Die Kino-Kritiker

«Hotel Transsilvanien»

von

Graf Dracula und seine Monster feiern eine ausgelassene Party – bis ein Mensch auftaucht.

Monster haben es schwer. Der Konkurrenzkampf unter ihnen um den Titel „Meister des Schreckens“ ist groß, zudem scheinen die Menschen immer resistenter gegen Angst zu sein. Kann man es den hart arbeitenden Kreaturen dann verübeln, einmal im Jahr Urlaub vom stressigen Berufsalltag zu machen? Die Idee zum neuen Sony Pictures Animationsfilm stammt von den Brüdern Dan und Kevin Hageman sowie Todd Durham. Und die liefert weitaus mehr als die bloße Aneinanderreihung verschiedenster Monster in einem luxuriösen Hotel. Mitten in all den turbulenten Slapstickeinlagen spielt sich eine Coming-of-Age-Geschichte ab, die sich ohne Abstriche auf das reale Leben übertragen lässt.

Willkommen im Hotel Transsilvanien, dem luxuriösen 5-Sterne-Ressort von Graf Dracula (Rick Kavanian). Hier können Monster und deren Familien ihre Urlaubsträume verwirklichen und sich ungestört von Menschen die Freiheit nehmen, die Monster zu sein, die sie gerne sein möchten. An einem besonderen Wochenende hat Dracula einige der berühmtesten Monster der Welt eingeladen – Frankenstein und seine Braut, die Mumie, den Unsichtbaren, eine Werwolffamilie und viele andere –, um den 118. Geburtstag seiner Tochter Mavis (Josefine Preuß) zu feiern.

Die Bewirtung all dieser legendären Monster stellt für Dracula kein Problem dar. Der Ärger nimmt allerdings seinen Lauf, als erstmals in der Geschichte des Hotel Transsilvanien ein Mensch die unheiligen Hallen betritt und ausgerechnet auf Mavis ein Auge wirft…

Das Potenzial der Monsterparty ist groß, bei der visuellen Präsentation und Charakterzeichnung hätten sich die Macher voll austoben können. In Betracht dessen sind Frankenstein, Gremlins und der Graf persönlich irgendwie zu brav geraten. Was wiederum einer Aussage von Regisseur Genndy Tartakovsky entspricht, der den Film unterhaltsam und lustig, aber auf keinen Fall gruselig machen wollte. So scherzen sich Werwolf, Yeti und Co über anderthalb Stunden vergnüglich durchs Hotel, eine etwaige Gruselatmosphäre wie etwa zuletzt gesehen bei «ParaNorman» oder dem schaurigschönen «Monster House» sucht man vergebens.

Daher bietet die Schar jede Menge Slapstick für die ganz jungen Zuschauer, die sich bei durch die Gegend fliegenden Gliedmaßen und trotteligen Quasimodos köstlich amüsieren werden. Der einzige Mensch in den Reihen der Kreaturen (im modischen Rothaar-Locken-Look, der seit «Merida» ja total in ist) dient lange Zeit als Ventil für Grimassen und sorgt für eine geringe Anspannung beim Gastgeber. Was er tatsächlich auslöst – und dann wird auch die zuschauende ältere Generation abgeholt – ist ein Blutbeißer-Drama zwischen Dracula und seiner Tochter Mavis.

Die hat keinen Bock auf ihre eigene Party und möchte endlich die weite Welt kennenlernen. Ihr Vater hält das für keine gute Idee, er möchte sein Ein und Alles nicht an die Menschen, die wahren Monster, verlieren. Eine aus dem Leben gegriffene Geschichte also, in der sich Eltern sicherlich sofort wiedererkennen werden. Einerseits möchte man seinen Kindern alles ermöglichen, auf der anderen Seite ist die Angst vorm Flüggewerden der eigenen Brut aber viel größer. Ab diesem Punkt gerät auch die Rasanz vom Anfang etwas in den Hintergrund und macht Platz für ernstere Töne, bei denen aber niemals der Humor auf der Strecke bleibt.

Sonys Werk fehlt der bissige Humor eines Pixar-Films, unterhalten wird man trotzdem – um dem Hotelmanager gerecht zu werden – fürstlich. Vor allem der „Check In“ der Monsterschar bringt reichlich Schauwerte mit sich. Jedoch ist es eine Filmsequenz während der von Papa Dracula organisierten Feier, die mit der höchsten Gag-Dichte aufwartet. Die kleinen Partyspielchen sind selbst für die Gäste derart langweilig, dass Jonathan mit (ungewollten) Ideen das lahme Vergnügen erst richtig zum Kochen bringt. In solchen Momenten macht das bunte Treiben mächtig Spaß.

Egal, wie alt oder anders Du bist, es gibt jemanden da draußen, der dich liebt. Eine Aussage verpackt in kindgerechter Filmsprache, garniert mit schrulligen Charakteren. Der Einsatz des 3D-Effekts macht sich zwar diesmal weitaus weniger bemerkbar als etwa im Animationshit «Madagascar 3», als störend wird man ihn allerdings auch nicht empfinden. «Hotel Transsilvanien» ist eine kurzweilige Monstersause, die jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt.

«Hotel Transsilvanien» startet am 25. Oktober in den deutschen Kinos. Der Film ist sowohl in 2D als auch in 3D zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/59919
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