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Markus Lanz: '«Wetten, dass..?» ist ein moderner Klassiker'

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Ist «Wetten, dass..?» old school? Wie war das eigentlich damals im Februar, als die ersten Gerüchte über eine Verpflichtung aufkamen? Im Exklusiv-Interview spricht Markus Lanz mit Quotenmeter.de über sein neues «Wetten, dass..?».

Herr Lanz, was hat sich für Sie verändert seit dem Tag, an dem bekannt wurde, Sie machen «Wetten, dass..?»?
Ich erlebe an vielen Orten und Plätzen, dass sich immer mehr herumspricht, dass ich der neue «Wetten, dass..?»-Moderator bin. Vorhin am Flughafen zum Beispiel, als das Sicherheitspersonal zu mir sagte: „Wetten, dass Sie Ihren Flieger nicht mehr bekommen?“ Das ist alles schon unheimlich.

Inwiefern?
Wir gehören zur Generation «Wetten, dass..?», haben das schon als Kinder gerne gesehen. Ich bin mit der Sendung groß geworden. Wenn du dann plötzlich aktiver Teil von etwas bist, das prägend für dich war, dann ist das schon unheimlich.

Haben die unmittelbaren Reaktionen auf Ihr „Ja“ zur Sendung Sie ein bisschen überrannt?
Wir hatten da zwei Phasen. Das war zunächst einmal die Falschmeldung im Februar 2012. Ich hatte damals für das ZDF in Indien gedreht, es war ein sehr anstrengender Tag in den indischen Slums. Abends saß ich dann auf einer Dachterrasse in Südindien und habe mein Handy angemacht. Da wusste ich, dass in Deutschland gerade der Teufel los ist. Es kam mir wirklich surreal vor, welche Debatte bei uns geführt wurde. Aber das Gerücht, ich könnte «Wetten, dass..?» machen, hat sich nach „Stiller Post“-Manier immer weiter verbreitet. Das war wie eine Marktforschung in Echtzeit. Und letztlich war das auch wichtig für mich.

Weil Ihnen das geholfen hat?
Wir haben schnell gemerkt, dass es da bei Weitem nicht nur negative Stimmen gibt. Aber das war alles noch so weit weg, ich hatte damit wirklich nichts zu tun und habe das Thema auch weit von mir geschoben. Dann aber wurde es konkreter. Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag – wir hatten zwei Aufzeichnungen. Und zwischen den beiden Sendungen schaue ich auf mein Handy und sehe mehrere Anrufe einer mir bekannten Nummer aus Mainz. Ich entschied, erst einmal die zweite Sendung zu machen. Nach dieser hatte ich weitere Anrufe in Abwesenheit aus Mainz. Ich habe immer noch nicht zurückgerufen, sondern bin erst etwas essen gegangen. Ich hatte die Vermutung, dass am Telefon das eigentlich Unaussprechliche formuliert wird. Ich glaube, gegen 22.00 Uhr haben wir dann telefoniert.

Also haben Sie schon gewusst, dass es das «Wetten, dass..?»-Angebot sein wird.
Ich habe es stark vermutet. Wenn jemand so dringlich versucht, dich zu erreichen, dann ist es entweder die Polizei oder dein Programmdirektor.

In diesem Fall haben Sie also noch Glück gehabt. Es war nicht die Polizei.
Stimmt, es hätte schlimmer kommen können (lacht).

Sie haben die Sendung «Wetten, dass..?» gemeinsam mit Ihrem Produzenten Markus Heidemanns analysiert und ja auch schon erste Dinge über mögliche Verbesserungen geäußert. Was hat Ihre Analyse im Sommer ergeben?
Ich habe «Wetten, dass..?» immer gern gesehen, weil es ein tolles Format ist. Und ich bedauere auch heute noch sehr, dass sich Thomas Gottschalk entschieden hat, aufzuhören. Auf der anderen Seite: Dass er sich noch einmal richtig etwas traut, erfordert großen Respekt. Ich kenne das selbst ja auch: Man hört nach solchen Entscheidungen von vielen Seiten, dass das nur schief gehen kann. Das war auch bei meinem Wechsel von RTL zum ZDF so. Bei mir ist es aber gut gegangen. Daher ist es immer lobenswert, wenn sich jemand etwas traut. Um aber zu unserer Analyse zu kommen: Mir ist schon damals, als ich bei «Wetten, dass..?» in Augsburg zu Gast war, aufgefallen, dass eine große räumliche Distanz zwischen der Bühne und dem Publikum herrschte. Ich kenne so etwas von meiner Talkshow nicht und weiß auch nicht genau, wie wir das händeln können. Das wird sich letztlich erst vor Ort in Düsseldorf zeigen. Wir möchten diese Distanz aber auf jeden Fall verkleinern.

Dann haben wir uns gefragt: Was ist der Kern von «Wetten, dass..?» und wie können wir ihn bestmöglich freilegen? Wir werden einen Showact weniger haben als zuletzt, dafür eine Wette mehr. Wie bisher aber wollen wir so etwas wie einen edlen Kindergeburtstag zelebrieren.

Werden Sie auf diesen Kindergeburtstag dann auch wieder Hollywoodgrößen einladen?
Es wäre vermessen, wenn ich wie Thomas Gottschalk versuchen würde, ein Teil des Hollywood-Betriebs zu werden. Thomas Gottschalk konnte das, er hat in Hollywood gewohnt, hat die Stars alle gekannt. Bei mir ist das anders. Es wäre peinlich mit Jennifer Lopez einen auf „Kumpel-Typ“ zu machen. Ich muss mich diesen Stars anders annähern. Vielleicht wird sich die Besetzung auf der Couch auch mehr an der deutschen Lebenswirklichkeit orientieren. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir Gäste haben werden, die aktuell eine große Relevanz haben. Und natürlich muss man versuchen, mit den Gästekonstellationen auch ungewöhnliche Brüche zu schaffen.

Zum Verständnis für mich: Sie wollen mehr Wetten, aber auch einen intensiveren Talk. Beißt sich das nicht?
Gut, dass Sie da nachhaken. Mir ist durchaus bewusst, dass «Wetten, dass..?» keine Talkshow mit klassischer Talksituation ist. Daher kann man da nicht so intensiv mit den Gästen sprechen. Trotzdem ist es möglich, mit den Menschen auf der Couch locker ins Gespräch zu kommen. Wir hatten am vergangenen Mittwoch wieder eine Live-Sendung nach der Champions League, in der Menschen einfach eine schöne Stunde zusammen verbracht haben und über verschiedene Dinge geplaudert haben. Mir hat das unglaublich viel Spaß gemacht. Wichtig ist für mich eines: Wie es das journalistische Handwerk schon gebietet, muss man sich sauber auf seine Gäste vorbereiten. Schon Rudi Carrell hat gesagt: Um ein Ass aus dem Ärmel zu ziehen, musst du erst einmal eins reintun.

Herr Lanz, irre ich, wenn ich sage, dass «Wetten, dass..?» old school ist?
Nein, gar nicht. Es kommt aber immer darauf an, wie man das betrachtet. Es ist doch logisch, dass ein Format, das seit über 30 Jahren auf den Bildschirmen läuft, nicht das neueste auf dem Planeten ist. Aber Günther Jauch hat vor einigen Jahren mal über «Wer wird Millionär?» gesagt: „Es würde mich freuen, wenn ich die Sendung zu einem modernen Klassiker machen könnte.“ Ein solch moderner Klassiker ist «Wetten, dass..?» - und wir versuchen ihm ab Herbst ein bisschen neues Leben einzuhauchen. Ich habe schon während der ganzen Diskussion immer an die Zukunft der Show geglaubt. Retro-TV spielt doch aktuell eine ganz große Rolle. Deshalb kommt uns der aktuelle Zeitgeist durchaus zu Gute. Und selbst in neuen Showformaten wie «Schlag den Raab» sind Elemente enthalten, die in Teilen auch bei «Wetten, dass..?» vorkommen. Oder sehen Sie das anders?

«Das Supertalent» im Gegenprogramm bringt alle sechs, sieben Minuten neue Kandidaten. Das können Sie nicht. Auf der anderen Seite: Bei «Schlag den Raab» fiebert man nachts um eins teilweise 40 Minuten lang beim Münzen-Schnippen mit…
Weil es da um eine gewisse Fallhöhe geht.

Eines ist jedenfalls schon öffentlich vorgegeben. Acht Millionen Zuschauer, lieber Herr Lanz, sollten es schon sein. Da freut man sich als Moderator, wenn das von Anfang an so klar ist…
Das ist die Mehmet-Scholl-Motivation (lacht).

Anders als früher soll es kein Sommer-Special mehr geben, sondern eine Winter-Sendung. Skigebiete haben sich da sofort gemeldet. Wie viele Jahresabos für die Lifte haben Sie schon angeboten bekommen?
Auf mich selbst ist niemand zugekommen. Ich verfüge als Südtiroler aber über Kenntnisse, an welchen Vorverkaufsstellen ich Skipässe erhalten kann (lacht). Nein, da ist noch gar nicht klar, wie, wo und ob überhaupt wir das diesen Winter machen werden. Es ist gut, wenn wir alle uns jetzt erst einmal auf die Premiere am 6. Oktober konzentrieren. Wichtig ist, dass wir am 6. Oktober abends, ich hoffe es ist nicht der 7. Oktober 0.15 Uhr oder so, aus der Halle gehen und einfach sagen: Ja, das hat sich gut angefühlt.

Und am 7. Oktober nachts meiden Sie dann Mediendienste und am nächsten Morgen die Zeitungen, da eigentlich ja schon klar ist, dass viele Kritiker Sie allein deshalb verreißen, weil Sie nicht Thomas Gottschalk sind.
Ich weiß noch, welche Kommentare Thomas Gottschalk nach seiner ersten «Wetten, dass..?»-Sendung bekommen hat. Die „BamS“-Schlagzeile war direkt: „Wir wollen Frank Elstner zurück.“ Wenn das also der Anfang einer derart langen Karriere als «Wetten, dass..?»-Moderator ist, dann nehme ich solche Kritiken auch.

Neuer Regisseur bei «Wetten, dass..?» wird Volker Weicker. Er gilt als die Nummer 1 Deutschlands. Deshalb fiel wohl auch die Wahl auf ihn. Was schätzen Sie an Volker Weicker?
Fachlich müssen wir über Volker Weicker nichts sagen. Er hat alles schon 1000 Mal gemacht. Ich schätze seine Art, wie er in sich ruht. Wenn du als Moderator im richtigen Moment Volker auf dem Ohr hast, mit seiner Bedächtigkeit und Ruhe, die er dir einhaucht, dann ist das wunderbar. Er ist ein wahrer Fels in der Brandung. Ich schätze sein Gespür. Er ist jemand, der unglaublich gut zuhört und versteht, was die Menschen sagen. Er hat dann immer genau das passende Bild dazu – zum Beispiel ein passendes Gesicht aus dem Publikum.

Eine letzte Frage noch zu Ihrer abendlichen Talkshow: Während der EM waren die Fußball-Sendungen sehr erfolgreich. Teils um die 30 Prozent Marktanteil. Jetzt haben Sie es also durch die Hintertür sozusagen auch noch zum Sportmoderator geschafft…
So habe ich das noch gar nicht gesehen. Für uns war es einfach journalistisches Handwerk, dass wir nach den EM-Übertragungen das Thema auch bei uns behandelt haben. Die Geschichte hat mir unglaublich großen Spaß gemacht – schön, dass das ZDF jetzt die Champions League hat und wir da weitermachen können. Es ist toll, wenn man jemanden wie Sepp Meier bei sich hat oder Peter Neururer, die dann einfach Anekdoten von früher erzählen. Dadurch entsteht Wärme und ein bisschen so eine Lagerfeuer-Stimmung.

Herr Lanz, wir drücken auf jeden Fall die Daumen für das «Wetten, dass..»-Debüt und wünschen Ihnen dann auch mal ein paar freie Tage zum Durchschnaufen.
Vielen Dank. Die wird es Ende Oktober wirklich mal geben. Da freue ich mich drauf, weil das momentan schon auch stressig für mich ist.

Aber in Ihrem Alter schafft man das doch noch.
Wissen Sie, dass ich der älteste «Wetten, dass..?»-Debütant bin? Gottschalk und Elstner waren jünger. Das Angebot war also sozusagen eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Senioren.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lanz.

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