Vor sechs Wochen ging Harald Schmidt erstmals bei Sky auf Sendung – und zu beobachten war eine fast schon merkwürdige Kehrtwende zahlreicher Medien. Der Coup zwischen Harald Schmidt und Sky, im Mai zum Ende Schmidts zweiter Sat.1-Zeit noch massiv gefeiert, wurde schon in Woche eins auf eine Zerreißprobe gestellt. Fast schon genüsslich schienen Magazine über sinkende Zuschauerzahlen, die in der Tat teils im nicht mehr messbaren Bereich lagen, über den vermeintlichen Flop Harald Schmidt zu schreiben.
Genau diese Medien aber waren es, die Monate zuvor noch den nicht mehr vorhandenen Quotendruck Schmidts bei Sky umjubelten – nur um eben selben dann doch wieder aufzubauen. Inzwischen hat sich der große Trubel gelegt, inhaltlich liefert Schmidt im Pay-TV mittlerweile Shows auf hohem, manchmal sogar auf höchstem Niveau, ab. „Harald Schmidt zeigt bei Sky, dass er der König des Late Nights ist. Wir sind – genauso wie viele unserer Abonnenten – mit der Show sehr zufrieden“, erklärt Sky-Sprecher Ralph Fürther im Gespräch mit Quotenmeter.de.
Dennoch aber ist nicht alles gold, was glänzt. Zwischenzeitlich hat der Bezahlsender eine umfangreiche Marktforschung zum Thema Harald Schmidt bei Sky in Auftrag gegeben – mit durchaus überraschenden Erkenntnissen. Beispielsweise der, dass aktuell nur 25 Prozent der Sky-Kunden von der «Harald Schmidt Show» wissen. Sky versucht das Positive daraus zu ziehen, sagt: „Dies zeigt uns noch ein enormes Zuschauer-Potential auf.“ Letztlich aber zeigt es auch die Trägheit des durchschnittlichen Zusehers.
Trotz Auftritten Schmidts in Fußball-Sendungen (beispielsweise dem DFB-Pokalfinale), trotz großer „Wo ist Harald Schmidt?“-Kampagne, Radiospots, einer Kooperation mit Bild.de wissen drei von vier Sky-Kunden nicht, dass Schmidt seine Late-Night-Show nun auf der Plattform anbietet, für die sie Monat für Monat zahlen. So dürfte Sky versuchen künftig noch stärker zu zuschauerstarken Zeiten, also während Fußball, auf Schmidt hinzuweisen. In Champions-League-Wochen beispielsweise zeigt der Sender die Late-Night-Show zusätzlich noch auf Sky Sport.
„Wir hatten zuletzt bei einer Show 94.000 Zuschauer und wenn wir auf die prozentuale Sehbeteiligung blicken, erreichen wir in Sky Haushalten schon fast die Nutzung wie er sie vorher im SAT.1-Programm hatte. Ein toller Erfolg“, sagt Ralph Fürther. Klar ist aber auch, dass die von der AGF erhobenen Zuschauerzahlen in Bezug auf «Die Harald Schmidt Show» zum einen nicht stimmen und zum anderen für Sky nur bedingt relevant sind. Weil Sky-Haushalte im Panel nach wie vor untergewichtet sind, tun sich vor allem Programme mit niedriger Reichweite schwer – ein Phänomen, das man auch bei Sportarten wie Eishockey oder «Samstag Live» erlebt, die anderen Befragungen zufolge zumindest ein bisschen besser abschneiden müssten.
Der andere Punkt ist: Schmidt wurde von Sky letztlich nicht wegen der Quote geholt, sondern wegen der grundsätzlichen Idee, die dahinter steckt. Der Bezahlsender möchte auch im Entertainment- und Showbereich aktiv sein. Blickt man nach England, dann ist bei der Schwester BSkyB «X Factor» zu sehen. Aktuell kann Sky Deutschland Shows solcher Ausmaße natürlich noch nicht stemmen, Schmidt aber ist ein erster Schritt in diese Richtung.
Und: «Die Harald Schmidt Show» kommt bei den neuen Services wie Sky Go und Sky Anytime sehr gut an. Während für Anytime keine Zahlen vorliegen, weil schlicht ein Rückkanal zur Messung fehlt, landet die Late-Night-Show bei Sky Go regelmäßig unter den Top 10 der abgerufenen Formate. „Wir beobachten schon seit einem Jahr eine stark ansteigende Nutzung bei Sky Go und Sky Anytime. Bezogen auf die Kunden-Logins bei Sky Go freuen wir uns über eine Vervierfachung der Programmnutzung. Davon profitiert natürlich auch die «Harald Schmidt Show»“, sagt Ralph Fürther.
Alle Hausaufgaben sind bei Sky freilich aber noch nicht gemacht, das zeigen die Zahlen der Marktforschung. Denn viel zu viele Abonnenten fragen sich auch heute noch: „Wo ist eigentlich Harald Schmidt?“