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Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Drehbuchautor Seth Grahame-Smith, Bestseller-Autor der grotesken Literaturparodie «Pride and Prejudice and Zombies» und der Schreiberling hinter Tim Burtons mauer Vampirkomödie «Dark Shadows», wirft «Abraham Lincoln – Vampirjäger» einen Blick hinter die historisch verbrieften Errungenschaften des 16. US-Präsidenten, um von seinen anderen, vermeintlich wahren Taten Lincolns zu berichten. Nachdem er im Jahr 1818 als unschuldiger Bursche mit ansehen musste, wie eine mysteriöse Kreatur der Nacht seine Mutter mit einer tödlichen Krankheit infiziert, schwört der Farmersjunge Blutrache. Einige Jahre später packt der zu einem entschlossenen, aber unkoordinierten Jugendlichen herangewachsene Abraham all seinen Mut zusammen und überfällt nachts den sinistren Jack Barts (Marton Csokas), der hinter dem Mord an seiner Mutter steckte. Doch wie Abe schmerzhaft erfährt, sind Vampire nur äußerst schwer zu töten. Bloß dank des charismatischen, doch wortkargen Henry Sturges (Dominic Cooper), kann Abe dem mächtigen Blutsauger entkommen. Henry weiht Abe in die Geheimnisse der Vampirjagd ein und entsendet ihn in den von den schaurigen Kreaturen unterwanderten Süden der USA. Dort ist Abraham tagsüber Mädchen für alles im Gemischtwarenladen von Joshua Speed (Jimmi Simpson) und Vampirkiller bei Nacht ...
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Da man diese Vorstellung kaum in einem ernsthaften Rahmen weiterspinnen kann, insbesondere nicht in einer Ära des postmodernen High-Concept-Kinos, kommt dieses Stück historischer Fiktion nicht als Schauermär oder grimmer Horrorfilm daher, und erst recht nicht als übernatürliches Drama, sondern als jegliche physikalischen Gesetze ignorierendes, stylisches Actionfest. Wenn Lincoln das Herrenhaus eines wohlhabenden Vampirs heimsucht, wechselt die Farbästhetik binnen weniger Sekunden passend zur Dramaturgie des Kampfes von eiskaltem, unheimlichen Dunkelblau zu einem agilen, aggressiven Rotton und wieder zurück. Nach ausgiebigem Training kann Lincoln stattliche Bäume mit nur einem Axthieb fällen und von ihm mit seine Silberaxt getroffene Blutsauger schießen selbstredend quer durch über die gesamte Leinwand. Und um den 3D-Effekt voll auszunutzen, zersplittern währenddessen zerstörte Gegenstände in Ultrazeitlupe in ihre Einzelteile.
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Dass Timur Bekmambetows 3D-Vampiractioner im Gegensatz zum derzeit ebenfalls in den deutschen Kinos gezeigten 3D-Zombiegemetzel «Resident Evil: Retribution» nicht zum Großteil aus reiner Action besteht, ist in diesem Fall ein klarer Pluspunkt: Bekmambetow und Grahame-Smith erzählen in aufwändiger, detailreicher Kulisse eine fantasiereiche Story, die mit sanftem Augenzwinkern Eckpunkte aus Lincolns Biografie (und somit aus der US-Historie) mit übernatürlichen Konzepten verbindet. Ihre Entscheidung, diese „wahre, unerzählte“ Geschichte weder der Lächerlichkeit preis zu geben, noch ganz bodenständig durchzuziehen, ist weitestgehend von Vorteil: Dass übermächtige Vampire den Bürgerkrieg beinahe für die Südstaaten entschieden hätten, ist eine von vielen amüsanten, in der unaufgeregten Durchführung Bekmambetows aber nicht von der Gothic-Atmosphäre des Films ablenkenden Ideen, die «Abraham Lincoln – Vampirjäger» auch über die Action hinaus zu einem spaßigen, seiner Natur gewissen Trashfilm machen.
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Wer also genügend Geduld mitbringt, um während des modernen Neo-Trashs kleinere Längen durchzustehen, und sich beim Titel «Abraham Lincoln – Vampirjäger» das Grinsen nicht verkneifen kann, darf seine Neugier mit einem Kinobesuch befriedigen. Denn die überdrehte, stylische 3D-Action wurde definitiv als ungewöhnlicher Popcorn-Spaß für die große Leinwand konzipiert. Wem die Grundidee zu dämlich ist oder wer von modernem Trash die geballte Selbstironie eines «Planet Terror» verlangt, sollte dagegen zweimal darüber nachdenken, ob ihm dieser Film den Eintrittspreis und 3D-Zuschlag wert ist.