa …
Schüle:
Das ist schwierig, weil er unglaublich vielschichtig ist. Vanessa hat viele negative Seiten – ohne Frage. Für mich zeigt sich durch die Rolle Vanessa, welche Gefahren letztlich auch in sozialen Netzwerken lauern. Dort ergeben sich viele Möglichkeiten Menschen richtiggehend zu stalken. Man wird das im Laufe der Serie erkennen, wenn Vanessa auch immer krasser wird.

Ken Duken, Felix ist nach einem Unfall ans Krankenbett gefesselt – er hat also nur seinen PC, mit dem der agieren kann. Der Albtraum für einen Schauspieler?
Duken:
Absolut, nur zu toppen, wenn ich einen Rollstuhlfahrer spielen müsste, der am Pool in der Karibik sitzt und laufend Cocktails schlürft. Im Ernst: Die Rolle ist ein Traum für jeden Schauspieler, allerdings auch anstrengender als man unter Umständen denkt. Wir reden von zehn Folgen, in denen man sich auf minimale Gestik einlässt – die Szenen mit Felix sind wirklich auf das Eigentliche Wesentliche beschränkt. Ich konnte mich während der Dreharbeiten manchmal gut mit Donald Duck identifizieren, der ist auch politisch unkorrekt und fühlt sich falsch verstanden. Die Szenen mit Felix habe ich unglaublich intensiv erlebt und das hat Spaß gemacht.

Dabei passiert doch eigentlich, wenn man via Skype und Co. chattet, gar nicht viel. Man glotzt halt in den Computer…
Duken:
Ja, aber die Emotion bleibt trotzdem. Auch über das Internet werden Emotionen übertragen. Da kommen natürlich die Kritiker, die sagen, dass das alles schlecht und gefährlich ist. Aber es ist ja auch niemand gezwungen, sich eine „elektronische Hundeleine“ anzulegen. Dann macht man zum Beispiel das Handy für einen Monat aus und schon hat ist man die wieder los.

Wenn das immer so einfach wäre … Frau Schüle, es ist vielfach von den starken Drehbüchern die Rede und davon, dass diese bei Euch Schauspielern einen unglaublichen Reiz ausgelöst haben …
Schüle:
Das war bei mir auch so. Die Bücher sind unglaublich gut, vor allem, wenn man sieht, dass wir uns in Staffel eins eigentlich noch in einer Findungsphase befanden.

Duken: In der zweiten Staffel setzen wir noch einen drauf. Das ist das, was ich vorhin meinte. Die Autoren haben nicht nur in einzelnen Folgen gedacht, sondern hatten immer das Ganze im Blick. Ich bin mir sicher, dass die zweite Staffel der ersten in Nichts nachstehen wird. Was aber auch kein Wunder ist, weil uns allen diese Serie so unglaublich viel Spaß macht.

Schüle: Was ich wirklich toll fand, war, dass wir machen konnten, was wir wollten. Wir durften richtig mutig sein, es gab keine Richtlinien oder Einschränkungen. Das ist selten.

Duken: Normalerweise musst du am Set Kompromisse eingehen, wenn Szenen mal grenzwertig ausfallen. Wenn wir die Redaktion gefragt haben, dann kam als Antwort immer, dass wir uns ruhig trauen sollen. Wir wurden somit in unserer Arbeit immer wieder bestätigt. Das ist auch ein Vorteil des Pay-TV: Wir müssen keine speziellen Zielgruppen bedienen. Es geht nicht allein um Quote, sondern vor allem um Qualität. Ich will damit aber nicht sagen, dass Serien, die keine Kompromisse eingehen, nur ein kleines Publikum erreichen. Ich glaube, dass der Zuschauer in diesem Punkt sehr unterschätzt wird

Thema Pay-TV: Braucht die deutsche Serie ein starkes Pay-TV?
Duken:
Natürlich. Etwas mehr als fünf Millionen Haushalte können TNT Serie in Deutschland empfangen und es werden immer mehr. Ich weiß, dass TNT Serie mit «Add a Friend» einen langen Atem hat und das ist wichtig. Ich hoffe, dass nun auch Sky und andere Pay-TV-Sender nachziehen und ebenfalls einsteigen in die Produktion von qualitativ hochwertigen Serien.

Wie stehen Sie eigentlich zum Thema Facebook und Flirten, Herr Duken?
Duken:
Viele Menschen flirten heutzutage über das Internet. Das ist eine gute Plattform um in Kontakt zu kommen oder zu bleiben. Eine wirkliche und ernsthafte Beziehung kann man darüber aber wohl nicht aufbauen, weil der Bildschirm immer zwischen einem ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

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