Inhalt:
Nach 17 Ehejahren zieht Peter Fischer (40) aus dem gemeinsamen Haus aus und trägt seine Umzugskisten ein paar Meter weiter ins Gartenhaus, wo er vorerst wohnen wird. Der feste Entschluss von Peter und Nina (39) lautet: "Wir wollen Freunde bleiben und weiterhin so gut für unsere Kinder sorgen, wie es nur geht." Dies ist nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis, sondern wirklich die feste Absicht der beiden Eltern. Man ist ja schließlich erwachsen.
Schon ganz am Anfang ihres neuen Lebens aber ist zu spüren, dass Peter diese Trennung nicht ganz so ernst nimmt wie Nina, die eindeutig die treibende Kraft hinter Peters Auszug ist.
Die wird sich schon wieder einkriegen, denkt er. Weit gefehlt, denn immer wieder wird das Vorhaben einer harmonischen, erwachsenen und vor allem für die Kinder untraumatischen Trennung von der bösen Realität durchkreuzt, die sich einfach nicht harmonisch und erwachsen benehmen möchte.
Darsteller:
Matthias Koeberlin («Tatort», «Danni Lowinski») ist Peter Fischer
Julia Richter («Ein Teil von mir», «Sushi in Suhl») ist Nina Fischer
Alina Ben Larbi («Doctor's Diary»)ist Laura Fischer
Marius Haas («Tatort») ist Joshua Fischer
Simon Böer («SOKO Leipzig», «Notruf Hafenkante») ist Thorben
Julia Koschitz («Doctor's Diary», «München 7») ist Julia
Kritik:
Die als Komödie angepriesene, leise Mischung aus ebenjener und Drama, «Der Klügere zieht aus», ist viel mehr als ein heiterer Schmunzelfilm. Zwar besinnt man sich auf eine weitestgehend lockere Stimmung und sympathische Interaktion der Darsteller untereinander, doch unter der Oberfläche birgt der Streifen eine durchaus ernste Thematik.
Nimmt man es ganz genau, so betrachtet «Der Klügere zieht aus» ein sich trennendes Pärchen über die Laufzeit von eineinhalb Stunden. Zunächst werden die Umstände noch mit einem relativ ironischen Unterton dargestellt, doch mit der Zeit mischt sich unter die an Komödien erinnernde Machart immer mehr Wehmut. Nicht nur bei dem durch und durch stimmigen Cast, sondern vor allem bei den Dialogkreationen. Der Humor entsteht zum Großteil aus Alltagssituationen und sogar weitestgehend aus tragischen Momenten heraus. Slapstick oder platten Witzchen räumten die Macher in dieser interessanten Produktion keinen Platz ein. Stattdessen versuchten sie, möglichst realitätsnah aus der Tragik, die sämtliche Szenerien innehaben, noch das Mindestmaß an Humor herauszuholen. Das zieht vor allem deshalb, weil sich der Plot somit durchgehend nah an der Wirklichkeit befindet und dadurch bis zum Ende offen bleibt, wie die Geschichte ausgeht. Das ist angenehm, denn so bewegt sich «Der Klügere zieht aus» von der Durchschnittsstory weg.
Vor allem die Darsteller sind es, die einen Großteil dazu beitragen, dass der Streifen von der ersten bis zur letzten Minute an sympathisch wirkt. Die Besetzung, vor allem innerhalb der Familie, kann getrost als gelungen bezeichnet werden. Man könnte fast meinen, bei den Akteuren handele es sich tatsächlich um eine Familie. Die Interaktion wirkt intuitiv, nicht gestellt und zum Teil ein wenig improvisiert. Dies passt zum Aufbau der Tragikomödie, welcher man recht schnell anmerkt, dass David Ungureit – unter anderem verantwortlich für Folgen ähnlich konzipierter Serien wie «Danni Lowinski» – hier seine Finger im Spiel hatte. Dieser zeichnete sich verantwortlich für das Buch und nahm somit Einfluss darauf, dass sich Komik und Tragik glaubwürdig die Waage halten. An seiner Seite: Kollege Mark Terjung, ebenfalls für «Danni Lowinski» bekannt.
Besonders auffällig ist, dass sich Regisseur Christoph Schnee, der, genau wie seine Kollegen, ebenfalls schon für die flotte Anwältin tätig war und für vier Episoden die Regie übernahm, dazu entschloss, an vielen Stellen Metaphern und Musik sprechen zu lassen. Der für die Musik verantwortliche Sebastian Pille (unter anderem auch für die Musikauswahl im «Tatort» tätig) schuf einen modernen Soundtrack. So wählte er bekannte Songs von Bands wie Keane und Coldplay und platzierte sie mit einer derartigen Genauigkeit, dass in diesen Momenten die Musik für sich alleine stehen kann. Indem die Macher die Beziehung des Protagonistenpaares bereits zu Beginn mit der Entwicklung von Rockbands gleichstellen, zieht sich so ein interessanter, roter Faden durch den Film.
Leider wählten die Macher einen parallelen Handlungsstrang, der für die Plotentwicklung zu keinem Zeitpunkt eine Rolle spielt und damit das Tempo aus der Inszenierung nimmt. Er beobachtet ein befreundetes Pärchen des sich trennenden Protagonistenpaares, das aber nicht genauer charakterisiert wird und dessen Grund für sein Auftreten sich somit nicht vollständig erschließt. Und auch sonst hätte den Charakteren ein wenig mehr Tiefgang gut getan. Gerade in den tragischen Momenten, so scheint es, bleibt der Plot hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das führt auch dazu, dass vor allem die letzte Viertelstunde gehetzt wirkt und weitestgehend oberflächlich erscheint.
Dennoch: «Der Klügere zieht aus» schafft das, was viele Tragikomödien nicht schaffen. Die tragischen und komischen Momente halten sich gekonnt die Waage, machen einander nicht kaputt und dank der gut aufgelegten Darsteller regt der Streifen zum Lachen und Nachdenken gleichzeitig an.
Das ZDF zeigt «Der Klügere zieht aus» am Donnerstag, den 25, Oktober um 20:15 Uhr.