Die Kritiker

«Unter Verdacht: Persönliche Sicherheiten»

von  |  Quelle: Inhalt: ZDF

Die neue Folge von «Unter Verdacht» mit Senta Berger bleibt weiter auf hohem Niveau.

Inhalt


Eva Maria Prohacek erhält von einem Unbekannten, der sich "Whistleblower" nennt, die Information, dass hochrangige bayerische Beamte in einen Steuerhinterziehungsskandal verwickelt seien. Obwohl ihr Vorgesetzter Claus Reiter und die junge ambitionierte Oberstaatsanwältin Grieshaber ihr unmissverständlich klar machen, dass das Land Bayern keine Geschäfte mit Kriminellen mache, die illegal erworbene Unterlagen anbieten, geht Eva der Sache nach.

Während André Langner bei der Durchsicht der Unterlagen des Informanten auf ein paar alte millionenschwere Treuhandkonten stößt, die tatsächlich auf eine Verwicklung von Beamten schließen lassen, wird Eva mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert: Ihr Bruder verlangt, dass sie sich endlich von ihrem Anteil an einer alten Försterei trennen soll, denn er will das frühere Wochenenddomizil für seine Familie umbauen. Die Erinnerungen an die dort verbrachte Zeit und vor allem an ihren zu Tode gekommenen Sohn treffen Eva mit voller Wucht.

Der Besuch in der Försterei macht ihr schmerzhaft klar, dass sie noch nicht so weit ist, die Vergangenheit ruhen zu lassen, geschweige denn sich von ihr in Form des Hauses zu trennen, vor allem als Pia, die 14-jährige Tochter ihres Bruders, plötzlich in der Tür steht und Eva nach der Vergangenheit ausfragt.

Am liebsten würde Eva alles verdrängen, braucht sie doch alle Nerven für ihren Fall. Denn es stellt sich heraus, dass es dem "Whistleblower" um mehr als Geld geht. Er vermutet hinter den von Langner entdeckten Treuhandkonten den beliebten bayerischen Politiker Dr. Schöler, der inzwischen in die Wirtschaft gewechselt ist und den Vorsitz des Öl-Pipeline-Konsortiums Marmara Flow innehat. Parallel entdeckt Langner mit Hilfe von neuen Unterlagen einen alten Bekannten aus früheren Ermittlungen: Dr. Robert Mertens, den in Stadelheim einsitzenden früheren Vorstandsvorsitzende der SüdLB, der aufgrund von Evas Ermittlungen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Er war zur Zeit der Einrichtung der Treuhandkonten nicht nur Chef der Salzburger Effectenbank, sondern zugleich Geschäftspartner Dr. Schölers bei der Gründung des Öl-Pipeline-Konsortiums.

Als sich Eva endlich persönlich mit dem geheimnisvollen Informanten trifft, kommt es zu einem Anschlag auf ihn, und Eva muss ihn zu seiner eigenen Sicherheit in Haft stecken. Daraufhin nimmt die Geschichte eine fatale Wendung: Evas Nichte Pia wurde von einem Unbekannten entführt, der damit droht, sie umzubringen, wenn Eva ihm nicht den Informanten ausliefert. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Eva zieht alle Register und startet einen zermürbenden Verhörmarathon, bei dem sie versucht, alle Beteiligten gegeneinander auszuspielen. Dabei kommen erstaunliche Wahrheiten ans Licht.

Darsteller


Senta Berger («Kir Royal») als Dr. Eva Maria Prohacek
Gerd Anthoff («Die Ehrabschneider») als Dr. Claus Reiter
Rudolf Krause («Körner und Köter») als André Langner
Melika Foroutan («Schief gewickelt») als Oberstaatsanwältin Grieshaber
Michael Brandner («Heiter bis tödlich – Hubert und Staller») als Schöler
Alexander Held («Sophie Scholl – Die letzten Tage») als Dr. Mertens
Mark Zak («The Tourist») als Dukovic

Kritik
Die neue Folge der ZDF-Hochglanzkrimireihe wagt sich an Eva Maria Prohaceks Trauma: Vor Jahren hat sie bei einem Autounfall ihren Sohn verloren, der damals im Teenageralter war. Ihr Bruder will nun das alte Ferienhaus verkaufen, in dem die Familie viel Zeit miteinander verbracht hat. Doch nicht nur das lässt die alten Wunden wieder aufbrechen. Im Laufe ihrer Ermittlungen hinsichtlich der dubiosen Vorgänge in einem mit dem bayerischen Staat verbandelten Unternehmen wird ihre Nichte gekidnappt – die Entführer wollen den Kronzeugen freipressen.

In vielen Reihen, vor allem auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wäre das der redaktionelle Freibrief, um die Melodrammaschine anzuwerfen und zwischen suggestiv geschriebenen Heulkrämpfen und allerhand überstilisiertem Geschrei zu alternieren. Doch «Unter Verdacht» hat sich schon immer von der trivialen Mehrheit der ZDF-Reihenproduktionen abgehoben. Das Drehbuch von Hartmut Block und Michael Gantenberg geht andere Wege, während Regisseur Florian Korn gleichsam auf eine überreizte, zu billig emotionalisierende Inszenierung verzichtet.

Damit hat man nahezu alles richtig gemacht. Denn gerade weil man auf die klischeehaften und banalen Mittel verzichtet und sich klügerer und ansprechenderer Methoden bedient, um all die schrecklichen Dinge und den desaströsen Gemütszustand der Hauptprotagonistin zu transportieren, wird dies um ein Vielfaches glaubwürdiger und nahegehender. Sicherlich liegt das auch an dem Top-Cast um Senta Berger, die immer das richtige Maß findet, immer gerade genug zeigt und ihre Figur nie überdreht, und Gerd Anthoff, den Comic Relief mit den klasse geschriebenen Dialogen, der aus seiner eher kleinen Rolle unheimlich viel macht und nicht, wie es anderen Schauspielern passieren könnte, lediglich die Schrullen seiner Figur ins Maßlose überdehnt. Auch die Nebendarsteller können ausnahmslos glänzen – allen voran Melika Foroutan als die strenge Oberstaatsanwältin. Sie zeigt hier vielleicht eine der besten Leistungen ihrer bisherigen Karriere.

Doch es sind vor allem auch die schnellen und dynamischen Dialoge und die nachvollziehbar entworfenen Plots und Wendungen, die dieser Folge eine hohe dramatische Dichte verleihen, auch wenn man diesmal die Glaubwürdigkeit ein wenig mehr strapaziert als sonst. Da die dramaturgische Notwendigkeit hier jedoch gegeben ist und die Glaubwürdigkeitsmängel sich im vernachlässigbaren Bereich befinden, kann man hier guten Gewissens ein Auge zudrücken – denn «Unter Verdacht» bleibt seinem hohen dramaturgischen, inszenatorischen und darstellerischen Niveau treu.

Das ZDF zeigt «Unter Verdacht: Persönliche Sicherheiten» am Samstag, 20. Oktober 2012 um 20.15 Uhr.

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