Im vergangenen Mai überraschte CBS-Chefin Nina Tassler mit der Entscheidung, dass die erfolgreiche Produktion «The Mentalist» vom angestammten Sendeplatz – donnerstags um 22.00 Uhr – auf den späten Sonntagabend gelegt werden soll. Zwei Jahre zuvor spielte man noch mit dem Gedanken, die Serie auf dem ehemaligen «CSI»-Sendeplatz – also eine Stunde nach vorne – zu platzieren. Inzwischen hat man das Experiment am Sonntag gestartet und Quotenmeter wirft einen Blick auf die Quoten.
Mit durchschnittlich 9,76 Millionen Fernsehzuschauern ist die aktuelle Staffel wahrlich kein Erfolg, vor allem weil die CBS Paramount-Produktion «CSI: Miami» im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor noch auf 9,93 Millionen Menschen kam. Die Quoten waren für das Network so unbefriedigend, dass man die Staffel von 24 auf 19 Episoden herunter kürzte und die Serie am 8. April auslaufen ließ.
Könnte «The Mentalist» ein ähnliches Schicksal ereilen? Zunächst einmal nicht, denn die Serie wurde im Frühjahr 2012 um zwei weitere Staffeln verlängert. Allerdings dachten die Programmplaner und Produzenten nicht, dass die Quoten dermaßen einbrechen würden. Schon mehrere Serien wurden um mehrere Jahre verlängert, aber dann kam doch die vorzeitige Absetzung.
Bei der genauen Analyse der Einschaltquoten von «The Mentalist» fällt deutlich auf: Immer wenn es durch die Football-Nachmittagsspiele verspätete Anfangszeiten gibt, fallen die Einschaltquoten deutlich ab. Die Episoden, die um 22.00 Uhr starteten, hatten bislang über zehn Millionen Zuschauer, sämtliche Episoden mit Verspätung konnten die Zehn-Millionen-Marke nicht überspringen. Mitte Oktober erreichte eine Episode sogar nur 8,10 Millionen Fernsehzuschauer, weil diese erst zwischen 23.00 und 00.00 Uhr gezeigt wurde.
The same procedure as every year? Blickt man auf den Herbst 2011, so stellt man den gegenteiligen Effekt fest. Die Serie «CSI: Miami» verzeichnete höhere Reichweiten, wenn die Serie mit Verspätung startete. Die Episoden, die gegen «Pan Am» (ABC) oder die Football-Abendspiele (NBC) antreten mussten, waren recht schwach. Zum späteren Zeitpunkt profitierte die Serie dann aber auch nicht mehr von den späteren Sendezeiten, das Finale kam ab 22.50 Uhr nicht über acht Millionen Menschen hinaus.
Was ist eigentlich mit «Elementary» (Bild)? Die Sherlock-Holmes-Serie schlägt sich auf dem alten «The Mentalist»-Sendeplatz nicht wirklich gut. Die Episoden drei bis sechs erreichen lediglich Reichweiten zwischen 10,31 und 10,91 Millionen Fernsehzuschauer, die «Mentalist»-Reichweiten lagen rund zwei Millionen Zuseher höher. Während die neue Serie auf sechs Prozent in der Zielgruppe kommt, verzeichnete «The Mentalist» in der Regel sieben Prozent.
Und was ist nun des Rätsels Lösung? Die Programmplaner von CBS haben große Hoffnungen in «Elementary» gesteckt und werden die Serie im Februar im Anschluss an den Super Bowl zeigen, um die Reichweiten zu erhöhen. Eine vorzeitige Sendeplatzverlegung sollte bis März deshalb ausgeschlossen werden. Am Sonntag muss CBS sein Programm deutlich flexibler gestalten, um pünktliche Anfangszeiten zu gewährleiten. Konkurrent FOX hat diverse Clips der «Simpsons» & Co. für die 19.00 Uhr-Stunde vorbereitet, sodass das Abendprogramm um 20.00 Uhr pünktlich starten kann. Nina Tassler, CBS-Chefin, möchte aber auf Biegen und Brechen das Nachrichtenmagazin «60 Minutes» komplett ausstrahlen und verärgert die Zuschauer mit unterschiedlichen Sendezeiten. Kurzum: Ein Aus der teuren Warner Bros.-Serie «The Mentalist» ist möglich, aber derzeit eher noch unwahrscheinlich.