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Konzeptionell erklärt sich die grundsätzliche Ausrichtung des Formats bereits durch seinen Titel, in maximal zehn Runden treten zwei Kontrahenten abwechselnd im Boxring und an einem Quizpult gegeneinander an. Dabei haben sie jeweils zwei Minuten lang Zeit, möglichst viele Punkte durch Körper- und Kopftreffer bzw. richtige Antworten zu erzielen. Zudem gibt es die Möglichkeit eines "Knockouts" auch im Quiz, sobald es einem der beiden Kandidaten nicht gelingt, innerhalb der zwei Minuten wenigstens einen Punkt zu erzielen. Diese vermeintliche Abwechslung zwischen geistiger und körperlicher Ertüchtigung stellt sich in der Praxis leider schnell als relativ ermüdend heraus - zumal man als Zuschauer kaum eine Möglichkeit hat, mit einem der beiden Akteure zu sympathisieren.
Denn so löblich die im Gegensatz zu «Schlag den Raab» angenehm kurz und knackig gehaltenen Vorstellungsfilmchen auch sein mögen, verhindern sie doch, dass sich wenigstens ein Ansatz von Zu- oder Abneigung der Zuschauer entwickeln kann. Und da sich auch nach dem wenig glamourösen Einmarsch in die "Arena" keine Möglichkeit ergibt, wirklich in einen Smalltalk mit den Kandidaten zu kommen, bleiben diese für das Publikum unnahbar - was auch die recht maue Atmosphäre vor Ort erklärt. Bei «Schlag den Raab» ist die Ausgangslage eine gänzlich andere, denn dort tritt mit Raab stets eine bekannte Fernsehpersönlichkeit mit großer Fallhöhe gegen einen Menschen aus dem Volke an, der eigentlich nur gewinnen kann. Ob man Raab mag oder nicht - man sympathisiert beinahe automatisch mit einer der Parteien.
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Dem an dieser Veranstaltung beteiligten Personal kann man nur sehr bedingt Vorwürfe machen. Frank Buschmann beweist auch in diesem Format wieder, dass er der perfekte Kommentator für eine Unterhaltungssendung mit sportlicher Prägung ist und gibt sich alle Mühe, die relativ blutleere Veranstaltung noch möglichst spektakulär rüber zu bringen. Vielleicht übertreibt er es hiermit sogar an manchen Stellen, doch die Freude an seiner Arbeit kann man bei ihm in beinahe jedem Satz hören. Stefan Raab liefert eine relativ solide Leistung als Quizmaster ab, lahmt jedoch teilweise beim Vorlesen der Aufgaben und vergisst überdies teilweise, dass die Uhr auch dann weitertickt, wenn er gerade darum bemüht ist, den Kandidaten einen Sachverhalt zu erklären. Bis zu Sonja Zietlows Klasse-Performance bei «Der Schwächste fliegt» ist es noch ein weiter Weg für ihn, doch man hat ihn in der Moderatorenrolle auch schon bedeutend schwächer erlebt als diesmal.
Sehr positiv ist auch hervorzuheben, dass der Quiz-Teil am Pult nicht schlicht aus lieblos aneinander geklatschten Fragen besteht, sondern sehr unterschiedliche Formen der Wissensabfrage genutzt werden. So müssen die Kandidaten mal Flaggen erkennen, mal Klassiker wie "Hells Bells" oder "Smells Like Teen Spirit" den jeweiligen Bands zuordnen oder schnellstmöglich geometrische Formen in einem großen Gitter erkennen. Dies wird das Genre Quiz gewiss nicht revolutionieren, wirkt allerdings liebevoll erstellt und verlangt darüber hinaus den Kandidaten ein wirklich breites Spektrum an Intelligenz und Wissen ab. Auch die Auswahl der Teilnehmer passt zumindest bei zwei von drei Duellen sehr gut, sodass man den Machern wahrlich nicht vorwerfen kann, schludrig an die Show herangegangen zu sein.
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Dass sich die Programmverantwortlichen für eine Ausstrahlung am späteren Abend und nicht zur besten Sendezeit entschieden haben, war jedoch ganz gewiss eine weise Entscheidung. Denn abendfüllende Unterhaltung, die noch über drei Matches hinaus getragen hätte, bekommt man hier definitiv nicht geboten. Gegen künstlich aufgeblasene Formate wie «Das Supertalent» hätte man hiermit wohl bei den Konsumenten relativ schnell ziemlich alt ausgesehen. Für eine leichte, keineswegs aber plumpe Spätabendunterhaltung nach «The Voice of Germany» ist das Quizboxen aber gut geeignet - und durchaus löblich, wenn man bedenkt, dass stattdessen auch einfach wieder die altbekannte Konservenware hätte runtergesendet werden können.