360 Grad

If it ain't broke, don't fix it.

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Die ARD und ProSieben beenden ihre ESC-Kooperation. Was bedeutet das für den Vorentscheid? Ein Kommentar von Julian Miller.

Überraschend kam die Meldung ob der schlechten Einschaltquoten im letzten Winter nicht: ProSieben hat bei der Suche nach dem deutschen ESC-Beitrag für das nächste Jahr kein Interesse an einer Kooperation mit der ARD mehr. Im Klartext: «Unser Star für...» wird zumindest vorerst eingestellt und das öffentlich-rechtliche Fernsehen macht es wieder allein.

Ein Nachteil liegt dabei schon auf der Hand. Denn die Kooperation mit ProSieben und die einstige Federführung von Stefan Raab konnten eines bewirken, wovon die ARD in all den Jahren zuvor nicht einmal zu träumen gewagt hat: nämlich die Erschließung einer neuen, jungen Zielgruppe mit zeitgemäßem Musikgeschmack und den dadurch einsetzenden Imagewandel des ESC weg vom Alt-Herren-Schlagergedöns hin zur pompösen paneuropäischen Pop-Show. Ob all diese jungen Zuschauer, die am Puls der Zeit sitzen und besser wissen, was heute in Europa musikalisch so ankommt, als die, die damals schon Katja Epstein nach Den Haag geschickt haben, ist fraglich.

Doch den Ausstieg von ProSieben könnte man insgesamt wohl verschmerzen. Wichtiger ist da sicherlich die Frage, ob Brainpool weiterhin die Produktionsfirma des/der Vorentscheidungsshow(s) bleibt. Schließlich hat das Unternehmen nach drei erfolgreichen Jahren, in denen Deutschland jedes Mal sehr gut abschnitt, dafür die Expertise wie kein zweites. Würden Brainpool und damit auch Raab und Grabosch aussteigen, müsste man wieder bei Null anfangen.

Auch wenn man mit ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber jemanden hat, der in den letzten drei Jahren zeigen konnte, was beim «Eurovision Song Contest» auch für Deutschland alles möglich ist, besteht durchaus Grund zur Skepsis, wenn die ARD auf eine Beteiligung von Brainpool beim Vorentscheid verzichten würde. Denn die Prä-«Unser Star für...»-Zeiten haben gezeigt, wie sich die ARD eine derartige Sendung so vorstellt. Und da kam einem angesichts der vielmals grässlichen und im besten Fall erträglichen Nummern, die man dort über sich ergehen lassen musste, Jahr für Jahr das kalte Grausen. Was natürlich auch daran liegen mag, dass damals noch Ralph Siegel für Deutschland komponiert hat, bevor er endgültig nach Malta und San Marino ins musikalische Exil ging. Da, wo es nicht allzu viele Leute mitkriegen müssen. Hoffentlich hat Schreiber seine Nummer bereits aus seinem Telefonverzeichnis gestrichen.

Denn heute sehen unsere Beiträge beim «Eurovision Song Contest» bekanntermaßen so aus.

Vor ein paar Jahren, in ARD-Alleinregie, war das noch so.

Hoffentlich bleibt man auf dem besseren Pfad der beiden Möglichkeiten. Auch ohne ProSieben.

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