Ihn hatten nur die Wenigsten im Sinn, als es Anfang des Jahres die Frage zu beantworten galt, wer denn wohl die Nachfolge von Thomas Gottschalk antreten mag und ab Oktober durch «Wetten, dass..?», ZDFs Samstagabend-Aushängeschild, führen wird. Im März 2012 wurde schließlich bekannt: Der Lanz macht’s!
Lanz, 43 Jahre alt - und somit älter als alle vorherigen «Wetten, dass..?»-Moderatoren bei der Premiere, kommt gebürtig aus Bruneck in Südtirol. Zwei Stunden also bis nach Bayern ins Allgäu, zwei Stunden mit dem Auto aber auch bis an den Gardasee. Deutlich länger aber an die Küste Deutschlands, nach Hamburg, wo er 1992 durch ein zweijähriges Volontariat beim Großstadtsender Radio Hamburg seinen Weg ins Showgeschäft fand. Nachdem er 1995 unter dem Namen „Le camembert radioactif“ die Antiatomkraftsingle „F**k Chirac“ veröffentlichte, führten ihn seine Wege zu RTL Nord, wo er ab 1997 das Vorabendmagazin «Guten Abend RTL» für Hamburg und Schleswig-Holstein moderierte. Später kam Lanz zum Boulevardmagazin «Explosiv», wo er zunächst seine schwangere Kollegin vertrat, anschließend zur Stammbesetzung und 2004 sogar zum Redaktionsleiter avancierte. Bis 2008 führte er dann durch das RTL-Magazin - dann zog es ihn zum ZDF.
Bei RTL hatte zuvor auch einige Abenteuershows, zum Beispiel das Format «Outback», moderiert. In dieser schlugen sich 13 Kandidatinnen und Kandidaten sechs Wochen lang durch die australische Wildnis und mussten dabei unterschiedliche Aufgaben bewältigen. In jeder der zehn Etappen wurde ein Kandidat von den Mitspielern rausgewählt, bis ein Sieger feststeht. Ein allzu großer Erfolg wurde die am späten Samstagabend gezeigte Show allerdings nicht.
Auch weil Lanz bei RTL wohl wenig Aufstiegsmöglichkeiten gab, zog es ihn zum ZDF. Im Übrigen ein Wechsel, der nicht nur von der Presse, sondern auch von seinem Umfeld kritisch gesehen wurde. "Man hört nach solchen Entscheidungen von vielen Seiten, dass das nur schief gehen kann. Das war auch bei meinem Wechsel von RTL zum ZDF so. Bei mir ist es aber gut gegangen." Zunächst als Sommervertretung für Johannes B. Kerner, der damals noch erfolgreich dienstags bis donnerstags talkte und am Freitagabend den Kochlöffel schwang. Zunächst nahm Lanz Kerner dann die freitägliche Kochrunde ab, nach Kerners Wechsel zum Privatsender Sat.1 dann auch die komplette Talksendung.
Dass es gut ging, war lange Zeit übrigens gar nicht so klar: Weil Lanz' Talksendung sich vom Kernerschen Format doch deutlich unterschied, waren die Quoten anfangs deutlich niedriger als zuvor. Erst nach einigen Weiterentwicklungen stiegen sie an - und als sie dann auf gutem Niveau waren, störten Gerüchte Lanz liebäugle mit einem Wechsel zurück zu RTL, wo er angeblich «stern TV» hätte bekommen können. Ruhig war es um den Südtiroler zu ZDF-Zeiten bis dato eigentlich selten.
Mit Expeditionsreisen an entlegene Orte machte sich Lanz nach und nach einen Namen als Extremreisender. Seine Reise an den Nordpol ließ er via Kamera begleiten. Das Ergebnis bekamen die Zuschauer 2010 unter dem Titel «Der Wettlauf zum Nordpol» zu sehen; einer mehrteiligen, österreich-deutschen Co-Produktion, in welcher sich ein deutsches und ein österreichisches Team, bestehend aus zwei Prominenten und zwei Nicht-Prominenten, duellierten.
Die vielen kleineren Engagements, die Lanz beim ZDF nahezu nebenbei bekam, festigten seinen Status als ernst zu nehmender Moderator und ließen ihn schließlich in die engere Auswahl um Gottschalks «Wetten, dass..?»-Nachfolge rücken. Anfang März schließlich wurde Markus Lanz als zukünftiger Gastgeber der beliebten Samstagabendshow bekannt gegeben. Während viele Branchenkenner diesen Schritt befürworteten, wurden allerdings auch Stimmen laut, Lanz könne mit dem Charme und Witz eines Showmasters wie Gottschalk nicht mithalten. So sei Lanz ein Talker, aber kein Entertainer. Gleichzeitig bewies der 43-jährige Moderator ein immerwährendes Geschick im Umgang mit durchaus exzentrischen Gesprächspartnern und könne dadurch vor allem die Gesprächsrunden bei «Wetten, dass..?» um einiges interessanter gestalten als sein Vorgänger.
Ab Samstag wird der charismatische Moderator, der hier und da vielleicht ein paar mehr Ecken und Kanten zeigen dürfte, beweisen, ob er dem großen Flaggschiff des ZDF gewachsen ist. Ein zweiter Thomas Gottschalk, so betonte Lanz, das möchte er nicht sein. Sollte er auch nicht. Vielmehr sollte er versuchen, der Show seinen ganz einen Stempel aufzudrücken, um somit einen weiteren Schritt zu gehen – auf dieser herrlich normalen Karriereleiter.