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In der ersten sowie in den folgenden fünf Ausgaben befasst sich die Sendung mit dem Thema Transsexualität, indem sie sieben Menschen begleitet, die bereits eine Geschlechtsangleichung hinter sich haben oder aktuell diesem Ziel nachgehen. Bereits in der Auftaktfolge bekommt der Zuschauer alle sieben Menschen in dementsprechend eher kurzen Clips zu sehen und erfährt einige mehr oder minder interessante Hintergründe hierzu: Wie kam es zur Überzeugung, diesen recht beschwerlichen Weg zu gehen, wie nimmt das direkte Umfeld die Entscheidung auf, welche Probleme kommen auf die Betroffenen zu? Doch im Mittelpunkt des Interesses steht vor allem die technische Komponente: Wie wird an welchem Körperteil wie oft, wie lange und wie intensiv rumgewerkelt, damit die Umwandlung auch wirklich gelingt?
Und hier liegt bereits die erste offenkundige Problematik - zumindest aus Sicht eines gebildeten Menschen, der sich wirklich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt: Die Macher werfen nur einen sehr oberflächlichen Blick auf ihre Protagonisten, der sehr undifferenziert vor allem auf physische Komponenten schielt. Dies geschieht zwar auf eine für RTL II-Verhältnisse fast schon erstaunlich subtile Art und Weise, sodass man als Betrachter erst nach einiger Zeit bemerkt, wie gerne man von der Vagina über den Penis bis hin zu den Brüsten alles möglichst detailliert aufschnappen möchte - wirklich neue, tiefergehende Erkenntnisse bleiben somit aber leider aus.
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Beinahe schon verblüffend wirkt die Authentizität der Interviews mit den Betroffenen sowie ihren Angehörigen. Hier haben die Macher offenbar tatsächlich nicht viel gestellt, was gerade im Programm dieses Senders eine große Wohltat darstellt. Auch von den in vielen Formaten längst zur Selbstparodie verkommenen Endlos-Zeitlupen und Überinszenierungen sieht man weitgehend ab, sodass man sich weder für die eigene Sensationsgeilheit noch für Protagonisten und das verantwortliche Fernsehteam schämen muss. Im Gegenteil: Mehrmals kommt so etwas wie Langeweile auf, da sich der aufgeklärte Zuschauer nicht über neue Erkenntnisse erfreuen kann, der Fast-Food-Konsument jedoch auch nicht seine dringend benötigte Portion Voyeurismus-TV serviert bekommt. «Transgender» ist also so etwas wie die Transe unter den Doku-Formaten des deutschen Fernsehens, denn es ist eigentlich zu gut und angenehm für die Tonne, gleichzeitig aber auch viel zu oberflächlich und einseitig, um auch nur im Ansatz als qualitativ hochwertig zu gelten. Aber keine Angst, im Zweifel löst ein Plastikpenis sicher auch dieses Problem...