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Von den Kinogängern in Übersee und hierzulande werden die Spukgeschichten immens gut aufgenommen. Mehr als einen Dämonen und einen Priester mit schwarzer Kutte braucht es scheinbar nicht, um einen sicheren Nummer-1-Hit zu landen. Dieses Phänomen blieb auch vorm dänischen Regisseur Ole Bornedal nicht verborgen, der sich mit «Nachtwache» und dem englischsprachigen Remake «Freeze – Alptraum Nachtwache» einen Namen im Horrorgenre machte. Als Stammgast auf dem Fantasy Filmfest präsentierte Bornedal in diesem Jahr mit «The Possession» seine neueste Regiearbeit aus der Abteilung Exorzismus. In den USA schoss der Schocker – wenig überraschend – direkt auf die Poleposition der Kinocharts, obwohl im Grunde nur Altes wieder aufgewärmt wurde.
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Doch Em hat den Deckel geöffnet und einem Parasiten gleich hat sich der teuflische Insasse bereits tief in seinen unschuldigen Wirtsorganismus gebohrt…
Bornedal verzichtet bei seiner Inszenierung auf die fast schon obligatorische Handycam und suggeriert dem Zuschauer eine vermeidlich wahre Begebenheit gar nicht erst. Gradlinig und in stimmigen Bildern findet der Grusel den Weg in die Kinosäle, wackelige Einstellungen mit Record- und Batterie-Anzeige im Display braucht es da nicht. Wie eingangs erwähnt trumpft die x-te filmische Teufelsaustreibung weder mit einer facettenreichen Handlung noch mit großen Neuerungen auf. Allerdings versucht der dänische Regisseur im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, eine Gänsehautatmosphäre zu erschaffen und verlässt sich dabei nicht einzig und allein auf Effekthascherei oder terrorisierende Besessene.
Völlig außen vor gelassen werden umherfliegende Bücher, knallende Türen, orkanartige Insektenstürme und die bereits auf dem Poster groß zur Schau gestellte aus einem Mund kommende Hand zwar nicht, allerdings verfehlen diese Schockmomente auch selten ihre Wirkung. Im Zusammenspiel mit dem bombastischen Sound, der es versteht, das Grauen durch die Lautsprecherboxen zu transportieren, ergibt sich so ein atmosphärisch dichtes Szenario, welches in seiner Intensität nicht immer auf dem höchsten Level angesiedelt ist, die Geschichte aber ansprechend wiedergibt. Nun mag manch einer behaupten, dass dies kein großes Kunststück sei. Andere themengleiche Filme zeigten in letzter Zeit jedoch, dass es auch anders, auch wesentlich schlechter laufen kann.
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Die übliche Besetzung hingegen tut das Nötigste, ohne groß aufzufallen. Jeffrey Dean Morgan («Jonah Hex», «Taking Woodstock»), der als Zwillingsbruder von Bond-Bösewicht Javier Bardem durchgehen könnte, gibt den besorgten Vater und von seiner Frau getrennten Ehemann solide. Etwas schräg kommt Matisyahu als Exorzist Tzadok rüber, der etwas zu klischeebehaftet wirkt. Er darf seinem„Job“ zudem erst im tosenden Finale wirklich nachgehen.
«Possession» ist einer von vielen Exorzismus-Filmen, unter ihnen aber sicherlich einer der besseren. Die Story von Juliet Snowden und Stiles White verzeichnet zwar einige Durchhänger und lässt neue Impulse vermissen, dank der großartigen Natasha Calis, ansehnlichen Bildern und einer dröhnenden Tonspur schafft Ole Bornedal letztlich dann doch ein lautes Dämonenspektakel. Beim Filmende werden sich – wie so oft – die Geister scheiden, wenn es darum geht das Geheimnis um den mysteriösen Dibbuk aus der Schatztruhe zu lüften. Angesichts des im Vorfeld bereits zu erwartenden Erfolgs schielt Regisseur Bornedal wie selbstverständlich mit der letzten Einstellung auf einen möglichen Nachfolger. Den braucht es dann allerdings doch nicht.
«Possession – Das Dunkle in dir» startet am Donnerstag, den 8. November, in den deutschen Kinos.