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Zwei neue Free-TV-Sender also. Muss das sein? Aus Sicht der Programmmanager eindeutig ja. Das Schaffen von neuen Kanälen scheint offenbar ein Lösungsversuch die sinkenden Marktanteile der Vollprogramme kompensieren zu wollen. Fragmentierung des TV-Marktes ist hier das Schlagwort. Durch die voranschreitende Digitalisierung gibt es heute ein x-faches an verfügbaren TV-Sendern im Vergleich zu vor zehn Jahren. Und jeder Sender hat somit sein Nischenpublikum gefunden. Die großen etablierten Kanäle haben deshalb vor allem in den vergangenen zwei, drei Jahren massiv Marktanteile verloren.
Das beste Beispiel ist hier der Marktführer RTL, der vor zwei Jahren noch auf durchschnittlich mehr als 19 Prozent Marktanteil kam und es inzwischen im Schnitt nur noch auf um die 16 Prozent schafft. Sat.1 ist seit einigen Monaten erstmals in seiner Geschichte einstellig – das liegt natürlich in diesem Fall auch am Missmanagement im eigenen Sender, aber eben nicht nur. Die Situation bei Sendern der ProSiebenSat.1-Gruppe ist in etwa vergleichbar mit einer alten Regentonne. Man will natürlich all das Wasser darin speichern und für sich verwenden. Die alte Tonne aber hat an diversen Stellen Löcher aus denen die Flüssigkeit langsam, aber auch schwer aufhaltsam entweicht.
Natürlich könnte man die Tonne flicken – mit neuem und richtig gutem Material. Doch scheint es einfacher neben und unter die Tonne einfach kleinere Töpfe zu stellen, die das gewichene Wasser auffangen. Am Ende hat man also wieder die Gesamtmenge. So funktioniert das auch bei ProSiebenSat.1. Dem Konzern ist es unter dem Strich fast egal, wie genau nun Sat.1 abschneidet. Am Ende ist es nur wichtig, dass die gesamte Gruppe nicht an Marktanteilen verliert. Bleiben diese stabil, ist der Aktienmarkt zunächst beruhigt, weil das auf gute Voraussetzungen am Werbemarkt hindeutet. Das gelang ProSiebenSat.1 – nicht zuletzt auch dank des Starts des Frauensenders sixx.
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