Die Kritiker

«Herzversagen»

von  |  Quelle: Inhalt: ZDF

Maria Simon spielt die Hauptrolle im neuen ZDF-Fernsehfilm der Woche.

Inhalt:


Die junge Ärztin Ellen Roth muss wegen einer Fehldiagnose ihre Tätigkeit an einer Hamburger Klink aufgeben. Sie wagt einen beruflichen Neuanfang und übernimmt eine verwaiste Hausarztpraxis in einem norddeutschen Dorf. Die Bewohner sind skeptisch gegenüber der neuen Ärztin. Sie untersucht den 50-jährigen Peter Bertel. Belastungs-EKG und Blutuntersuchung ergaben einen tadellosen Gesundheitszustand. Doch am nächsten Tag stirbt Bertel unter mysteriösen Umständen. Der Totenschein des Notarztes lautet auf Herzversagen. Ellen hadert mit sich: Hat sie eine Fehldiagnose gestellt? War Bertel etwa doch ernsthaft krank? Die Aufzeichnung des EKGs ist aus der Praxis verschwunden. Ellen will die Wahrheit erfahren und beginnt auf eigene Faust mit Nachforschungen. Sie dringt nachts ins Bestattungsinstitut ein und entnimmt der Leiche Blut- und Gewebeproben, die sie von einem befreundeten Laborarzt untersuchen lässt. Die Analyse ergibt, dass Bertel nicht an Herzversagen, sondern an der Überdosis eines hochgiftigen Pestizids gestorben ist. Also war es Mord. Bei ihrer Suche nach dem Motiv und dem Täter deckt Ellen eine erschütternde Familientragödie auf.

Darsteller


Maria Simon («Lichter») als Ellen Roth
Jörg Hartmann («Tatort – Dortmund») als Holger
Katrin Pollitt («Der Landarzt») als Anna Hensen
Kristin Suckow («Papas Gold») als Lisa
Caroline Ebner («In aller Stille») als Marie Bertel
Norman Hacker («Erdbeereis mit Liebe») als Peter Bertel

Kritik
«Herzversagen» ist nicht nur ziemlich arm an Handlung, sondern auch sehr arm an Inhalten. Es rächt sich sehr schnell, dass man keinen klaren Fokus gefunden hat und so allerhand gleichzeitig erzählen muss: einen Stoff über das zersetzende dörfliche Umfeld, um Gewalt in der Familie, ein Medizinierdrama, diverse Beziehungskonflikte und das alles in die dramaturgische Struktur eines „Dorfkrimis“ (was auch immer das genau sein soll) gepresst. Das kann nicht gut gehen.

Es entsteht die übliche Mischung aus schnellem Anreißen und zügigem Durchexerzieren. Tiefer gehende Betrachtungen gibt man dadurch völlig auf. Schon ganz am Anfang, als die Fehldiagnose der überarbeiteten und übermüdeten Ellen Roth zum Schlaganfall ihres Patienten führt. Die Versicherung des Krankenhauses haftet nicht, schließlich hätte Roth den Fall aufgrund ihrer Dienstunfähigkeit gar nicht übernehmen dürfen. Deswegen soll sie sich nun mit dem Geschädigten außergerichtlich einigen und ihm eine finanzielle Entschädigung aus eigener Tasche zukommen lassen. „Sowas macht man nicht“, lamentiert sie dann im Gespräch mit ihrem Lebensgefährten. Letztlich versuchen die Drehbuchautoren Sven Poser und Stefan Rogall hier nichts anderes, als ihre Hauptprotagonistin für ihre Schlampigkeit aus der Verantwortung zu nehmen, suchen im allgemeinen Druck des Krankenhausalltags nach Erklärungen und Rechtfertigungen für ihre schludrige Arbeit. „Jeder Macht mal Fehler“, heißt es in diesem Film. Dass man damit der deutlich komplexeren Realität nicht gerecht wird, ist offensichtlich und führt in den dramaturgischen Misserfolg.

Man hat ja noch andere Baustellen und will ab Minute 30 auch einen Krimi auf dem rauen norddeutschen Land erzählen. Doch hier bleibt man ebenfalls durchwegs an der Oberfläche und wendet recht abgedroschene und unglaubwürdige Methoden an, um die Handlung irgendwie voran zu bringen. Dass Peter Bertels Witwe die Obduktion ihres verstorbenen Mannes ablehnt, veranlasst Dr. Roth dazu, ins örtliche Bestattungsunternehmen einzubrechen und sich am Sarg des Verstorbenen zu schaffen zu machen, um eine Gewebeprobe zu entnehmen. Und wenn der Tierarzt auf sich warten lässt, muss natürlich die Humanmedizinerin ran und der kalbenden Kuh bei der Entbindung beistehen. Viel plumper geht es nicht mehr.

Maria Simon kann hier wenig mehr ausrichten, als im behäbigen und melodramatischen Fernsehfilmduktus ihre Rolle gemäß den Prinzipien des Drehbuchs durchzuziehen. Glänzen kann man unter diesen Bedingungen nicht – nicht einmal Jörg Hartmann, auch wenn er sichtlich um Glaubwürdigkeit bemüht ist.

Das ZDF zeigt «Herzversagen» am Montag, 22. Oktober 2012, um 20.15 Uhr.

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