
Seitdem konnte sich der vielseitige Mime vor Rollenangeboten im Actiongenre kaum retten. Nun führt es ihn mit «96 Hours - Taken 2» schließlich gar zurück zu jenem nicht unbedeutenden Schritt in seiner Schauspielkarriere. Dabei machte Produzent und Co-Autor Luc Besson («Léon - Der Profi», «Das fünfte Element») kaum einen Hehl daraus, dass diese Fortsetzung nach dem Überraschungserfolg des ersten Teils vor allem des Geldes wegen entstanden ist. Inhaltlich hätte es den zweiten Teil, wie es so oft bei Sequels der Fall ist, in der Tat nicht gebraucht. Dennoch bietet auch «Taken 2» über weite Strecken elektrisierende, wenn auch recht überraschungsarme Hochspannung.
Die Handlung setzt dabei einige Monate nach «96 Hours» an. Bryan Mills (Neeson) versucht ebenso wie seine Ex-Frau Lenore (Famke Jansen) und seine Tochter Kim (Maggie Grace) nach den traumatischen Erlebnissen des ersten Teils ein normales Leben zu führen. Währenddessen ahnen sie jedoch nicht, dass die Angehörigen derer, die Mills einst im Zuge der Rettung seiner Tochter zur Strecke brachte, allen voran der finstere Murad Hoxha (Rade Šerbedžija), ihre grausame Rache an dem ehemaligen Geheimagenten planen. Als es Mills für einen Einsatz als Personenschützer nach Istanbul verschlägt und er kurzerhand auch seine Familie für einen Trip in die türkische Stadt einlädt, werden sie dort schließlich von Murads Männern aufgespürt, denen es gelingt, Bryan und Lenore zu entführen. Kim kann sich nach einem Anruf ihres Vaters jedoch vorerst in Sicherheit bringen und macht sich daran, dessen Instruktionen zu befolgen, um ihre Eltern zu retten.

Auf der anderen Seite beschleicht einen trotz der Sogkraft der Ereignisse hin und wieder das Gefühl, nur einen Aufguss des Vorgängers vor sich zu haben. Die Handlung ist abseits der angedeuteten Abweichungen in ihren Grundzügen die gleiche. Und auch inszenatorisch machen sich, abgesehen von kleinen, durch den Regiewechsel bedingten originellen Einfällen, wenig essentielle Unterschiede bemerkbar. Überraschungen sucht man somit vergebens. Das raubt dem Ganzen ein Stück weit auch den Reiz des Neuen, von dem der erste Teil noch profitieren konnte und wodurch nun die Wucht des Sequenz bisweilen merklich zu leiden hat. Selbst der Wechsel der Stadt bietet dabei nur in einem vergleichsweise geringen Maße eine gewisse Abwechslung. So rückt deren Charakter eher in den Hintergrund, sodass sie, wie schon zuvor Paris, eher als nett anzusehende Bühne für Liam Neesons One-Man-Show dient. Die hat es dafür, wie bereits erwähnt, zweifellos erneut in sich. Mit einer ungebrochen erstaunlichen Präsenz macht er als knallharter Berserker erneut kurzen Prozess mit seinen Widersachern.

Die Zweifel an «96 Hours - Taken 2» sind durchaus berechtigt. Und das nicht nur aufgrund des hirnrissigen „deutschen“ Titels. Wie bei vielen anderen Fortsetzungen auch, standen hier vor allem finanzielle Überlegungen an erster Stelle. Blendet man diesen Umstand allerdings erfolgreich aus, bietet auch die Fortsetzung zu «96 Hours» durch seine konsequente, wenn auch nicht mehr ganz so intensive, Stoßrichtung eine Menge Spaß. Liam Neeson lässt im Alleingang die in einer ähnlichen Altersgruppe angesiedelten «Expendables» des Öfteren in der Tat alt oder besser gesagt noch älter aussehen. Auch wenn «Taken 2» im Grunde kaum etwas Neues zu bieten hat, zeigt der Film damit doch gerade das, wovon viele Fans des ersten Teils noch mehr sehen wollten. Für den aufgrund des erfolgreichen US-Starts wohl unvermeidlichen dritten Teil wären allerdings ein paar frischere Ideen durchaus wünschenswert. Nach dem trotz des hohen Unterhaltungsfaktors im Grunde aber eher unnötigen zweiten Teil, wäre jedoch auch ein kompletter Verzicht auf die Realisierung einer weiteren Fortsetzung zu verschmerzen, wird doch selbst ein noch einmal zu Hochform aufgelaufener Liam Neeson nicht jünger.
«96 Hours - Taken 2» ist seit dem 11. Oktober in vielen deutschen Kinos zu sehen.